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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir
Autoren: B Hendee
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    »Das wäre durchaus möglich«, sagte Brot’ân’duivé.
    Die plötzliche Wärme in seinen Augen erstaunte Eillean. Wie brachte er es immer wieder fertig, das Richtige zur richtigen Zeit zu sagen, mit möglichst wenigen Worten und in einem ärgerlichen Tonfall?
    Emotionen hatten wirklich keinen Platz im Leben eines Anmaglâhk. Sie trübten bloß das Urteilsvermögen, wenn es darauf ankam, rasch zu handeln. Schnelle Reaktionen waren es, die in Stille und Schatten über Leben und Tod entschieden. Natürlich wusste das auch Brot’ân’duivé, aber trotzdem fand er immer wieder eine Gelegenheit, sie zu reizen.
    Eillean trat vor ihn, und dadurch blieb ihm nichts anderes übrig, als stehen zu bleiben.
    »Schwör mir: Ganz gleich, was geschieht, was auch immer du tun muss t … Du wirst Cuirin’nên’a schützen und ihre Vision zu deiner machen. Schwör mir, dass all das, was sie getan hat, nicht umsonst sein wird.«
    Brot’ân’duivé legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie glitt am Arm entlang zur Hand.
    »Ich schwöre«, flüsterte er.
    Eillean hatte ihren Partner, Cuirin’nên’as Vater, vor vielen Jahren verloren. Sein Tod hatte sie schwer getroffen, und fast wäre sie ebenfalls gestorben. Jetzt war sie zu alt für solche Gefühle, und doc h …
    Sie legte die freie Hand auf Brot’ân’duivés Brust, grub die Finger in den Stoff seines Umhangs und ließ erst los, als seine Hand die ihre freigab.
    Wer unter den Lebende n – selbst bei den Anmaglâh k – konnte von sich behaupten, nie ein Narr im Herzen gewesen zu sein?

1
    Im Schneesturm fiel Chap das Atmen schwer, und bei jedem Schritt sank er fast bis zur Brust im kalten Weiß ein, das sich auf dem Pfad am steilen Hang zu hohen Verwehungen angesammelt hatte. Er blinzelte im Wind und spürte, wie die Kälte in seine Pfoten biss.
    Eine dicke Schneekruste lag auf seinem Fell und der Decke, die ihm Magiere um den Leib geschlungen hatte. Das Bild vor seinen Augen verschwamm, wenn er zu lange in den weißen Himmel starrte. Rechts von ihm ging es hinab in eine tiefe Schlucht, und auf der linken Seite ragte der Hang steil empor, bis hin zu dem im Schneetreiben verborgenen Gipfel.
    Drei Tage lang hatte Chap seine Begleiter durch Schnee und Hagel geführt. Dies war der dritte Schneesturm, durch den sie sich kämpfen mussten, seit sie vor einem Mond damit begonnen hatten, sich einen Weg durch die winterlichen Gebrochenen Berge zu suchen. Die von Wynn in Soladran beschaffte Karte hatte ihnen zunächst bei der Orientierung geholfen, aber jenseits der Gebirgsausläufer der Kriegsländer nützte sie kaum mehr etwas.
    Chap hatte diese Berge nur einmal zuvor überquert, ebenfalls im Winter, als Welpe. Leesils Großmutter Eillean hatte ihn in Begleitung des hinterlistigen Brot’ân’duivé getragen. Hier und heute, so viele Jahre später, versuchte Chap, nicht an sein Versagen zu denken.
    Er fand keinen Weg ins Reich der Elfen.
    Chap legte die Ohren an. Wenn er sie hob, trieb der Wind Schneeflocken hinein, und dann bohrte sich ihm eisiger Schmerz durch den Kopf. Aber selbst jener Schmerz richtete nichts gegen seine wachsende Besorgnis aus. Die Furcht wuchs, als er über den schmalen Pfad blickte.
    Ein Dutzend Schritte hinter ihm stapfte eine kleine Gestalt, die sich fast im wirbelnden Weiß verlor: Wynn. Die junge Weise kämpfte sich neben der größeren Silhouette eines beladenen Pferdes durch den Schnee, entweder Taff oder Teufelchen. Weiter hinten folgten zwei weitere Gestalten und der Schemen des zweiten Pferdes.
    Drei Fragen quälten Chap, während er darauf wartete, dass seine Gefährten zu ihm aufschlossen.
    Warum säte Aoishenis-Ahâre, der Älteste Vater, Krieg unter den Menschen? Warum hatten die Andersdenkenden bei den Anmaglâhk, unter ihnen Leesils Mutter und Großmutter, Leesil geschaffen, damit er einen Feind tötete, von dem sie gar nichts wussten? Warum war Chap von seinem eigenen Volk, den Feen, verlassen worden?
    Vor mehr als einer Jahreszeit hatte er zusammen mit Magiere und Leesil Miiska verlassen. Jeder Tag und jede zurückgelegte Meile brachten mehr Fragen, die er nicht beantworten konnte. Zu Anfang war es ihm nur darum gegangen, Magiere zu finden und zu verhindern, dass sie dem zurückkehrenden Feind in die Hände fiel. Leesil war sein Instrument gewesen, mit dem er dieses Ziel erreichen konnte. Es hätte eine einfache Aufgabe sein sollen, leicht zu erfüllen. Vielleicht machte ihn dieses Leben in Fleisch und Blut töricht und naiv;
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