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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Vater zu folgen, und hinter ihnen im Dorf hörte die junge Frau einen Schrei. In Verzweiflung gehüllt, hörte sie ihn nur undeutlich und drehte sich halb um, hielt sich dabei mit der einen Hand an der Taille des Sohnes fest, als das Pferd zu traben begann.
    Eine andere Frau kam über den Weg, beleibt und schwarzhaarig, in einem violetten Kleid. Mit dem Messer, das im Bauch des großen Mannes gesteckt hatte, lief sie den Pferden hinterher.
    »Nein, Bieja!«, rief die junge Frau und presste die Knie an die Flanken des Rosses.
    Erleichterung durchströmte sie. Ihre ältere Schwester war erneut zu spät vom Markt im Nachbardorf heimgekehrt. Das Pferd ging vom Trab in den Galopp über, und die junge Frau musste sich stärker an der Taille des Mannes festhalten. Sie konnte nicht mehr zurücksehen und hörte ihre Schwester erneut rufen.
    »Magelia!«

1
    Die Fensterläden waren geschlossen, und es war dunkel in der Taverne, aber Magiere fühlte die Morgendämmerung. Sie rief sie aus dem Schlaf. Die erste Nacht, die sie mit Leesil in den Armen verbracht hatte, klang in ihr nach, seine Schulter unter ihrer Wange und ihre ausgestreckte Hand unter der Decke auf seiner Brust. Sie fürchtete noch immer um ihn, aber wenn sie ihm so nahe blieb, konnte sie ihn vielleicht vor sich selbst schützen.
    Ein beunruhigenderer Gedanke bahnte sich einen Weg ins Zentrum ihres Bewusstseins. Sie drängte ihn beiseite, dachte daran, wie sich Leesil in der Nacht angefühlt, wie er geschmeckt und gerochen hatte, bevor sie eng umschlungen eingeschlafen waren. Doch der andere Gedanke ließ sie nicht in Ruhe, und vielleicht ging seine Beharrlichkeit auf Leesils Nähe zurück.
    Mageli a – und Nein’a.
    Zwei Mütter warteten. Eine tot, aber die andere noch am Leben. Das hoffte Magiere wenigstens, um Leesils willen.
    Sie öffnete die Augen und sah, dass die Spitzen ihrer Finger auf Leesils Brust unter der Decke hervorragten. Als sie über seine noch verbundene Schulter nach oben sah, begegnete sie Leesils Blick.
    »Du bist wach«, sagte sie.
    »Es gefällt mir, dich im Schlaf zu beobachten. Nur dann bist du wirklich friedlich.«
    Musste er immer Witze reißen? Magiere wollte sich aufsetzen, aber seine Arme schlossen sich um sie.
    »Noch nicht«, sagte er. »Es ist früh. Bestimmt ist die Sonne noch nicht einmal aufgegangen.«
    »Aber sie geht gleich auf«, log Magiere und sank zurück.
    InletzterZeitwarihreDhampir-Seitestärkergeworde n – siefühltediePräsenzderSonneselbstdann,wennsiesichimInnerneinesGebäudesbefand.DurchdieLeidenschaft,mitderLeesilsieindervergangenenNachterfüllthatte,warenihreSinneschärfergeworden.AlseinwenigMondscheindurcheineRitzeindenFensterlädengekommenwar,hattesieganzdeutlichseinweißblondesHaargesehen,dasschmaleGesichtunddenschlankenKörper.SeinebernsteinfarbenenAugen,derenMandelformzeigte,dasserzurHälfteeinElfwar,hatten sie angesehen.OftfühltesichMagiereangewidertundabgestoßenvondem,wassiemitihrengeschärftenSinnenwahrnahm,aberindervergangenenNachthattesievorallemLeesil wahrgenommen,unddaswarsehrangenehmgewesen.SolangesieinseinenArmenlag,spielteallesanderekaumeineRolle.
    Doch die beiden Mütte r … Jede von ihnen hatte ein Kind mit einem dunklen, blutigen Erbe zurückgelassen.
    »Hast du gut geschlafen?«, fragte sie.
    »Ein bisschen«, antwortete er.
    Magiere wusste, dass er vielleicht log. Zu schlafen fiel ihm schwer, seit er mit dem Trinken aufgehört hatte. Auch das stand mit seiner Mutter in Zusammenhang, die er seit vielen Jahren für tot gehalten hatte.
    Magiere sah sich im Zimmer um. »Wo ist Chap? Hat er die ganze Nacht draußen verbracht?«
    Leesil lächelte. »Da hat er wenigstens einmal gute Manieren gezeigt.«
    Magiere verzog das Gesicht. Sie rollte sich auf die Seite, nahm das Schwefelstäbchen auf dem Nachtschränkchen und zündete damit die Kerze an. Am vergangenen Abend hatten sie dieses Zimmer im ersten Gasthaus außerhalb von Bela genommen, der Hauptstadt von Belaski. In den letzten Jahren hatten Magiere, Leesil und ihr Hund Chap die Nacht oft im Freien verbracht. Chap kam gut allein zurecht, aber es wurmte Magiere ein wenig, dass sie die ganze Nacht nicht einmal an ihn gedacht
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