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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
Autoren: Sue Grafton
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gerade unsere alljährliche Buchprüfung hinter uns gebracht. Es war alles in bester Ordnung. Wir haben dieser Frau blind vertraut. Und hatten auch allen Grund dazu.«
    »Und den Verlust haben Sie heute morgen entdeckt ?«
    »Ja. Allerdings gebe ich zu, daß mir schon Freitag abend ein gewisser Verdacht gekommen ist, als Robert Ackerman mich zu Hause anrief. Es sah Lucy Ackerman überhaupt nicht ähnlich, wortlos zu verschwinden. Sie hat acht Jahre lang bei uns gearbeitet und war immer pünktlich und gewissenhaft .«
    »Nun, zumindest pünktlich«, sagte ich. »Haben Sie die Polizei verständigt ?«
    »Das wollte ich gerade tun. Ich muß das auch der Gewerbeaufsicht melden. Herrgott, ich kann’s noch immer nicht fassen, daß sie uns das angetan haben soll. Meinen Job bin ich vermutlich los. Wahrscheinlich schließen sie uns die Firma .«
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mich hier mal ein bißchen umsehe ?«
    »Wozu?«
    »Noch besteht die Chance, daß wir rauskriegen, wo sie ist. Wenn wir schnell genug handeln, erwischen wir sie vielleicht, bevor es zu spät ist .«
    »Da bin ich skeptisch«, entgegnete er. » Freitag nachmittag wurde sie zuletzt gesehen. Das war vor zwei vollen Tagen. Mittlerweile kann sie überall sein .«
    »Mr. Sotherland , Lucy Ackermans Ehemann hat sich bereits für dreihundert Dollar bei mir eingekauft. Warum nutzen Sie das nicht aus ?«
    Er starrte mich an. »Meinen Sie nicht, daß die Polizei was dagegen hat ?«
    »Vermutlich schon. Aber ich habe nicht die Absicht, irgend jemandem ins Handwerk zu pfuschen. Und alles, was ich herausfinde, mache ich der Polizei zugänglich. Außerdem wird man sicher kaum vor heute nachmittag jemanden vom Betrugsdezernat vorbeischicken. Falls ich eine Spur entdecke, stehen Sie der Firma und der Polizei gegenüber doch ganz gut da .«
    Er hob resignierend die Hände. »Mir ist alles egal. Machen Sie, was Sie wollen .«
    Als ich sein Büro verließ, rief er die Polizei an.

    Ich setzte mich kurz an Lucys Schreibtisch, der ordentlich und aufgeräumt aussah. Die Schubladen enthielten die üblichen Büroutensilien und keinerlei persönliche Gegenstände. Auf dem Schreibtisch lag ein Terminkalender in Form eines Ringbuches mit einem Kalenderblatt für jeden Tag. Ich blätterte die letzten beiden Monate durch. Die einzigen persönlichen Eintragungen betrafen einen Termin in der Frauenklinik am zweiten August und einen zweiten Besuch dort am vergangenen Freitagnachmittag. Jener Freitag mußte für Lucy ein anstrengender Tag gewesen sein, wenn man bedachte, daß sie einen Termin beim Arzt gehabt und dann ihre Firma noch um eine halbe Million geprellt hatte. Die beiden anderen Frauen in der Firma ließen mich nicht aus den Augen. Ich merkte das, obwohl sie beide so taten, als nähme die Büroarbeit sie völlig in Anspruch.
    Als ich alles durchsucht hatte, stand ich auf und ging quer durchs Zimmer zu Mrs. Merrimans Schreibtisch. »Kann ich hier Ablichtungen von dem Kontobuch machen, das Mrs. Ackerman benutzt hat ?«
    »Ja, schon. Wenn Mr. Sotherland einverstanden ist«, sagte sie.
    »Wo hatte Mrs. Ackerman übrigens tagsüber ihren Mantel und ihre Handtasche ?«
    »Hinten. Jeder von uns hat einen Schrank im Lagerraum .«
    »Diesen Schrank würde ich mir gern mal ansehen .«
    Ich wartete geduldig, während sie meine Wünsche mit ihrem Chef klärte, und folgte ihr schließlich ins Hinterzimmer. Dieser Raum besaß eine Tür, durch die man auf den Parkplatz gelangte. Links davon lag eine kleine Toilette, rechter Hand befand sich ein Stauraum mit vier Metallschränken, einem Kopierer und zahlreichen Regalen mit Bürobedarf. Jeder schulterhohe Metallschrank trug ein Namensschild. Lucy Ackermans Schrank war noch immer verschlossen. Ich betrachtete das Schloß. Es juckte mir in den Fingern, mich mit meinem handlichen Dietrichset daran zu schaffen zu machen, wollte es mir aber lieber nicht mit der Polizei verderben, die sicher schon auf dem Weg war.
    »Wäre nett, wenn mir jemand erzählen könnte, was im Schrank war... Sobald die Polizei ihn geöffnet hat«, bemerkte ich, während Mrs. Merriman das Kontobuch für mich kopierte.
    »Das hier bitte auch .« Ich gab ihr den Durchschlag der Empfangsbestätigung, die Lucy bei Auszahlung des Geldes unterschrieben hatte; sie hatte zusammengefaltet in der letzten Kontobuchseite gelegen. »Haben Sie eine Idee, wo Mrs. Ackerman sein könnte ?«
    Mrs. Merriman spitzte züchtig den Mund, als kämpfe sie mit sich, wieviel sie sagen
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