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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis
Autoren: Caroline Richter
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Hölle, was sie sich darüber überhaupt so viele Gedanken machte; es war immerhin nur ein Kuchen. Vielleicht hatte sogar Sally selbst das alles ausgeheckt.
    Mit einem Weihnachtsliedchen auf den Lippen rührte Lea den Teig an. Für gewöhnlich benutzte sie keine Fertigmischungen, deswegen befolgte sie lieber jeden Schritt ganz genau. Alles komplett verrührt, war sie jedoch nicht zufrieden. Die Teigmasse war so   … langweilig. Sie roch zwar immerhin weihnachtlich nach Zimt, aber für einen Traummannkuchen hätte Lea sich wahrlich etwas mehr erhofft.
    Es half alles nichts, Fertigmischung hin oder her, da musste noch etwas dazu. Ihr Vorratsschrank gewährte ihr jedoch maximal die Auswahl zwischen Kokosflocken und Schattenmorellen, wobei sie sich kurzerhand für letztere entschied. Damit war der Kuchen ja schon fast wieder selbst gebacken.
    Nur wenige Minuten später war die flüssige Köstlichkeit in die Minimannform gegossen und in den Ofen geschoben. Lea stellte den Timer auf eine halbe Stunde und trat den Weg ins Badezimmer an, um die Zeit für eine schnelle Dusche zu nutzen, bevor ihre Gäste eintrafen.
    Gerade als sie sich das Shampoo aus den langen, braunen Haaren spülte, hörte sie das helle
Ping
des Backofens, gefolgt von einem dumpfen Poltern. Sie erstarrte in der Bewegung. Was war das gewesen?
    Lea spitzte die Ohren, doch das Wasser rauschte zu laut, also schaltete sie es aus.
    Hatte sie sich verhört?
    Papatam!
    Ein Einbrecher! Ein Einbrecher in ihrer Wohnung und sie klitschnass und splitterfasernackt! Lea gefror zu einer Salzsäule.
    »Autsch!«, kam es eindeutig aus der Küche. In Punkto Diskretion und Unauffälligkeit schienen dem Typen jedenfalls noch ein paar Lektionen zu fehlen, doch auch das schaffte es nicht, sie wenigstens im Ansatz zu beruhigen. Fest stand, dass sie nass und glitschig in der engen Dusche ein leichtes Opfer wäre, deswegen stieg sie rasch aus und wickelte sich notgedrungen ein großes Handtuch um den Körper. Mit zitternden Händen schnappte sie ihr Glätteisen, öffnete die Tür einen Spalt und lugte hindurch. Von ihrer Position aus sah alles noch normal und unberührt aus, also steckte sie den Kopf weiter aus dem Türrahmen.
    »Hallo?«, rief eine männliche Stimme.
    Schritt für Schritt trat Lea vom Bad in den Flur, Handtuch und provisorische Waffe fest umklammert. Endlich konnte sie um die Ecke spähen, doch was sie dort erwartete, verschlug ihr den Atem. Mit dem Rücken zu ihr stand ein Mann; breites Kreuz, schmale Hüften und sicher über eins achtzig. Und nackt. Quasi noch nackter als sie.
    Als er sie eintreten hörte, drehte er sich um und lächelte sie an. Sofort zwang sie ihren Blick auf sein Gesicht und selbst das fiel ihr schwer. Am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrt gemacht, aber ihre Füße waren wie festgewachsen.
    »Guten Tag. Ich bin Noel«, stellte er sich höflich vor. So höflich wie man eben sein konnte, wenn man plötzlich nackt in der Küche einer fremden Frau auftauchte.

Kapitel 2
    Mit offenem Mund starrte Lea den Fremden an. Sie war, gelinde gesagt, verwirrt.
    »
Wer
sind Sie?« Ihre Stimme klang ein paar Oktaven höher. Doch ihr Gegenüber schien das nicht zu stören. Grinsend machte er ein paar Schritte auf sie zu, stoppte jedoch, als er bemerkte, dass sie im gleichen Tempo zurückwich.
    »Ich bin Noel. Und du musst Lea sein!« Lächelnd betrachtete er sie; Lea hingegen wusste gar nicht, wo sie zuerst nicht hinsehen sollte. Es war einfach unmöglich, nicht zu bemerken, dass er gut, sehr gut, gebaut war – nicht, dass sie wirklich Vergleichsmöglichkeiten kannte. Aber wohin sie auch blickte, entdeckte sie pure, nackte Männlichkeit. Er sah aus wie eines dieser Unterwäschemodels.
    »W-was wollen Sie hier?«, stotterte sie. Noch nie hatte sie sich mehr an etwas festgeklammert als in diesem Moment an ihrem Handtuch. Eigentlich hätte ihr eiskalt sein müssen und eigentlich müsste sie schreiend weglaufen und die Polizei rufen, doch ihr war das Ganze schlichtweg so unangenehm, dass sie einfach nur mit hochrotem Kopf den Flurboden volltropfte. Und daran änderte sein unbeirrtes Lächeln auch nichts.
    Noel
– in Gedanken betonte sie den Namen voller Misstrauen – schien ihre Frage nicht zu verstehen. Verwundert legte er den Kopf schief.
    »Ich bin hier, um deinen Wunsch zu erfüllen.«
    »Meinen Wunsch?« Lea verengte die Augen. Wovon redete der bloß? »Okay, anders. Wie sind Sie hier herein gekommen? Was wollen Sie? Geld? Klamotten?« Letzteres
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