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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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von Miiska zur Königsstadt gebracht, doch Magiere, Leesil und Chap waren im Gasthof geblieben.
    Osha kehrte heim, aber nicht mit einem der Schiffe im Hafen.
    Jenseits des Hafens, weit im Norden, schimmerten seidene Segel im Sonnenschein. Das Elfenschiff war größer als alle anderen, die Wynn bisher gesehen hatte, viel größer als jenes Schiff, das bei ihrer Reise nach Süden verbrannt war.
    Irgendwo an der nördlichen Küste würde ein Ruderboot auf Osha warten.
    Wynn hatte sich nicht im Gasthof von ihm verabschieden wollen und ihn deshalb zum Hafen begleitet, aber leichter wurde es dadurch nicht. Die Kapuze seines graugrünen Mantels war tief in die Stirn gezogen, doch sie sah seine großen schrägen Augen und den Kummer darin. Er wollte nicht gehen, und gleichzeitig sehnte er sich nach der Rückkehr in seine Heimat.
    Vielleicht fürchtete Osha, was ihn dort erwartete. Und vielleicht hasste er es auch. Die Unschuld dieses jungen Elfen war zusammen mit seinem Lehrer gestorben.
    Wynn wollte, dass er etwas für sie tat, wenn er seine Heimat erreichte. Sie holte ein kleines, in Papier gewickeltes Paket hervor und reichte es ihm.
    »Wenn du zu Hause bis t … Such Brot’an und gib ihm dies. Händige es nur ihm aus.«
    Oshasahsiegroßan.WynnwardiehalbeNachtimGasthofaufgeblieben,umihrkleinesTagebuchzuergänzen,dassichindemPaketbefand.EsenthielteineSchilderungihrerReise,undsiehattedenBeschreibungengewisseÜberlegungenundVermutungenhinzugefügt.
    »Niemand sonst darf dies sehen«, schärfte sie Osha ein. »Wenn du Brot’an nicht erreichen kannst, so bring das Paket zu Nein’a oder Glean n – die wissen vielleicht, wo er sich aufhält. Auf keinen Fall darf dies jemand anders bekommen. Verbrenn das Paket, wenn die Gefahr besteht, dass es in die falschen Hände fällt!«
    Osha nahm es zögernd entgegen, und Wynn verstand sein Widerstreben. Worum sie ihn bat, lief fast darauf hinaus, seinen Kasteneid zu brechen. Sie hoffte nur, das er genug von seinem Lehrer Sgäile gelernt hatte.
    Dabei dachte sie nicht an die Regeln der Anmaglâhk, sondern an die Werte und Traditionen des Elfenvolkes, die für Sgäile an erster Stelle gestanden hatten.
    Osha nickte und steckte das Paket unter seinen Mantel.
    Wynn wollte ihn umarmen, brachte es aber nicht fertig. »Ich werde weder dich vergessen noch all das, was du für uns getan hast.«
    »Ic h … ic h … « Dem armen Osha war es immer schwergefallen, Worte zu finden.
    »Ich weiß, schon gut«, sagte Wynn. »Geh!«
    ErdrehtesichumundgingandenAnlegestellenvorbeinachNorden.
    Wynn sah ihm nach, bis Osha nur noch eine graue Gestalt war, die im Durcheinander aus Hafenarbeitern und Händlern aufragte. Als er schließlich ganz in der Menge verschwand, geriet die junge Weise plötzlich in Panik.
    Wie oft war er zu ihr gekommen, um sie vor Unheil zu bewahren? Osha mochte auf den ersten Blick dumm und naiv wirken, aber das war er nicht. Er hatte gelernt, Wynn so zu sehen, wie sie wirklich war, nicht als einen der barbarischen Menschen, die Furcht und Hass verdienten.
    Wynn lief los und bahnte sich einen Weg durch die Menge bei den Anlegestellen. Als sie schließlich einen graugrünen Mantel vor sich sah, griff sie danach und hielt ihn fest.
    Osha drehte sich um, als er merkte, dass jemand an seinem Mantel zog.
    Wynn musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihm die Arme um den Hals zu schlingen, und sie drückte das Gesicht an seine Schulter.
    »Vergiss mich nicht!«, flüsterte sie.
    Seine langen Arme schlossen sich um sie.
    Es war töricht und dumm, aber sie konnte nicht anders. Magieres Warnung verblasste neben dem Schmerz. Wynn hob den Kopf, suchte unbeholfen Oshas Mund und drückte ihre Lippen darauf.
    Chane und Osh a … und sie würde beide nie wiedersehen.
    Wynn weinte, als sie sich von Osha löste und fortlief, ohne ihn noch einmal anzusehen. Anschließend war sie lange durch die Straßen von Bela unterwegs, und es dauerte eine Weile, bis sie schließlich zum Gasthof zurückkehrte.
    Magiere drehte das Gesicht in den Wind, als der Kapitän befahl, den Anker zu lichten. Leesil klammerte sich bereits wie ein Sterbender an der Reling fest. Die Seekrankheit existierte nur in seinem Kopf, denn es waren noch nicht einmal die Segel gesetzt. Magiere wusste, dass ihm das Schlimmste noch bevorstand.
    Die Kugel war sicher in ihrer Kajüte untergebracht.
    Magiere hielt an ihrer Entschlossenheit fest, sie zu schützen, auch wenn sie den Einfluss des Artefakts auf sie verabscheute. Wenn die Kugel
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