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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir
Autoren: B Hendee
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Chane, dass Welstiel hoffte, sich nicht länger »entwürdigen« zu müssen. Zuvor hatte er geglaubt, jenes Artefakt nur mit Magieres Hilfe finden zu können, aber inzwischen plante er, es allein aufzuspüren und sie dann zu sich zu locken, sobald sie das Reich der Elfen verließ. Falls sie es jemals wieder verlassen würde.
    Die »Kugel«, der Welstiels Besessenheit galt, führte Chane von der einen Sache fort, die ihm mehr bedeutete als alles andere. Welche Informationsquelle Welstiel auch in seinem Schlaf fand, sie hatte damit begonnen, dies und das preiszugeben, wie eine Spur aus Brotkrumen, die einen hungernden Vogel in den Käfig lockt. Doch die Spur war unvollständig. Steckte Absicht dahinter?
    Chane wollte nur einen Weg in die Welt der Weisen finden, seine letzte Verbindung mit Wynn. Dafür brauchte er das versprochene Empfehlungsschreiben von Welstie l – mehr als einmal hatte dieser eine ehemalige Verbindung zu jener Gilde angedeutet. Deshalb folgte Chane ihm wie ein gehorsamer Bediensteter. Doch dann wandte sich Welstiel entgegen aller Vernunft von Magiere a b … und damit auch von Wynn.
    Es ergab keinen Sinn, wenn Welstiel Magieres Spur später wiederaufnehmen wollte, denn wenn sie später zurückkehrt e – falls sie zurückkehrt e – , so durch die Gebrochenen Berge. Etwas in Welstiels Träumen trieb ihn zu den Kronenbergen.
    Jetzt hockte der hungernde Chane in einem behelfsmäßigen Zelt, in einen abgenutzten Mantel gehüllt und ohne Menschen in der Nähe, deren Blut ihm neue Kraft geben konnte.
    Welstiel drehte den Kopf zur Seite, und zum Vorschein kamen Hals und Kehle.
    Chanes Hunger wurde noch stärker.
    Konnte ein Untoter das Blut eines anderen trinken? Konnten sie sich gegenseitig Lebenskraft stehlen?
    Es war zwölf Tage her, seit Chane zum letzten Mal Blut geschmeckt hatte. Sein Haut fühlte sich wie trockenes Pergament an, und sein Blick klebte an Welstiels Hals fest.
    »Wach auf«, krächzte er.
    Die eigene Kehle schmerzte bei diesen Worten. Chane hob die Hand und rieb die Narbe, die Magieres Falchion zurückgelassen hatte.
    Welstiel öffnete die Augen, setzte sich langsam auf und ließ den Blick umherstreichen. Wenn er erwachte, war er zunächst immer desorientiert.
    »Wir sind im Zel t … schon wieder«, sagte Chane.
    Die Verwirrung wich aus Welstiels Gesicht. »Bereite die Pferde vor.«
    Chane rührte sich nicht. »Ich brauch e … Nahrung!«
    Fast begierig wartete er auf eine verärgerte Antwort. Welstiel musterte ihn, und für einen Moment glaubte Chane, Sorge in seinem Gesicht zu erkennen.
    »Ja, ich weiß. Wir kehren in tiefer gelegene Bereiche zurück, wo es Menschen gibt.«
    Der Zorn blieb Chane im Hals stecken. Welstiel hatte sich zu schnell bereit erklärt. Offenbar sah man ihm die Überraschung an, denn eine gewisse Schärfe erklang in Welstiels Stimme, als er hinzufügte: »Du nützt mir nichts, wenn du schwach bist.«
    Welstiels Eigeninteresse spielte keine Rolle, solange tatsächlich Aussicht auf menschliches Blut und die Kraft des Lebens darin bestand. Chane schlug die Eingangsplane beiseite, trat nach draußen und richtete sich unter den Zweigen von Kiefern auf. Welstiel folgte ihm.
    Chane war einen halben Kopf größer und schien etwa zehn Jahre jünger zu sein. Das zerzauste rotbraune Haar war lang genug, dass er es hinter die Ohren streichen konnte.
    Schneeflocken fielen zwischen den Bäumen, die sich inmitten einer öden Felslandschaft von einem erbarmungslosen Wind gebeugt nach Norden neigten. Chane verabscheute seine monotone, hungrige Existenz. Er schloss kurz die Augen und erinnerte sich voller Sehnsucht an die Nächte in Bela bei der Gilde der Weisen.
    Warme, helle Zimmer voller Bücher und Schriftrollen. Die Einrichtung bestand aus einfachen Stühlen und Tischen, auf denen aber so viele interessante Dinge lagen, dass man kaum entscheiden konnte, wo man die Reise in unbekannte Vergangenheiten und zu vergessenen Orten beginnen sollte. Der Duft von Pfefferminztee wehte durch den Raum, und Wynn erschien, begrüßte ihn mit einem herzlichen Lächeln.
    Chane kehrte aus den Erinnerungen zurück, drehte sich wie benommen um und machte sich daran, die Pferde zu satteln.
    So kräftig die Tiere auch waren: Sie zeigten Anzeichen von Erschöpfung und mangelnder Ernährung. Als die Vorräte schwanden, hatte Chane damit begonnen, ihr Korn zu rationieren.
    Géorn-metade …
    Wynns numanischer Gruß fiel ihm plötzlich ein. Sie beherrschte viele Sprachen, und dies war die Sprache
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