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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis
Autoren: Caroline Richter
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wäre immerhin naheliegend.
    Doch der Fremde starrte sie nur verständnislos an.
    »Lea, wovon redest du? Du hast mich doch gebacken.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis diese Information wirklich in ihrem Kopf angekommen war. Die kleine Küchenuhr musste ein, zwei Mal ticken, ehe sie verstand.
    »GEBACKEN?« Ihr Blick flog Richtung Küche, dass ihre nassen Haare nur so gegen ihren Rücken klatschten, doch dort sah sie nur den offenen Ofen.
    »Aber, aber   … das kann doch nicht   … «, stotterte sie, drehte sich um und ließ sich einfach auf das Sofa fallen, weil es am nächsten stand. Vorsichtshalber befühlte sie sich die Stirn, nicht dass sie Fieber hatte. Sofort wollte Noel mit besorgtem Gesichtsausdruck zu ihr, doch bevor er sich auch nur auf fünf Meter nähern könnte, hob sie abwehrend die Hand: »Nein, Stopp, Sie bleiben da. Sie sind nackt.«
    Artig blieb er stehen, während Lea den Kopf in die Hände sacken ließ.
    Ein paar Minuten sagte keiner ein Wort. Lea versuchte verzweifelt, ihre Gedanken zu ordnen und wenigstens einen Hauch Realität in die Situation zu bekommen; nicht unbedingt von strahlendem Erfolg gekrönt.
    Immer wieder fuhr sie sich mit den Händen über das Gesicht, drückte die Augen fest zu und wiederholte innerlich ein fortwährendes Mantra.
    Oh Gott. Oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott!
    Als sie sich endlich traute, durch ihre Finger zu ihm zu schielen, hatte er sich immer noch keinen Millimeter bewegt. Schnell verdeckte sie die Augen wieder mit den Handflächen.
    »Warum sind Sie so nackt? Was ist mit Ihren Sachen passiert? Können Sie sich nicht etwas anziehen?«
    »Etwas anziehen?« Er klang beinahe, als wäre sie die Verrückte und nicht er.
    »Hier, nehmen Sie erst mal das.« Blindlings griff sie nach einer Decke, die über dem Sessel neben der Couch lag, und reichte sie ihm. Dabei ignorierte sie jede Vorstellung, dass ein nackter Kerl seine Männlichkeit in ihre Kuscheldecke   … Zack, verdrängt.
    Er befolgte die Anweisungen ohne Widerrede und setzte sich ihr gegenüber auf den Sessel.
    »Lea, ist mit dir alles in Ordnung?«
    Vorsichtig lugte sie abermals durch die Finger hindurch und als sie feststellte, dass sie wirklich nur noch seine durchtrainierte Brust bewundern, äh erkennen, konnte, gab sie ihre Sicht vollständig frei.
    Noel musterte sie; sein Blick bohrte sich regelrecht in ihren, doch ihm schien das gar nicht aufzufallen. Lea hingegen erwiderte den Blickkontakt nur solange, bis sie hundertprozentig bestätigen konnte, dass seine Augen in einem faszinierenden Muster aus Braun und Grün strahlten. Strahlten, anders konnte sie es nicht beschreiben. Einzelne Strähnen seines dunklen Haares hingen ihm über die Stirn und er war einfach zu attraktiv, um real zu sein.
    »Also, erst mal: Für Sie immer noch Frau Wegener«, erwiderte Lea, ohne auf seine Frage einzugehen.
    »Frau Wegener.« Er wiederholte es, als würde er den Klang testen wollen.
    »Und jetzt noch mal langsam: Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?«
    »Ich bin Noel«, antwortete er erneut. »Und ich bin hier, um deinen Wunsch zu erfüllen.«
    »Meinen Wunsch«, wiederholte nun Lea, woraufhin er zufrieden lächelte.
    »Richtig.«
    Lea nickte als Zeichen, dass sie es verstanden hatte, auch wenn sie ihm kein Wort glaubte.
    Er ist verrückt
, dachte sie,
absolut und eindeutig verrückt
.
    »Und was ist Ihrer Meinung nach mein Wunsch?«
    Das schien ihn aus dem Konzept zu bringen. Mit gerunzelter Stirn sah er sie an.
    »Bin ich denn nicht dein Wunsch?«
    »Von welchem Wunsch reden Sie denn bloß?« Hatte sie sich im vergangenen Jahr irgendwann mal einen Irren gewünscht, der zwar lächerlich gut aussah, aber dennoch ungefragt in ihre Küche einsteigen sollte? Nicht, dass sie sich erinnern konnte. Der einzige Mann, an den sie in den letzten Tagen einen Gedanken und Wunsch verschwendet hatte, war   …
    »Mein Traummann   … «, flüsterte sie und augenblicklich hellte sich seine Miene auf.
    »Genau! Der bin ich!«
    »Nein! Nein, nein, nein! Ausgeschlossen, Sie können nicht mein Traummann sein!«
    »Okay, zugegeben, vielleicht bin ich es noch nicht, aber ich kann es werden.«
    »Nein! Auf gar keinen Fall, niemand wird hier irgendjemandes Traummann!«
    »Aber warum denn nicht?«, fragte er bedrückt.
    »Weil ich Sie überhaupt nicht kenne und nicht weiß, was Sie bezwecken!« Sobald sie ihm auch nur für eine Sekunde Glauben schenken würde – schwuppdiwupp – hätte er sie umgebracht, so sah es
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