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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
Autoren: Sue Grafton
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Toilettentür hinter mir zu und versuchte abzuschließen. Das Schloß war kaputt... natürlich! Vermutlich steckte System dahinter. Ich versuchte es am Fenster, doch es ließ sich nicht öffnen. Nennen Sie es Vorahnung, Intuition... wie Sie wollen. Als ich so dastand, war mir klar, daß die Damen des Krimi-Clubs alles eingefädelt hatten. Susie Grissom hatte ein Problem, und sie haben ihr geholfen, ihr eine Mörderin und ein Alibi verschafft. Ich fragte mich, wie viele andere häusliche Konflikte sie auf diese Weise schon gelöst hatten. Lästige Schwiegermütter, aufsässige Stiefkinder... Tragische Haushaltsunfälle, die soviel Mitgefühl erregten. Aber vielleicht war Don Grissom auch der erste gewesen, und sie warteten erst einmal ab, ob sie unbehelligt blieben.
    Mir war eiskalt, und gleichzeitig spürte ich, wie mir unter dem dicken Pullover der Schweiß von den Achseln herunterlief . Mit klopfendem Herzen betätigte ich die Toilettenspülung, wusch mir die Hände und versuchte, äußerlich ruhig zu wirken. Sie mußten inzwischen wissen, daß ich Privatdetektivin war, und sicher vermuteten sie, daß ich Don Grissoms Tod untersuchte. Ahnten sie auch, daß ich bereits wußte, was geschehen war? Meine einzige Chance war, mich dumm zu stellen und auf eine Fluchtgelegenheit zu warten.
    Als ich aus der Toilette trat, kam Jenny gerade mit einem großen Glaskrug voller Fruchtsaft den Gang entlang. Das ist deine Chance, dachte ich.
    »Vorsichtig !« rief ich melodisch.
    »Bin ich«, erwiderte sie im selben Tonfall.
    Dann versetzte ich ihr einen so heftigen Stoß, daß der Fruchtsaft ihr ins Gesicht schwappte, der Rand des Kruges gegen ihre Zähne schlug und überall Eiswürfel durch die Luft flogen. Jenny stieß einen spitzen Schrei aus, ging zu Boden und riß zwei weitere Frauen im Fallen mit. Die Rothaarige packte mich am Arm, doch ich trat ihr gegen das Schienbein und verpaßte ihr einen Kinnhaken. Dann stieß ich den Beistelltisch um, rannte in die Küche und riß die Hintertür auf. Hinter mir hörte ich Schreie und das Geklapper von Absätzen. Ich sprang von der Veranda und rannte ums Haus. Mit einem Satz war ich über den Zaun und im Nachbargrundstück. Von dort aus setzte ich über zwei weitere Zäune und sprintete durch den nächsten Garten auf die dahinterliegende Straße.
    Mittlerweile war es stockdunkel, aber die Straßenbeleuchtung brannte, so daß ich genug sehen konnte. Ich drehte mich gerade noch rechtzeitig um, um die zwei Frauen zu bemerken, die hinter mir über den Zaun sprangen. Sie schwangen Baseballschläger. Es wurde ernst. Selbst aus dieser Entfernung hörte ich, wie mehrere Automobile starteten, und ahnte, daß ich das Ziel der Rallye sein würde. Kurz darauf tauchten Scheinwerferkegel hinter der Kurve auf. Ich verdoppelte meine Laufgeschwindigkeit, und meine Füße flogen nur so über den Asphalt.
    Ich hörte, wie jemand schnaubend hinter mir Boden gutmachte, und steigerte erneut das Tempo. Bilder zogen durch mein Bewußtsein wie bei einem Diavortrag: dunkle Häuser. Leere Straßen. Einsamkeit. Vor mir an der nächsten Ecke hielt ein Auto an. Vier Türen flogen auf. Die Insassen rannten auf mich zu. Um um Hilfe zu schreien, fehlte mir die Puste. Aber falls nicht bald Hilfe kam, war mein Ende sicher. Sie würden mich bewußtlos schlagen und von einer Brücke werfen, mich in ein Boot packen und mich im Meer versenken, mich in Stücke hacken und in ihren Tiefkühltruhen aufbewahren, bis sie entschieden hatten, was weiter mit mir geschehen sollte. Die ganze Stadt schien von meinen Schritten widerzuhallen. Aus den Augenwinkeln sah ich Susie Grissom neben mir auftauchen. Ich ließ sie wie ein Footballstürmer an meinem ausgestreckten rechten Arm auflaufen. Sie taumelte und ging zu Boden. Zwei andere Frauen schlossen sofort auf, und ich spürte, wie mir eine dritte bereits im Nacken saß.
    Meine Lungen brannten wie Feuer, und mein Atem ging keuchend, als mir die Gegend plötzlich bekannt vorkam und ein Plan in mir Gestalt gewann. Ich bog abrupt nach links ab, steigerte noch einmal das Lauftempo und sprintete auf die Lichter zu, die ich geradeaus vor mir erkennen konnte. Mein Gehirn funktionierte nur noch in Zeitlupe, während ich um mein geliebtes Leben rannte. Ich befand mich mittlerweile auf der Floresta , einer Straße, die ich wie meine Westentasche kannte. Direkt vor mir parkten vier identische Autos am Straßenrand. Schwarzweiße Streifenwagen. Gütiger Himmel steh mir bei, dachte ich. Das
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