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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir
Autoren: B Hendee
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ließ sie erst los, als sie auf den Knien war.
    »Leesil!«, rief Wynn.
    Leesil kam auf der anderen Seite des Pfades aus dem tiefen Schnee, mit einem Stilett in jeder Hand. Irgendwie hatte er es geschafft, die Klingen zu ziehen, sie in den Boden zu stoßen und sich auf diese Weise am Hang zu verankern.
    Chap sauste an Magiere vorbei und sah in die Schlucht.
    Taffs hintere Körperhälfte hing mitten in der Luft, und Wynn hielt sich an der Last auf dem Rücken des Pferdes fest. Sie war voller Schnee. Die Schnur, die ihre Hand mit dem Sattelknauf verbunden hatte, war gerissen, und nur die Verschnürung des Gepäcks auf Taffs Rüstung verhinderte ihren Sturz in die Tiefe. Sie baumelte über dem Abgrund und stieß immer wieder gegen das Pferd, das mit den Hinterbeinen trat und versuchte, an der Felswand Halt zu finden. Wynn riss die Augen auf, als sie Chap sah.
    »Hilf mir!«, rief sie und wollte sich nach oben hangeln.
    Taff wieherte vor Panik, als er noch weiter über den Rand rutschte. Schultern und Vorderbeine des Hengstes sanken tiefer in den Schnee, der erneut in Bewegung geriet und zu beiden Seiten des Pferdes in die Schlucht donnerte. Wynn bekam einen Teil davon auf den Kopf, und der Wind schlug ihr den losen Planenzipfel ins Gesicht.
    Chap beugte sich nach unten, aber die junge Weise war zu weit entfernt.
    »Leesil, hilf Wynn!«, rief Magiere, sprang zu Taff und griff nach den Zügeln.
    Doch Leesil eilte in die andere Richtung, zu Teufelchen am Rand der Lawine.
    »Halt dich fest!«, rief er. »Ich bin gleich da!«
    Teufelchen wieherte und versuchte, aus dem Schnee zu springen, der um ihre Beine herumgeströmt war. Leesil nahm die Zügel, zog den Kopf der Stute nach unten und langte unter die Plane auf ihrem Rücken. Er zog etwas darunter hervor und stapfte dann zu Magiere.
    »Ich komme!«, rief er.
    In der Hand hielt er Magieres Falchion. Als er sie erreichte, stieß er es mit beiden Händen durch den Schnee. Magiere packte das Heft, als der Wind ihre Decke fortriss.
    Chap schaute hilflos in die Tiefe, während Wynn nach Luft schnappte und mit der freien Hand nach Halt suchte. Taffs Vorderbeine wühlten im Schnee, und Chap wich zur Seite, um nicht von einem Huf getroffen zu werden.
    Wynn schrie, als der Bauch des Pferdes über das Felsgestein des Schluchtrands rutschte.
    Leesil hielt Magiere an der Hüfte, als sie an dem im Boden steckenden Falchion zog. Sie schlang das linke Bein darum, setzte sich und versank bis zur Taille im Schnee. Die Brust gegen die flache Seite des Schwerts gedrückt, saß sie da und griff nach Taffs Halfter. Das Heft des Falchions bohrte sich in ihr Kettenhemd, als das Pferd weiter in den Abgrund rutschte und seine Vorderbeine den Rand der tiefen Schlucht erreichten.
    Der heiße Atem des Hengstes erreichte Magiere. Seine Augen waren ebenso groß wie die ihren, die jetzt ganz schwarz wurden. Gehalten vom Falchion schloss sie beide Hände fest ums Halfter und versuchte zu verhindern, dass Taff in die Schlucht fiel.
    »Hol Wynn«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Die Tränen, die immer ihre Veränderung begleiteten, hatten gerade die Wangen erreicht, als sie auch schon vom Wind fortgerissen wurden. Ihre Lippen teilten sich, und ein Knurren kam aus dem Mund, in dem sich nun lange, spitze Eckzähne zeigten.
    Die Dhampir in Magiere kam ganz zum Vorschein, und mit all ihrer Kraft zog sie an Taffs Halfter, verhinderte damit, dass der Hengst noch weiter über den Felsrand rutschte.
    Leesil ließ Magiere los und wollte aufstehen, doch sofort bog sich die Klinge des Falchions. Rasch hockte er sich wieder in den Schnee und schlang die Arme um Magiere.
    »Kletter hoch!«, rief er. »Wynn, du musst zu uns hochklettern!«
    Chap stand direkt am Rand, grub dort mit den Pfoten, sah zu Wynn hinab und bellte. Die junge Weise sah voller Furcht und Verwirrung zu ihm auf.
    »Klettern!«, rief Leesil erneut.
    Wynn griff nach der nächsten Schnur in ihrer Reichweite, zog sich hoch und stützte einen Fuß an Taffs Seite. Sofort trat das Pferd wieder, und die Schnur in Wynns Hand gab nach.
    Sie drehte sich und schwang herum, stieß mit Rücken und Kopf an die Felswand unter Chap, der sah, dass sich die andere Hand aus der Verschnürung des Gepäcks zu lösen drohte.
    Er machte einen Satz nach vorn.
    Mit einer Pfote stützte er sich an Taffs Seite ab, schnappte nach Wynns Handgelenk und biss zu. Die Zähne bohrten sich durch den dicken Handschuh, und er schmeckte Blut. Wynn gab einen
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