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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir
Autoren: B Hendee
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behelfsmäßigen Zelt den Mantel enger um die Schultern zog und Welstiels Gemurmel lauschte.
    »Eisige Festun g …, zeig mi r …, w o … «
    Chane neigte den Kopf.
    Mit dem dunklen Haar, das an den Schläfen weiße Stellen aufwies, sah Welstiel aus wie ein feiner Herr Anfang vierzig. Aber die vergangenen Monate seit dem Aufbruch aus der Stadt Bela waren auch an dem sonst so peniblen und makellosen Welstiel nicht spurlos vorübergegangen.
    Zerzaustes Haar, schmutzige Stiefel und ein Mantel, der zu zerfransen begann, machten es für Chane schwer, den vielgereisten Adligen zu erkennen, dem er einst begegnet war.
    Chane verzog das Gesicht. Er wusste, dass er selbst nicht besser aussah.
    »Kuge l … «, murmelte Welstiel.
    Chane versuchte, sich auf die Worte seines Reisegefährten zu konzentrieren. Ein alter Instinkt veranlasste ihn, den Kragen seines verschlissenen Mantels hochzuschlagen.
    Kälte war ein Problem der Sterblichen, das ihn nicht betraf, aber er hungerte und sehnte sich nach warmem Blut voller Leben. Er litt so sehr unter dem Hunger, dass seine Gedanken abdrifteten.
    Vor gut einem Mond hatten Welstiel und er Magiere und ihre Begleiter durch die Kriegsländer bis zur Stadt Venjètz verfolgt. Sie hatten nicht gewusst, dass Welstiel ihnen auf den Fersen war, und Chane hatten sie für tot gehalten, nachdem er von Magiere im dunklen Wald des östlichen Dröwinka enthauptet worden war. Welstiel blieb unentdeckt, aber Chane hielt es für möglich, dass Magiere inzwischen von seiner Rückkehr ins Leben wusste.
    Von einer Händlergruppe, der sie unterwegs begegneten, kaufte Welstiel kräftige Pferde, Korn als Futter für sie und einen schon recht abgetragenen Mantel für Chane. Er beschaffte auch Segeltuch, mehrere Dolche und eine Laterne. In sicherem Abstand folgten sie Magiere, Leesil, Wynn und Chap durch die Gebirgsausläufer in die Gebrochenen Berge, dort, wo sie auf die Kronenberge stießen. Am zwölften Abend in jenen Höhen bereitete sich Chane auf die nächtliche Reise vor, als Welstiel auf sein Pferd stieg und sich nach Südosten wandte. Fort von Magiere.
    »Wir folgen unserem eigenen We g – in die Kronenberge. Magiere wird dort zu uns stoßen, wenn sie damit fertig ist, Leesils Vergangenheit bei den Elfen nachzujagen.«
    Er hatte ruhig gesprochen, aber Chane wusste es besser. Er spürte Resignation bei seinem Begleiter. Kein Untoter konnte die Wälder der Elfen betreten, hatte Welstiel einmal behauptet.
    Chane hörte etwas, horchte und brachte sein Pferd dann neben Welstiels Reittier.
    Stimmen erklangen vom Berghang herab, nicht laut genug, dass man Worte verstehen konnte. Chane erweiterte sein Sehvermögen und bemerkte weit oben Bewegung. Unter einem granitenen Vorsprung in der Flanke des Berges hatten Magiere und ihre Gefährten ein Lager aufgeschlagen. Chane sah den Schein des Lagerfeuers, und seine Hände schlossen sich fester um die Zügel.
    Wynn hockte neben den züngelnden Flammen.
    Und Welstiel wollte, dass sie sich jetzt entfernten?
    Zorn gesellte sich zu Chanes Hunger, als er einen letzten Blick auf Wynn warf, die seinen Mantel trug. Welstiel schien das nicht aufgefallen zu sein, soweit Chane das feststellen konnte.
    In ihrer letzten Nacht in Venjètz hatte Chane Wynn aus Darmouths Feste in Sicherheit gebracht. Das wusste Welstiel, und Chane hatte es auch nicht abgestritten. Wynn blieb allerdings die ganze Zeit über bewusstlos und sah nicht, wer sie trug. Doch die anderen, die bei ih r waren – eine gebrechliche, aber scharfsichtige Adlige und ein seltsames Mädche n –, hatten Wynn bestimmt gesagt, dass er da gewesen war.
    Und er hatte Wynn mit seinem Mantel bedeckt.
    Den Gedanken, dass sie so weit entfernt war, ohne seinen Schutz insbesondere vor den engstirnigen Elfen, fand Chane unerträglich. Doch er machte Welstiel keine Vorwürfe.
    Er gab Magiere die Schuld.
    Wynn wäre bereit gewesen, der bleichen Schlampe in die Unterwelt jeder längst vergessenen Religion zu folgen. Chane hatte einmal vergeblich versucht, es ihr auszureden. Was auch immer er sagte oder tat, er konnte Wynn nicht umstimmen. Jetzt hatte er kein Zuhause mehr, nichts, das er sich wirklich wünschte, und keine andere Zukunft als die, Welstiel zu folgen, dem es darum ging, irgendeine seltsam e … Kugel zu finden.
    Welstiel glaubte, dass ein altes Artefakt ihn von der Notwendigkeit befreien würde, Blut zu trinken. Was das Wie betraf, nannte er keine Einzelheiten. Aus hier und dort fallen gelassenen Bemerkungen entnahm
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