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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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der Sohn. »Vater, ich bezweifle, dass sich dein Laka i … « Bei diesem Wort zischte der Maskierte über die Schulter hinweg. »… mit den Bräuchen aufhalten würde, die damit in Zusammenhang stehen. Nimm sie und lass uns gehen. Je eher, desto besser.«
    Die Finger des Maskierten kamen noch etwas weiter nach vorn, und die Hand des großen Mannes schloss sich fester um die Kehle der Frau, hob sie hoch. Als die Fingerspitzen ihre Wange berührten, ergriff sie das Messer auf dem Tisch.
    Die Gestalt mit der Maske wich zur Wand der Hütte zurück, noch bevor sich die junge Frau bewegte. Sie beugte sich nach vorn, stieß von unten nach oben. Durch den Seitenschlitz des Kettenhemds bohrte sich die Klinge des Messers in den Unterleib des großen Mannes.
    Seine Hand blieb an ihrer Kehle. Niemand in der Hütte rührte sich.
    Der Zorn verließ die Frau, als sie in die Augen des Mannes starrte und dort nicht das geringste Gefühl sah. Er machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Hand vom Griff des Messers zu lösen. Der Maskierte glitt zur Tür und in die Nacht hinaus. Der große Mann, Vater genannt, folgte ihm und zerrte die junge Frau, noch immer an der Kehle gepackt, mit sich.
    Sie stolperte und fand das Gleichgewicht wieder. Der Sohn des großen Mannes wandte sich ab, als sie an ihm vorbeikam, und sie sah nichts von seinem Gesicht unter der Kapuze. Zwei große Pferde standen draußen auf dem Dorfweg. Der Sohn schwang sich auf das nächste, einen Braunen, sein Vater hob die Frau mühelos hoch und setzte sie hinter ihn.
    Rufe kamen aus der Dunkelheit.
    Dorfbewohner verließen ihre Hütten, doch die meisten von ihnen wahrten Distanz. Einige wenige hielten Fackeln oder Laternen mit Kerzen, deren Licht kaum genügte, den Weg zwischen den Hütten zu erhellen. Drei junge Männer in schmutziger Arbeitskleidung näherten sich mit Hacken und Heugabeln. Zwei zögerten, aber der dritte zeigte keine Furcht. Selbst in der Finsternis erkannte die junge Frau das zerzauste braune Haar und das kantige Gesicht mit dem vorstehenden Kinn.
    »Adryan, nein!«, rief sie, erfüllt von Ärger und auch Sorge um ihn.
    Ein Dorfbewohner, der einen Adligen angriff, war eher früher als später eine Leiche, und niemand, der etwas zählte, würde seinen Tod in Frage stellen. Der junge Mann warf ihr nur einen kurzen Blick zu; seine Aufmerksamkeit galt der maskierten Gestalt und dem großen Mann, dem Vater.
    »Lasst sie frei!«, sagte er scharf. »Sie gehört zu mir!«
    »Du Dummkopf!«, rief sie zurück. »Komm nicht näher. Du kannst nicht helfen.«
    Sie wollte vom Pferd rutschen, aber der Sohn des Großen streckte den Arm nach hinten und hinderte sie daran.
    »Du solltest auf sie hören«, sagte er.
    Adryan lief zum Vater. Der große Adlige schlug seinen Mantel zurück, und zum Vorschein kam das Messer in seinem Unterleib. Der junge Mann zögerte, und die maskierte Gestalt glitt nach vorn, versperrte ihm den Weg. Sie holte mit einer knochigen Hand aus, und der Hieb traf Adryan an der Wange.
    Er fiel nach hinten zu Boden, schrie und hob beide Hände zum Gesicht. Während er sich noch krümmte, zog der große Mann das Messer aus seinem Leib wie aus einer Scheide. Er warf es neben Adryan auf den Boden, und die beiden Freunde des jungen Mannes wichen zurück.
    Der Maskierte näherte sich Adryan.
    »Das reicht!«, sagte der große Mann. »Vergeuden wir hier nicht noch mehr Zeit. Wir erwarten dich beim Bergfried.«
    Der Maskierte drehte sich um und nickte. Er streckte die Arme aus, mit den Innenflächen der Hände nach oben. Langsam und mit einem hörbaren Zischen ließ er den Atem entweichen.
    Die Luft über dem Dorfweg begann zu brodeln.
    Die auf dem Pferd sitzende Frau beobachtete, wie in einem Kreis um den Maskierten Blätter und dünne Zweige in Bewegung gerieten. Der auflebende Wind schuf flackernde Silhouetten, und das Licht der Laternen fiel auf etwas, das in der Luft Gestalt annahm.
    Gesichter erschienen: hohlwangig und mit tiefen Augenhöhlen, die Haut über Phantomknochen geschrumpft. Durchsichtige Hände tasteten auf allen Seiten nach dem Kapuzenmantel des Maskierten, der schnell an Substanz verlor und sich auflöste.
    Der Wind flaute ab.
    Die Frau spürte plötzlich die Kälte der Nacht, als sie dorthin starrte, wo der Maskierte eben noch gestanden hatte.
    Der große Mann stieg auf das zweite Pferd und ritt über den Weg in den Wald. Der Bergfried erhob sich in einiger Entfernung auf der Kuppe eines Hügels. Der Sohn drehte sein Pferd, um dem
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