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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
Autoren: Sue Grafton
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bedeutete mir, hereinzukommen, und wir gingen beide auf Zehenspitzen durchs Haus und in den rückwärtigen Garten hinaus, wo wir uns weiterhin in gedämpftem Ton unterhielten. Ich wußte nicht, in welchem Schlafzimmer die kleinen Scheißer schliefen, aber ich wollte auf keinen Fall dafür verantwortlich sein, daß sie auf wachten.
    Nach einem Vormittag voller Vaterpflichten sah Robert zerzaust und geschafft aus.
    »So bald habe ich Sie gar nicht zurückerwartet«, wisperte er.
    Ich flüsterte ebenfalls. Die Geheimnistuerei schüchterte mich ein. Es erinnerte mich an die Schulzeit; die Luft roch nach Herbst, und wir hockten hier wie Kinder, die etwas ausgeheckt hatten, nebeneinander auf dem Rand der Sandkiste. Ich wollte ihm nicht das Herz brechen, aber was blieb mir anderes übrig?
    »Ich glaube, wir haben den Fall gelöst«, begann ich.
    Er sah mich einen Augenblick an. Aus meiner Miene schien er abzulesen, daß ich schlechte Nachrichten für ihn hatte. »Geht es ihr gut ?«
    »Vermutlich nicht«, antwortete ich. Dann erzählte ich ihm, was ich in Erfahrung gebracht hatte, fing mit der Unterschlagung und der Affäre mit Gavin an und schloß mit dem Streit, den der Leiter des Reisebüros mit angehört hatte. Robert war mir längst voraus.
    »Sie ist tot, stimmt’s ?«
    »Wir vermuten es .«
    Er nickte. Tränen traten in seine Augen. Er schlang die Arme um die Knie und legte das Kinn auf die Fäuste. Ich wollte ihm die Hand auf den Arm legen. Er sah so jung aus. »Hatte sie wirklich einen andern«, fragte er kläglich.
    »Das müßten Sie doch gemerkt haben«, entgegnete ich. »Sie haben erzählt, daß sie schon wochenlang unruhig und nervös gewesen ist. Hat Sie das nicht stutzig gemacht ?«
    Er zog seine Schultern hoch und wischte die Tränen in seinem Gesicht mit dem Ärmel ab. »Ich weiß nicht«, murmelte er. »Vielleicht.«
    »Und dann sind Sie Freitag nachmittag in die Firma gefahren und ertappten sie dabei, daß sie verreisen wollte. Da haben Sie sie umgebracht, stimmt’s ?«
    Seiner Kehle entrang sich ein quiekender Ton. Dann schluchzte er einmal auf, und seine Stimme wurde wieder zu einem Flüstern. »Sie hätte es nicht tun dürfen... uns so zu hintergehen. Wir haben sie so geliebt...«
    »Ist das Geld hier ?«
    Er nickte unglücklich. »Davon wollte ich Ihr Honorar aber nicht bezahlen«, erklärte er unnötigerweise. »Wir hatten wirklich ein paar Ersparnisse, um eines Tages nach San Diego in den Zoo fahren zu können .«
    »Tut mir leid, daß es nicht geklappt hat«, sagte ich.
    »So dumm habe ich mich doch eigentlich nicht angestellt, oder? Ich meine, vielleicht hätte es klappen können .«
    Ich hatte von der Reise zum Zoo gesprochen. Er dachte, ich spiele auf den Mord an seiner Frau an. Mein Gott!
    »Sie hätten’s fast geschafft .« Verdammter Mist, da saß ich nun und versuchte den Kerl auch noch zu trösten!
    Er sah mich mitleiderregend an. Seine Augen waren gerötet und voller Tränen, seine Lippen zitterten. »Aber was habe ich falsch gemacht? Wie sind Sie auf mich gekommen ?«
    »Sie haben das Diaphragma in ihre Reisetasche gesteckt, die Sie gepackt haben. Sie hatten die Absicht, den Verdacht damit auf Gavin Sotherland zu lenken, aber der wußte, daß sie sich hatte sterilisieren lassen .«
    Wut glomm in seinen Augen auf und erlosch wieder. Ich vermutete, daß ihre freiwillige Sterilisation ihn mehr traf als die Affäre mit ihrem Chef.
    »Herrgott, ich weiß nicht, was sie an dem fand«, sagte er atemlos. »Dieses Schwein!«
    »Na ja. Wenn es Sie tröstet, sie wollte auch ihn nicht mitnehmen auf die Reise. Sie wollte nur ihre Freiheit. Sonst nichts.«
    Er zog ein Taschentuch heraus, putzte sich die Nase und versuchte sich zu beruhigen, zitternd vor innerer Anspannung. »Aber wie wollen Sie mir das ohne Leiche nachweisen? Wissen Sie denn, wo sie ist ?«
    »Ich denke schon«, erwiderte ich leise. »Die Sandkiste, Robert. Direkt unter uns.«
    Er schien völlig gebrochen. »Mein Gott«, stöhnte er. »Mein Gott, bitte verraten Sie mich nicht. Sie können das Geld haben. Es interessiert mich überhaupt nicht. Aber lassen Sie mich bei meinen Kindern. Die kleinen Kerle brauchen mich. Ich hab’s für sie getan. Das schwöre ich. Sie müssen es der Polizei doch nicht verraten, oder ?«
    Ich schüttelte den Kopf, öffnete meinen Hemdkragen und zeigte ihm das Mikro. »Die Polizei hat mitgehört .« Dann schweifte mein Blick zum seitlichen Gartenteil hinüber.
    Und diesmal war ich tatsächlich froh, als
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