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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir
Autoren: B Hendee
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wir vor diesem Wind geschützt sind.«
    Chap drehte sich und schaute den Pfad entlang. Für einen Moment vergaß er die Vorsicht, stellte die Ohren auf und lauschte. Sofort geriet Schnee hinein, und die Kälte brachte den Kopfschmerz zurück.
    Wo sollte er so hoch oben in den Bergen Obdach finden?
    Der schmale Weg führte über den steilen Hang, vorbei an Felsvorsprüngen und Schneewehe n – eine Höhle hatte Chap den ganzen Tag über nicht gesehen. Der letzte Ort, an dem sie übernachtet hatten, lag einen halben Tagesmarsch hinter ihnen. Sie waren viel zu müde, vor Einbruch der Dunkelheit dorthin zurückzukehren.
    Chap folgte dem Verlauf des Pfades, und seine kalten Muskeln schmerzten. Hinter dem nächsten Felsvorsprung blieb er stehen und versuchte an diesem leblosen Ort, das Element des Geistes wahrzunehmen. Er dehnte seine Gedanken in den anderen Elementen aus, in Erde, kalter Luft und gefrorenem Wasse r – nicht im Feuer, das hier fehlt e – , fügte die eigene geistige Präsenz hinzu und rief nach seinem Volk.
    Hört ihr mich? Bitte kommt, denn wi r … ic h … brauche euch.
    Die Kälte von Stein, Schnee und gefrorener Erde kroch in seinen Beinen hoch.
    Keine Antwort. Das Schweigen der Seinen brachte nicht mehr Verzweiflung, als bereits in ihm wohnte. Sein Geist rief weitere Worte.
    Wie oft muss ich noch bitten?
    Er hatte es oft genug versucht. Einmal war Wynn zusammengezuckt, und da hatte Chap gewusst, dass sie seine Bemühungen fühlt e – die junge Weise entwickelte ein immer deutlicheres Gespür für seine Versuche, Kontakt aufzunehmen.
    Seit dem Verlassen von Soladran hatte Chap nicht mehr mit den Seinen gesprochen. Voller Empörung hatte er sich von ihnen abgewandt und war fliehenden Bauern zu Hilfe geeilt. Sooft sie ihn zuvor auch gescholten hatte n – seit sie in den Bergen unterwegs waren, weigerte sich sein Volk hartnäckig, auf seine Bitten zu reagieren.
    Chap sah im Schneesturm zu den drei Silhouetten zurück, die sich neben den beiden Pferden zusammendrängten.
    Ich habe sie hierher gebracht. Und jetzt droht uns hier allen der Tod!
    Der Wind heulte um den Gipfel weiter oben und schuf ein klagend klingendes Pfeifen, das in einem sonderbaren Stakkato aus schrillem Zirpen endete. Es war die einzige Antwort, die Chap bekam. Er hob den Kopf und horchte.
    Der Schrei eines Pferdes, begleitet von einem dumpfen Donnern.
    Weiter oben am Hang kam der Schnee in Bewegung. Chap spannte instinktiv die Muskeln.
    Er lief über den Pfad zurück und kämpfte sich durch den hohen Schnee. Mit jedem Sprung wuchs seine Besorgnis. Das Grollen schwoll an, während die Entfernung zu seinen Gefährten schrumpfte.
    Leesil verschwand in wogendem Weiß.
    Die Schneemassen trafen Taff und donnerten über das Pferd hinweg, als Teufelchen schrie und zurückwich. Taffs Hinterteil drehte sich in Richtung Schlucht und stieß gegen Magieres Rücken. Chap verlor sie und Wynn aus den Augen, als die Lawine an ihm vorbeistürzte.
    Chaps Bellen verlor sich im Zischen des Winds und dem Donnern der Lawine. Am Rand der wie ein Fluss strömenden Schneemassen verharrte er. Zweimal wagte er es hineinzuwaten, und beide Male musste er zurückspringen, weil er den Halt zu verlieren drohte.
    Taffs Kopf und Vorderbeine erschienen im Schnee, der zu beiden Seiten des Tieres vorbeirutschte. Das Pferd würde von der weißen Flut mitgerissen werden, und von den anderen sah Chap nichts. Taff befand sich direkt am Rand der Schlucht, warf den Kopf hin und her und wühlte mit den Vorderbeinen im Schnee, konnte sich aber nicht aufrichten.
    Der Fluss aus Schnee wurde langsamer, und Chap sprang hinein, bevor er ganz zur Ruhe kam.
    Er lief zu dem Pferd, grub die Schnauze ins kalte Weiß und suchte nach Verschütteten. Nach wenigen Sekunden stieß seine Schnauze gegen etwas.
    Er roch geöltes Leder und Wolle. Sein linker Unterkiefer strich über etwas aus Metall. Chap schnappte nach dem Leder, und fast im gleichen Augenblick kam eine Stimme aus der Schlucht.
    »Magiere!«
    Wyn n – sie befand sich irgendwo dort unten und lebte noch. Chap hielt sich nicht mit der Frage auf, wie es der jungen Weisen gelungen war zu überleben. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, an dem Kettenhemd zu ziehen, in das er seine Zähne gebohrt hatte.
    Eine Hand kam aus dem Schnee und tastete nach seinem Hals.
    Chaps Krallen kratzten unter dem Schnee über Felsgestein, als er zurückwich und Magiere vom Rand der Schlucht zog, wo sie sich mit einer Hand festgeklammert hatte. Er
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