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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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–benutzteerimmerwieder,undeswiesChanedaraufhin,dasssichWelstielseinerPräsenzdurchausbewusstwar.DerTonfallkameinerWarnunggleich,underwicheinwenigzurSeite.
    »Zurück ins Gebäude mit dir!«, befahl Welstiel.
    Chane zögerte erneut.
    Welstiel stand wie zu Eis erstarrt, eine bleiche Säule aus Fleisch im fallenden Schnee.
    Chane sehnte sich danach, frisches Blut zu trinken. Die dunkle Flüssigkeit aus Welstiels Napf gab ihm mehr Kraft, aber in jeder anderen Hinsicht ließ sie ihn seltsam unbefriedigt. Eine andere Sehsucht war noch größer, nach einer neuen Existenz, die es ihm gestattete, in der Gilde der Weisen seine Nächte mit dem Studium von Sprachen und Geschichte zu verbringen. Er schloss die Augen und sah Wynns ovales Gesicht vor sich. Konnte er dieses Ziel allein erreichen und Welstiels Wahnsinn entkommen?
    »Hinein!«, sagte Welstiel. »Oder bleib hier und verbrenne in der Sonne!«
    Chane hob den Blick zum Himmel.
    Im Osten hob ein mattes Glühen die Konturen der Berge hervor. Wo an diesem Ort konnte er Schutz vor der Sonne finden, wenn er jetzt loslief?
    Er betrat das Gebäude, und Welstiel folgte ihm, warf die Tür hinter sich zu.
    »Setz dich!«, sagte Welstiel. »Bald brauche ich deine Hilfe. Du sollst über sie wachen, wenn sie auferstehen.«
    Chane sah zur dunklen Treppe und verstand.
    Schon einmal hatte er einen Untoten dabei beobachtet, wie er so viel Blut trank, bis er alles erbrach. In der fernen Stadt Bela hatte er in einer dunklen Gasse gewartet, während sein Herr Toret zwei Matrosen tötete, die in der nächsten Nacht als gehorsame Diener aus dem Tod zurückkehrten.
    »Du erschaffst mehr von uns?«, fragte Chane.
    Welstiel ging zur vorderen Ecke des Raums und kramte in seinem Gepäck.
    Chane erinnerte sich an ein bestimmtes Detail bei Torets Bemühungen und betrachtete Welstiels Unterarme. Es gab keine Striemen an ihnen. Nichts deutete darauf hin, dass er die Opfer gezwungen hatte, sein eigenes Blut zu trinken.
    »Sie werden tot bleiben«, zischte Chane. »Du hast ihnen nicht von dir zu trinken gegeben.«
    Welstiel schnalzte voller Abscheu mit der Zunge. »Noch mehr Aberglaub e … selbst unter Geschöpfen wie uns.«
    Es war für Chane nicht die erste Zurechtweisung dieser Art, und er schwieg nachdenklich. Wenn es nicht nötig war, einem Opfer vom eigenen Blut zu trinken zu gebe n … Wie kam es dann, dass manche von ihnen zu Untoten wurden und andere nicht?
    Chanes Gedanken kehrten zu den kleinen Zimmern auf beiden Seiten des Flurs zurück. Er versuchte, sich an die genaue Anzahl der Menschen zu erinnern.
    »Wie viele?«, fragte er.
    »DaserfahrenwirerstmorgenAbend«,antworteteWelstielundvergewissertesich,dassdieFensterlädenfestverschlossenwarenundvorderSonneschützten.»Ichhabemirzehnvonihnenvorgenommen.«
    Chane starrte ihn an. Toret hatte nur zwei Menschen gleichzeitig verwandelt und war anschließend vollkommen erschöpft gewesen.
    »Zehn?«, fragte Chane ungläubig. »In diesen Bergen? Und als Nahrung bleiben nur die wenigen noch lebenden Menschen?«
    »Nein«, erwiderte Welstiel. »Zehn Versuche. Noch sind sie nicht untot.«
    Chane bemerkte die braune Glasflasche in der Hand seines Reisegefährten.
    »Nicht alle kehren aus dem Tod zurück«, sagte Welstiel. »In diesem Fall werden es drei oder vier sein, wenn ich Glück habe.« Er hob die Flasche. »Trink die Hälfte! Pflichten erwarten dich, und dafür musst du wieder bei Kräften sein.«
    Chane schreckte zurück. Nicht nur die Sonne hielt ihn an diesem Ort gefangen, sondern auch der Rest von Leben, den es hier gab. Wo sonst in diesen winterlichen Bergen konnte er genug Nahrung finden, um die Zivilisation zu erreichen? Hinzu kam seine Hoffnung auf ein zukünftiges Leben, die ihm ebenfalls Fesseln anlegte. Sie war die wahre Schlinge an seinem Hal s – und Welstiel hielt das andere Ende des Stricks in Händen.
    Chane nahm die Flasche.
    Verloren im Dämmern hörte der Schläfer einen Schrei. Eine zweite und dann eine dritte unverständliche Stimme gesellten sich der ersten hinzu und wurden lauter. Der Schläfer bewegte sich und begann zu erwachen.
    Ein kurzes Glitzern erschien im Dunkeln und verschwand wieder. Es schien ein Lichtreflex auf einem großen, dunklen Schuppenleib gewesen zu sein.
    Chane erwachte auf dem Steinboden des Eingangsraums und setzte sich abrupt auf. Noch nie zuvor hatte er während des Ruhens geträumt.
    Gedämpftes Stöhnen und Wimmern kam aus den Zimmern im Obergeschoss, und Chane fühlte sich von Erleichterung
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