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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus
Autoren: Pierre Emme
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eigentlich nicht? Wenn sich Geld damit verdienen ließ.
    »Nun, das sage ich doch die ganze Zeit«, der junge Mann war
wirklich ein wenig begriffsstutzig, fand die Wurminzer. »Bei deinem letzten
Besuch habe ich dir die Sache doch ganz genau erklärt. Erinnerst du dich nicht
mehr?«
    Palinski konnte sich zwar erinnern, dass sie ihm die ganze
Zeit über etwas vorgequatscht hatte. Aber was das gewesen war? Keine Ahnung.
    Sein Gehörgang war damals völlig auf ›Freie Fahrt‹ gestellt
gewesen. Rein und sofort wieder raus und das ganz ohne
Geschwindigkeitsbeschränkung.
    »Nein, nein, ich bin nur etwas abwesend heute.« Zugeben
durfte er nicht, dass er ihr überhaupt nicht zugehört hatte. »Die letzten Tage
waren verrückt«, er zuckte mit den Achseln. »Zu wenig Schlaf und zu viel
Kaffee, du verstehst.«
    »Ach, du armer Bub«, Hermine blickte ihren Ehrengast voll
Mitleid an. »Na gut, wenn das so ist, werde ich dir alles noch einmal
erklären.«
    Um Himmels willen, nein, das war es nicht, was Palinski
wollte. »Nein danke, sehr lieb«, winkte er ab. »Aber ich kenne das mit den
künstlichen Diamanten. Besser, als mir lieb ist«, fügte er leise hinzu. »Dann
ist das hier so eine Art … Gedenkfeier für einen toten Hund. Oder?«
    Die Wurminzer nickte verhalten. »Na ja, eher eine Art
Leichenschmaus für den Pippi-Diamant, vielleicht.«
    »Ein Diamantenschmaus also«, stellte Palinski fest und musste
grinsen.
    »Ein Diamantenschmaus?« Hermine schien zu überlegen. »Ja, so
kann man das sagen. Diamantenschmaus, nicht schlecht. Nein, das ist sogar gut,
das gefällt mir.«
    Sichtlich zufrieden stand sie auf. »So, jetzt gibt es den
Schweinslungenbraten Florentin. Das ist ganz was Feines. Du wirst sehen, das
wird dir schmecken. Hmmmm.«
    »Warte bitte einen Moment«, Palinski war ebenfalls
aufgestanden und drückte die Frau sanft auf ihren Sessel zurück. »Ich muss dir
unbedingt etwas sagen. Vorher bringe ich keinen Bissen mehr hinunter.«

     
    *

     
    Am Nachmittag hatte ein junges Paar den völlig
leeren Parkplatz beim Donaustrandbad Klosterneuburg aufgesucht und in einer wie
eine Zunge ins Badegelände hineinragenden Parkbucht einen gut geschützten Platz
gefunden. Hier wollten sie ihren BMW wieder einmal für etwas anderes benützen
als zum simplen Spritverbrennen. Den PS-starken Boliden sozusagen der
umweltfreundlichsten Nutzung zuführen, die mit einem Auto überhaupt möglich
war. Sofern man sich dabei gegen eine unerwünschte Schwangerschaft schützte.
    Rund eine Viertelstunde später war ein dunkelblauer Renault
Scénic auf dem Parkplatz erschienen und hatte sich gleichfalls ein Platzerl
gesucht. Allerdings am anderen Ende der riesigen Parkfläche.
    Zwei Stunden und mehrere durchaus erfreuliche
Alternativnutzungen ihres Autos später wollten sich die jungen Leute wieder in
die Öffentlichkeit begeben.
    In der Zwischenzeit hatten sie im Rundfunk auch zweimal von
dem Attentäter gehört, der auf diese ›Volksmusik-Fifi‹, die beiden hielten
offenbar nicht viel von dieser ihrer Ansicht nach akustischen
Umweltverschmutzung und deren Interpreten, geschossen hatte.
    Dieser befand
sich seither aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem dunkelblauen Renault
Scénic mit dem amtlichen Kennzeichen W 21 GERD 08 B auf der Flucht.
    Als die beiden beim Verlassen des Parkplatzes langsam den
einsam abgestellten Renault passierten, zupfte sie, Helga, ihn, Gerd, am Ärmel.
»Du, Schatzi, ist das nicht der Wagen, der gesucht wird?«
    In der Tat, er war es und als gute Staatsbürger machte das
liebende Paar noch einen kurzen Umweg über die nächste Polizeistation, ehe sie
zur Party aufbrachen, zu der sie heute eingeladen waren.

     
    *

     
    »Also gut, wenn es sein muss, sag mir halt, was
du zu sagen hast«, willigte Hermine spröde ein. »Aber tummel dich ein bisserl,
damit uns der Schweinslungenbraten nicht zach wird. Sonst schmeckt er ledrig
und ist nicht mehr zum Derkiefeln.«
    Die absolute Norm dieser Frau, an der sich offenbar ihr
ganzes Leben orientierte, konnte doch nicht wirklich der ideale Garzustand
ihrer jeweils gerade am oder im Herd befindlichen Speisen sein, wunderte sich
Palinski. Aber bitte, jeder, wie er mochte.
    »Ich werde es auch so schnell wie möglich machen«, erklärte
er bereitwillig, »allerdings wird es sicher ein paar Minuten dauern.«
    Wie brachte man einer fürsorglichen Großmutter bei, dass ihr
geliebter Enkel aller Wahrscheinlichkeit nach ein Mörder war? Und das auch noch
möglichst rasch,
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