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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04)
Autoren: Hans Kneifel
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Bord seiner umgebauten LANCET geholt hatte.
    »Sie scheinen nicht meiner Meinung zu sein?« fragte Villa zuvorkommend.
    »Ich verstehe zu wenig davon«, erwiderte Lydia. »Ich kann nur nicht glauben, daß eine fremde Intelligenz in der Lage sein sollte, trotz fehlender Kommunikation mit uns einen unserer Kommandanten derart stark zu beeinflussen!«
    Einige Sekunden Schweigen ...
    »Wir haben eine Bezeichnung für diese Art der Beeinflussung«, sagte Oberst Villa. »Ein Kunstwort. Es kommt von ›Hypnose‹ und ›tele‹.«
    Wamsler hob seine Hand und bat ums Wort.
    »Darf ein alternder Raummarschall um eine volkstümliche Erklärung bitten?« fragte er nicht ohne Sarkasmus.
    »Er darf!« erwiderte Villa lächelnd; er kannte Wamsler schon zu lange, um auf diese Bemerkungen hereinzufallen.
    »Das Kunstwort heißt Telenose – was soviel bedeutet wie Beeinflussung des Willens durch fremde Kräfte über weite Strecken hinweg. Ist Ihnen damit gedient, Marschall?«
    Woodrov Winston Wamsler nickte nur und schwieg.
    »Und was tun wir jetzt?« fragte Sir Arthur plötzlich.
    »Ich verstehe nicht recht«, erwiderte Kublai-Krim. »Wir diskutieren den Fall durch.«
    »Ich meine: Was beabsichtigen wir zu tun, um diese zweifellos große Gefahr zu neutralisieren?«
    Villa hob bedauernd die Schultern und zog eine schlecht zu deutende Grimasse.
    »Ich gestehe«, sagte er, »daß ich es nicht weiß.«
    »Ein Versuch?« fragte Lydia.
    »Wie stellen Sie ihn sich vor?« fragte Wamsler sofort zurück.
    »Wir provozieren einen zweiten Fall. Beziehungsweise wir schaffen die Voraussetzungen dafür, daß sich der XERXES-Fall wiederholen kann. Diese Aktion aber wird überwacht, so daß daraus keine wirkliche Desertierung werden kann.«
    Wamsler überlegte kurze Zeit, dann nickte er zustimmend.
    »Diese Idee hat etwas für sich. Wer stimmt dafür?«
    Er selbst hob den Arm. Drei Sekunden später stellte er fest, daß dieser Vorschlag General van Dykes einstimmig angenommen worden war.
    »Wir haben den Plan«, sagte Sir Arthur, »aber wir brauchen ein Schiff.«
    »McLane ...«, begann Wamsler, aber Lydia sprang auf.
    »Ich bin dagegen. Cliff McLane wird in der letzten Zeit ungeachtet seiner Verdienste zu ungefähr jedem Job eingesetzt. Bisher hat sich das Spektrum der zumutbaren Aufträge noch in gewissen Grenzen gehalten, aber dieser Versuch würde zweifellos die Selbstachtung dieses Mannes dort treffen, wo es am schmerzvollsten ist.«
    »Warum verteidigen Sie McLane so eifrig?« fragte Villa.
    Lydia fuhr herum.
    »Ich würde jeden anderen Mann meiner Flotte genauso verteidigen, wenn er in der Lage McLanes wäre. Schließlich ist er nicht der letzte Kadett einer Klasse von Selbstmördern.«
    »Wir werden sicher einen anderen Mann und ein anderes Schiff finden«, sagte Raummarschall Wamsler versöhnlich. »Sie brauchen sich also nicht so zu echauffieren, gnädige Frau.«
    Lydia lehnte sich wieder zurück.
    »Sie haben jede Unterstützung von mir, Wamsler«, sagte sie etwas weniger aufgebracht. »Aber Sie müssen mir versprechen, McLane einige ruhige Tage zu lassen. Seine Mannschaft und er sind gegenwärtig im Raum und haben diesen Overkill-Einsatz hinter sich; das dürfte genügen.«
    Marschall Wamsler, Chef der Raumaufklärungsverbände – T.R.A.V. – er begann zu überlegen; Lydias Plan war gut. Oberst Villa verarbeitete in Gedanken die Informationen und kam zu dem Schluß, daß der Versuch gewagt werden müsse. Gleichzeitig würde er, notfalls mit allen seinen Beamten, durchsetzen, daß das zweite Schiff überwacht wurde.
    Langsam nickte er.
    »In Ordnung«, sagte er dann. »Ich werde alles veranlassen, um den Versuch zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Wenn wir über die Natur der Telenose Bescheid wissen, ist die halbe Schlacht schon geschlagen.«
    Im stillen dachte er daran, daß McLane vielleicht doch ...
    General Lydia van Dyke sah leider nicht in das Gesicht Oberst Henryk Villas. So entging ihr das eigentümliche Lächeln, das die Augen ausstrahlten.

 
3
     
    Das Starlight-Casino hatte seinen Namen teilweise zu Unrecht; es war ein Gebäude, das seine ultramodernen Formen und Räume innerhalb eines gewissen Strandbezirks von Groote Eylandt ausdehnte. Ein Teil davon war submarin angelegt; hinter riesigen runden Scheiben sah man die Fischschwärme vorbeihuschen. Auch nachts brannten verschiedenfarbige Scheinwerfer und beleuchteten die bizarre Unterwasserlandschaft.
    Ein anderer Teil lag auf einem Ausleger, der auf Stelzen weit ins
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