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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
Autoren: Sue Grafton
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Notizen und schnurrte und miaute. Sie spielte ihre Rolle perfekt mit Tränen in den Augen und geröteter Nase.
    »Es muß für Sie schrecklich gewesen sein«, bemerkte ich. »Sie waren an dem Tag fort, und als Sie wiederkamen, war er tot ?«
    Susie Grissom nickte stumm und schnaubte in ihr Taschentuch. »Ich war beim Treffen meines Krimi-Clubs«, murmelte sie. »Zuerst habe ich gar nichts begriffen... Polizeiwagen vor dem Haus, die Ambulanz... Und dann habe ich erfahren, daß er tot ist .«
    »Furchtbar«, seufzte ich. »Muß auch für die Kinder ein Schock gewesen sein. Wie kommen denn die damit zurecht ?«
    »Sie sind noch klein. Ich habe getan, was ich konnte .«
    Insgeheim überlegte ich, wie ich ihr Alibi nachprüfen konnte. Es war zwar anzunehmen, daß die Polizei das bereits getan hatte, aber sicher war es nicht. »Das wäre im Augenblick wohl erst mal alles .« Ich stand auf. Susie Grissom begleitete mich zur Tür. »Ich bin übrigens auch ein Krimi-Fan .«
    »Ach, wirklich?« Ihre Miene hellte sich auf. »Welches sind denn Ihre Lieblingsautoren ?«
    Volltreffer! Jetzt hat sie dich, dachte ich. »Oh, da gibt’s viele. Smith... und White...«
    » Teri ? Sie ist phantastisch. Diesen Monat sind bei uns übrigens die weiblichen Autoren dran. Haben Sie Lust zu kommen ?«
    »Sehr gern«, sagte ich. »Ich freue mich riesig .«
    Und so landete ich bei einem Clubtreffen der weiblichen Krimi-Leser von Santa Teresa. Ich trug mein Allzweck-Kleid mit Strümpfen und flachen Schuhen, da ich angenommen hatte, daß man so was bei Hausfrauen aus den Vorstädten eben anzog. Und zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben fühlte ich mich overdressed, obwohl alle schrecklich nett waren und so taten, als würden sie nichts merken. Es gab Tee und Kekse, und wir lachten und plauderten über Autorinnen, von denen ich noch nie gehört hatte. Ich gab Sätze von mir wie: >Also, der Schluß von diesem Buch hat mich so erschreckt, daß ich richtig Angst hatte, allein zu Hause .< Oder: >Die Geschichte war mir zu verzwickt. Was meinen Sie ?< Ich schwindelte so routiniert, daß ich schon befürchtete, man würde mir ein Clubamt antragen. Statt dessen luden sie mich lediglich zum nächsten Clubabend im darauffolgenden Monat ein.
    »Ich bitte Jenny, daß sie Ihnen ein Jahresprogramm gibt«, sagte Susie . »Für den Fall, daß Sie auf dem laufenden bleiben wollen.«
    Die Schatzmeisterin des Clubs zauberte raschelnd eine Kopie des Clubprogramms für mich hervor, auf dem Datum und Ort der Zusammenkünfte und die besprochenen Bücher verzeichnet waren. Wir saßen beieinander, tranken Tee, und ich versuchte, unauffällig die Frauen neben mir zu imitieren. Meine Stärke liegt auf anderen Gebieten. Weder kann ich backen, noch bin ich in der Sozialarbeit erfahren. Außerdem weiß ich nicht, wie man Konversation macht, und schaffe es nie, mit übergeschlagenen Beinen elegant dazusitzen. Ich studierte das Programm. Kaum hatte sich Susie einer anderen Gruppe zugewendet, beugte ich mich zu Jenny hinüber und senkte die Stimme. Jenny war Mitte Fünfzig, sie hatte einen Tweedrock mit passendem Pullover an und trug eine echte Perlenkette. »Dieses Treffen damals im September«, begann ich. »Ist an diesem Abend nicht Susies Mann ums Leben gekommen ?«
    Sie nickte. »Es war schrecklich«, seufzte sie. »Sie hatte an diesem Abend ausgerechnet für die Erfrischungen zu sorgen .«
    »Sind Sie damals dabei gewesen ?«
    »Natürlich. Ein Polizeibeamter hat einen Gastvortrag gehalten, und Susie hat so angeregt mit ihm diskutiert. Später habe ich in der Küche mit ihr zusammen die Keksteller aufgefüllt. Und die ganze Zeit über war er schon tot, und sie hatte keine Ahnung .«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mein Gott, das muß ein Schlag für sie gewesen sein. Haben sie sehr aneinander gehangen ?«
    »Selbstverständlich.« Jenny musterte mich interessiert. »Wie haben Sie Susie kennengelernt? Kennen Sie sie schon lange ?«
    »Nein. Aber ich glaube, ich kenne sie gut genug«, erwiderte ich bescheiden.
    Die Frau links von mir hatte offenbar zugehört und mischte sich ein. »Was machen Sie beruflich, Kinsey ?«
    »Ich bin im Versicherungsgeschäft«, antwortete ich.
    »Ach? Irgendwie kam mir Ihr Name bekannt vor. Kann ich ihn mal in den Nachrichten gehört haben ?«
    »Gütiger Himmel, nein! Da müssen Sie mich verwechseln .« Es war erst etwa sechs Wochen her, daß ich in Verbindung mit einem Mord erwähnt worden war. »Kann ich hier mal irgendwo für kleine
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