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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
Autoren: Sue Grafton
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Mädchen ?«
    Ich sah, wie die beiden Frauen einen Blick wechselten. Vermutlich hatte ich mich im Vokabular vergriffen. »Ich würde mir gern die Nase pudern«, verbesserte ich mich.
    »Natürlich. Den Gang hinunter und dann rechts.«
    Ich trödelte herum, bis ich Aufbruchsgeräusche hörte, und machte mich aus dem Staub. Am darauffolgenden Tag suchte ich Susies Nachbarn heim.
    Als erste traf ich eine Frau Mitte Vierzig mit Übergewicht und vorzeitig ergrautem Haar, eine Mrs. Hill, wie ich dem Adreßbuch entnommen hatte. »Ich komme von der California Fidelity«, stellte ich mich vor. »Wir überprüfen einen Versicherungsanspruch Ihrer Nachbarin Mrs. Grissom. Würden Sie mir ein paar Fragen beantworten? Mrs. Grissom ist damit einverstanden .« Ich hielt ihr ein Formular unter die Nase. Susies Unterschrift hatte ich gefälscht.
    »Das nehme ich doch an«, erwiderte Mrs. Hill zögernd »Was wollen Sie denn wissen ?«
    Ich begann mit einer Reihe von Fragen der Machart: >Wie gut kennen Sie die Grissoms? Sind Sie am Unglückstag zu Hause gewesen ?< Mrs. Hill erwies sich als schon beinahe einmalig unergiebig, sie gehörte zu den Menschen, die auf alle Fragen mit nicht mehr zu überbietender Einsilbigkeit antworteten. Als klar war, daß sie rein gar nichts zu bieten hatte, verabschiedete ich mich und ging weiter.
    Das Haus auf der anderen Seite des Grissomschen Grundstücks lag im Dunkeln.
    Ich sah mich aufmerksam in der Gegend um und entschloß mich, mein Glück beim Haus direkt hinter den Grissoms zu suchen, das von deren Garten nur noch durch eine schmale Gasse getrennt war. Die Frau, die mir öffnete, war Mitte Sechzig und redselig.
    »Ich komme von einer Versicherungsgesellschaft hier in der Stadt und mache einen Bericht über Ihre Nachbarn, die Grissoms. Wie heißen Sie ?«
    »Mrs. Peterson. Er ist nicht mehr, wissen Sie. Ist vom Dach gefallen. Aber sie schert das einen Teufel .«
    »Wirklich ?« bemerkte ich. Bevor ich noch die erste Frage loswerden konnte, war sie schon dabei, mir alles zu erzählen, was sie wußte.
    »Die haben immer fürchterlich gestritten«, sagte sie mit rollenden Augen, die Hand an der Backe, eine komische Personifizierung verletzten Schamgefühls.
    »Das wußte ich ja gar nicht«, erwiderte ich ungläubig. »Sind Sie zufällig zu Hause gewesen, als er vom Dach fiel ?«
    »Mädel, ich bin immer zu Hause. Seit Teddy tot ist, gehe ich überhaupt nicht mehr aus .«
    »Ihr Mann?«
    »Mein Hund. Mir ist beinahe das Herz gebrochen, damals als er starb. Jedenfalls, ich saß oben in meinem Nähzimmer am Fenster, weil da das Licht gut ist. Ich habe an einer Kreuzstichstickerei gearbeitet, und dabei kann man sich leicht die Augen verderben... auch mit einer so guten, modernen Brille wie meiner neuen...« Sie nahm die Brille ab, hielt sie gegen das Licht und setzte sie wieder auf.
    »Können Sie von dort oben das Haus der Grissoms sehen ?« versuchte ich sie sanft wieder aufs Thema zu lenken.
    »Aber ja. Die Aussicht ist hervorragend. Kommen Sie doch rauf und überzeugen Sie sich selbst .«
    Ich ergab mich meinem Schicksal und folgte ihr pflichtschuldig die Treppe hinauf. Innerlich war ich auf die nächste Pleite gefaßt. Menschen, die zuviel allein sind, können einem manchmal die Hucke voll quasseln. Auf den ersten Blick schien sie zwar durchaus vernünftig zu sein. Aber wer garantierte mir, daß sie hier nicht die Verrückte vom Dienst war? Wir kamen schließlich in ein kleines Zimmer auf der Rückseite des Hauses. Mrs. Peterson schob mich zum Fenster. Von hier aus konnte man direkt zum Haus der Grissoms hinübersehen , das gut zweihundert Meter entfernt lag.
    »Haben Sie zufällig beobachtet, wie er auf dem Dach gearbeitet hat ?« wollte ich wissen.
    »Sicher. Ich habe ihm eine gute Stunde lang zugesehen«, antwortete sie, als sei dies die selbstverständlichste Sache der Welt.
    Ich hielt die Luft an, wagte kaum weiterzufragen.
    Sie runzelte die Stirn. »Ich fand es schon ziemlich komisch, daß er bei Regen aufs Dach geklettert ist«, gestand sie. »So was macht man doch nicht, oder ?«
    »Soviel ich gehört habe, soll was undicht gewesen sein«, warf ich ein.
    »Möglich. Aber das erklärt noch lange nicht, was die Rothaarige da oben wollte .«
    Ich merkte, wie sich mir die Nackenhaare sträubten. »Welche Rothaarige?«
    »Keine Ahnung. Ich kenne die auch nicht .«
    »Aber sie war tatsächlich auf dem Dach ?«
    »Da aus dem Dachfenster ist sie gekrochen gekommen«, erwiderte Mrs. Peterson
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