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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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Gegenstand umgab. Dieses in indigoblauen Filz gehüllte Objekt holte er hervor.
    Welstiel wickelte es aus, und zum Vorschein kam ein Kästchen aus schwarzem Leder. Er klappte den Deckel auf. Im Innern des Kästchens ruhten sechs Ampullen auf einem Filzpolster, jede von ihnen mit einem silbernen Schraubverschluss. Bis auf eine waren sie alle leer, und diese eine enthielt trübe Flüssigkeit, die wie wässrige violette Tinte aussah.
    Zwei Dosen pro Ampulle, und eine Dosis hielt den Schlaf nur für einige Tage fern. Er brauchte viel mehr, so viel, wie er bekommen konnte. Am kommenden Abend wollte er im Kloster nach den Dingen suchen, die er brauchte, um mehr von der Flüssigkeit herzustellen. Er hoffte, dass die verborgene Enklave der Priester-Heiler alle Zutaten enthielt, die er brauchte.
    Er hatte es satt, eine Marionette zu sein. Er wollte keine Befehle mehr von seiner Traumherrin entgegennehmen.
    Von jetzt an diente er nur noch sich selbst. Ihm lag nichts daran, den schwarzen Schuppenleib, dem er so oft im Traum begegnet war, jemals wiederzusehen. Er schraubte die letzte Ampulle auf, und ein Geruch wie von Fisch stieg ihm in die Nase, als er die Hälfe des Inhalts trank.
    Welstiel schnitt eine Grimasse und wünschte sich Tee, um den Geschmack aus dem Mund zu spülen. Er schloss die Ampulle und legte sie aufs Polster zurück. Dann klappte er den Deckel zu und verstaute das Kästchen wieder in seinem Rucksack.
    Die Kugel, die er sich so sehr wünschte, das versprochene Artefakt aus der verlorenen Vergangenheit der Welt, befand sich in einer von Eis umgebenen Burg und wurde von den Alten bewach t – von Vampiren. Sobald er die Kugel in seinem Besitz hatte, brauchte er nie wieder das Blut von Sterblichen zu trinken. So lauteten jedenfalls die Worte seiner Traumherrin.
    Früher hatte er geglaubt, dass er jenen Schatz finden könnte, indem er Magiere manipulierte, seine Halbschwester. Unglücklicherweise war ihr Verhalten immer unberechenbarer geworden. Doch bestimmte Worte, in seinen Träumen geflüstert, klangen nach wie vor wahr.
    Die Schwester der Toten wird dich führen.
    Die spärlichen Auskünfte der Traumherrin waren oft vage und manchmal widersprüchlich gewesen, aber an diese wenigen Worte glaubte Welstiel. In seinen Träumen hatte er auf der Treppe der Burg mit den sechs Türmen eine Gestalt gesehen, die vor dem großen eisernen Tor wartete. Er wusste, dass er Magiere brauchte. Sie war notwendig, entweder um Zugang zu jenem Ort zu bekommen, oder damit sie als Jägerin der Untoten die Wächter überwand. Aber wenn Welstiel weder Magiere kontrollieren noch seiner Traumherrin trauen konnte, so brauchte er mehr als nur seine Schwester, um erfolgreich zu sein.
    Er benötigte Diener: dumme, wilde Geschöpfe ohne die Schwächen von Sterblichen. Wie die Wesen, die hinter den blockierten Türen wimmerten und schrien.
    Während der dritten Nachtwache begann Chanes Verstand zu zerbröckeln. Die Verwandelten heulten und schlugen immer wieder an die Türen ihrer Zellen, und ihre Stimmen ließen Gier in ihm emporsteigen. Er versuchte, sich mit Gedanken an Wynn abzulenken und sich eine Existenz fern von diesem Ort vorzustellen, doch seine Unruhe wuchs.
    Als Chane das Geräusch von splitterndem Holz hörte, sprang er auf und lief zur ersten Tür auf der linken Seite.
    Die obere Ecke bog sich nach innen, und in der Lücke zeigten sich bleiche Finger mit gebrochenen Nägeln. Schwarze Flüssigkeit klebte an ihnen. Chane schlug mit einer Eisenstange auf die Knöchel.
    Ein wütendes Knurren kam aus dem Zimmer, und die Finger verschwanden. Chane blockierte die Tür mit einer zusätzlichen Stange.
    Er hielt sich die Ohren zu und versuchte, dem Wimmern, Stöhnen, Kreischen und Kratzen am Holz auf diese Weise zu entkommen. Bis zum Ende des Flurs wich er zurüc k – weiter von den Türen weg konnte er nicht, ohne das Obergeschoss zu verlassen.
    Jagen, die Zähne in eine warme Kehle bohre n … zu fühlen, wie frisches Blut in den Mund strömt e – erneut machte sich Sehnsucht in Chane breit.
    Sein Blick glitt zur anderen Seite des Flurs, zu den nur mit Holzstücken gesicherten Türen.
    Wie lange würde Welstiel seine neuen Kinder hungern lassen, bis er ihnen Nahrung gab? Was mochte geschehen, wenn das Blut der Lebenden nicht für sie reichte? Vielleicht blieb nicht genug für ihn übrig, und dann musste er wieder aus dem elenden Napf trinke n … Er wandte sich von den Türen ab, und sein Blick fiel auf die sechste Zelle der rechten
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