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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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wusstest, dass sie zu uns kommen würde«, sagte Magiere im gleichen scharfen Ton, den sie Wynn gegenüber benutzt hatte.
    Leesil bemerkte Magieres unwillig gerunzelte Stirn, als sie sich ihre weiße Bluse anzog, und er suchte nach einer Antwort, die ihm die volle Wucht ihres Ärgers ersparen würde. Eine aufgedeckte Lüge wäre später gefährlich gewesen, aber das galt derzeit auch für die Wahrheit.
    Er sah Magieres unheimliche Schönheit, ihr schwarzes Haar, das offen auf die Schultern fiel, das blasse Gesicht mit den dunklen Augen, und die Wahl zwischen Lüge und Wahrheit fiel ihm doppelt schwer. Noch am vergangenen Tag hatte er es für unmöglich gehalten, auf diese Weise eine Nacht mit ihr zu verbringen.
    Sosehr Leesil auch ihre herausfordernde Natur bewunderte und sie manchmal sogar stimulierte, um ihren Groll zu beobachte n – dies war kein geeigneter Zeitpunkt für eine Konfrontation mit ihr. Schlimmer noch: So deutlich waren die Erinnerungen an die Nähe ihres Körpers, dass ihm keine überzeugende Lüge einfiel.
    »Ja«, gestand er. »Ich habe Wynn eine Halskette gegeben, mit dem Auftrag, sie zu verkaufen. Sie wollte uns das Geld bringen.«
    »Halskette? Was für eine Halskette? Leesil, was hast d u … «
    »Ich habe sie Saphir abgenommen, bevor wir ihre Leiche in Bela verbrannten. Eine weite Reise liegt vor uns, und dafür brauchen wir mehr als nur deine schlechte Laune und meinen Charme.«
    Leesil öffnete die Tür, bevor Magiere etwas erwidern konnte.
    Chap saß vor der Schwelle, und sein Schwanz klopfte auf den Boden. Auf der anderen Seite saß Wynn an der Wand, das Gesicht in den Händen vergraben. Die kaum zwanzig Jahre alte Wynn hatte ein rundes Gesicht; ein brauner, geflochtener Zopf hing über ihre Schulter. Anstelle des üblichen langen grauen Umhangs der Weisen trug sie einen kürzeren, der bis zu den Oberschenkeln ihrer Hose reichte.
    Die kleinen Hände lösten sich von den Augen, und sie richtete einen kurzen Blick auf Leesil. Sofort kehrte die Röte in ihre Wangen zurück, und erneut hielt sie sich die Augen zu.
    »Komm herein«, sagte Leesil. »Du auch, Chap.«
    Der Hund trottete ins Zimmer, bemerkte Magieres strenge Miene, lief an der Truhe vorbei und hockte sich in die Ecke. Wynn folgte langsamer.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte sie leise.
    Magiere verschränkte die Arme. Leesils Anspannung wuchs, als sie die Tür schloss, und er fragte sich, wen sie jetzt zur Zielscheibe ihres Zorns machen würde.
    »Was soll das mit dem Unsinn, dass du uns begleitest?«, fragte Magiere scharf. »Deine Aufgabe besteht darin, die Bezahlung, die wir von Belas Stadtrat erhalten haben, nach Miiska zu bringen.«
    Leesil und Magiere waren für ihre Dienste gut entlohnt worden. Wynn hatte versprochen, einen Bankwechsel nach Miiska zu bringen, zusammen mit einem Brief, der ihrem Freund Karlin ihre Pläne und andere Dinge erklärte.
    »Domin Tilswith wird sich an meiner Stelle auf den Weg machen«, platzte es aus Wynn heraus. Sie schien froh zu sein, dass ihre schlechten Manieren vergessen waren. »Miiska kann mit dem Bau des neuen Lagerhauses beginnen. Der Domin bat mich, euch zum Reich der Elfen zu begleiten und für euch zu übersetzen. Die hiesigen Elfen unterscheiden sich von denen auf meinem Kontinent. Sie sind so einsiedlerisch und verschlossen, und ic h … «
    »Du kommst nicht mit uns«, warf Leesil ein. Wynn war kaum mehr als ein aus dem Nest gefallener Spatz, zu unschuldig und naiv für etwas, das Magiere und er noch nicht ganz verstanden. »Hast du die Halskette verkauft, die ich dir gegeben habe?«
    Die junge Weise stand einen Moment still da, runzelte die Stirn, holte einen Beutel hervor und gab ihn Leesil.
    Er enthielt Münzen, wie Leesil feststellte, jeweils zur Hälfte Gold und Silber, die meisten von ihnen ganze Taler. Genug Geld für die kommenden Wochen und Monate, hoffte er.
    »Ich habe einen guten Preis erziel t – und ich begleite euch«, sagte Wynn. »Domin Tilswith hat euch beiden mehr als einmal geholfen und euch Unterkunft in Bela gewährt. Er möchte, dass ic h … «
    »Ich bezweifle, ob es seine Idee war«, spottete Magiere.
    »Inzwischen haben wir unsere Pläne geändert«, sagte Leesil. »Wenn wir uns schließlich auf den Weg zum Reich der Elfen machen, könnte es bereits Winter sein. Für eine solche Reise bist du nicht vorbereitet, Wynn, und wir haben nicht die Zeit, eine junge Weise auf der Straße zu verhätscheln.«
    Wynn straffte die Schultern und hob den Kopf.
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