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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
Autoren: Sue Grafton
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Uhrzeit auf. Es findet bei mir zu Hause statt. Jeder bringt Kekse mit. Nicht vergessen !« Sie notierte alles auf einem Zettel.
    »Was ist denn der Anlaß ?« fragte ich.
    Jenny senkte die Stimme. »Wir haben einen Gastredner. Sein Thema ist Mord. Ist das nicht aufregend ?«
    Kann man wohl sagen, dachte ich.
    Für den Rest des Tages ging mir die Rothaarige auf dem Dach der Grissoms nicht mehr aus dem Kopf. Selbstverständlich konnte das durchaus Susie Grissom mit einer Perücke gewesen sein, auch wenn alle schworen, sie sei zur Tatzeit im Krimi-Club gewesen. Vielleicht auch eine andere Frau. Aber woher hatte sie gewußt, daß Grissom auf dem Dach, das Haus leer und die Gelegenheit so günstig sein würde? Und wie war sie überhaupt reingekommen? Und was noch wichtiger schien, welches Motiv hätte sie gehabt? Auf den ersten Blick war Susie Grissom die alleinige Nutznießerin. Und ich war bisher überzeugt gewesen, daß sie dahintersteckte. Jetzt war ich unsicher geworden. Hatte sie möglicherweise eine Komplizin gehabt?
    Ich rief Harry Grissom in der Praxis an. »Hatte Ihr Bruder vielleicht eine Geliebte? Eine mit rotem Haar ?« fragte ich.
    »Wie bitte ?« entgegnete er wütend. »Selbstverständlich nicht. Wer hat Ihnen denn das erzählt ?«
    »Immer mit der Ruhe, Harry. Niemand hat das erzählt. Ich habe da eine Spur .«
    »Und was hat die Rothaarige damit zu tun ?«
    »Kann ich noch nicht sagen. Und ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen, aber jemand hat eine rothaarige Frau mit dem Tod Ihres Bruders in Verbindung gebracht. Ich frage mich nur, wer das sein könnte. Hat er je eine rothaarige Frau erwähnt? Vielleicht eine Arbeitskollegin? Eine frühere Liebe? Eine Freundin von Susie ?«
    Harry dachte kurz nach. »Glaube ich nicht«, antwortete er schließlich. »Mir ist sie jedenfalls nicht bekannt .«
    »Wer könnte sonst noch einen Vorteil aus der Geschichte gezogen haben ?«
    »Niemand. Glauben Sie mir! Ich habe alle Möglichkeiten ausgelotet, bevor ich zu Ihnen gekommen bin. Warum schenken Sie mir nicht reinen Wein ein? Was ist los? Vielleicht kann ich helfen .«
    »Lassen Sie mir noch einen Versuch, dann unterhalten wir uns .«
    Am Feierabend des darauffolgenden Tages besorgte ich in einer Bäckerei Plätzchen, die ich zu Hause auf einer Kuchenplatte anrichtete. Ich gab eine Löffelspitze Marmelade auf jeden Keks, stäubte Puderzucker darüber und überdeckte alles mit Lebensmittelfolie. Für mich sah’s selbstgebacken aus. Um zehn vor sieben zog ich ein paar saubere Bluejeans, Pullover und Tennisschuhe an, nahm die Platte mit den Plätzchen, meine Handtasche und den Zettel mit Jennys Adresse. Sie wohnte im Stadtzentrum, nicht weit von meinem Büro entfernt.
    In der Gegend parkten so viele Autos, daß ich meinen VW einen Block weiter abstellen mußte. Jennys Auffahrt war mit Wagen zugeparkt. Ich hatte vergessen zu fragen, wer der Redner sein würde. Immerhin konnte es auch Lieutenant Dolan sein. Ich klingelte und wartete auf dem Vorplatz, daß jemand die Tür öffnete. Am Ende der Auffahrt parkte ein kleiner weißer Mercedes mit einer Schramme an der Seite. Ich hatte ihn geistesabwesend gut eine halbe Minute betrachtet, bis mich die Erkenntnis wie ein Blitz traf. In diesem Moment ging die Tür auf. Ich zuckte vor Schreck zusammen und hätte beinahe den Teller fallen gelassen. Jenny begrüßte mich fröhlich und zog mich ins Haus.
    »Hübscher Mercedes da draußen«, bemerkte ich. »Wem gehört der ?«
    »Mir«, sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, und ehe ich mich versah, schüttelte ich der Rothaarigen die Hand, die mir gegenüberstand.
    »Ich bin Shannon«, stellte sie sich vor. »Oh, haben Sie kalte Hände .«
    In diesem Augenblick fiel mir ein, daß es in unserem Bürohaus gar keine Zahnarztpraxis gab, und ich fragte mich, was Jenny dort am Vortag wohl gesucht haben mochte. Im Wohnzimmer saßen bereits fünfzehn oder zwanzig Frauen auf Klappstühlen. Einige wandten die Köpfe und blickten zu mir her. Ihre Gesichter waren ausdruckslos. Mein Magen krampfte sich plötzlich zusammen. Ich wußte, daß ich in der Patsche steckte. Wir spielten ein kompliziertes Spiel, und ich war das Opfer.
    »O Jenny, kann ich noch mal schnell auf den Lokus? Ich habe eine Konfirmandenblase«, entschuldigte ich mich.
    »Natürlich. Dort den Gang entlang«, sagte sie, als sie mir den Weg zeigte. »Beeilen Sie sich. Ich schenke schon mal Getränke aus .«
    »Bin gleich wieder da«, versprach ich. Damit zog ich die
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