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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04)
Autoren: Hans Kneifel
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haben keine Gefühle. Es gibt keine Pannen. Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht auch – natürlich in vernünftigen Grenzen – die Raumschiffkommandanten durch Roboter ersetzen sollten.«
    »Sie scheinen eine Meuterei der gesamten Flotte provozieren zu wollen, wie es scheint?« erkundigte sich General van Dyke zynisch. »Nett von Ihnen, daß Sie bereits an meine Pensionierung denken, Oberst Villa. Sind das nicht ein wenig utopische Pläne?«
    Villa lächelte sie beruhigend an.
    »Wer weiß?« verkündete er orakelhaft.
    Sein Stabsoffizier gab ihm ein Zeichen.
    »Ja?«
    »Ich empfange eben die Nachricht, daß Commander Pietro gebracht wird.«
    Einige Sessel wurden gedreht; die Augenpaare richteten sich auf die strahlende Lichtflutbarriere. Zuerst erschien gegen den hellen Hintergrund des Vorzimmers die Gestalt eines Commanders, dahinter eine zweite: ein GSD-Beamter, mit der rechten Hand verdächtig nahe dem Gürtel.
    »Alonzo Pietro ...«, murmelte General van Dyke.
    Pietro war ein Mann von vierzig Jahren, in einen schmucklosen Overall der Flotte gekleidet. Er wirkte geradezu erschreckend normal.
    Mittelgroß, mit dunkelblondem Haar und ruhigen Augen, die im Augenblick etwas verwirrt schienen. Die beiden Männer gingen gelassen in den Raum hinein, während hinter ihnen die Barriere wieder aufflammte. Langsam erhob sich Sir Arthur.
    »Sie sind Commander Pietro?« fragte er halblaut.
    Pietro nickte bereitwillig.
    »Jawohl«, sagte er. »Commander Alonzo Pietro, Kommandant des Schnellen Kreuzers XERXES. Seit einundzwanzig Tagen dienstunfähig geschrieben.«
    Es lagen keinerlei Nervosität oder Unruhe in den Worten; es war eine einfache Feststellung.
    »Was haben Sie uns zu sagen?« fragte Sir Arthur weiter.
    Pietro zuckte seine breiten Schultern.
    »Nichts, Sir«, sagte er einfach.
    Der Ton, in dem Sir Arthur sprach, wurde etwas schärfer.
    »Wie die Ermittlungen ergaben, Pietro, war Ihr Schiff, die XERXES, eindeutig mit den Kurskoordinaten nach Raumkubus Zehn/Ost 361 programmiert.«
    »Das ist richtig, Sir«, erwiderte Pietro ruhig.
    »Und wie kommen Sie zu der Programmierung?« fragte Wamsler etwas heiser vor Aufregung. Pietro sah ihn mit einem langen Blick an, dann erwiderte er:
    »Das weiß ich nicht, Sir.«
    »Das wissen Sie nicht?« rief Wamsler.
    »Nein.«
    Pietro machte den Eindruck eines Mannes, der über ein Thema schon zuviel gefragt worden war und zuviel hatte antworten müssen. Er sprach seit einundzwanzig Tagen teils an Bord seines Schiffes, teils hier unter der Beobachtung durch die Flottenpsychodynamiker mit unzähligen Menschen über jene rätselhafte Programmierung und hatte nichts anderes gesagt als die nackte Wahrheit.
    »Was wissen Sie eigentlich?« fragte Wamsler, nun schon mit wachsender Unruhe.
    »Nichts, was die Programmierung betrifft. Ich weiß nicht, wie ich sie habe einstellen können. Ich weiß auch nicht, woher die Grobsprung-Koordinaten von Zehn/Ost 361 kamen. Ich fand sie einfach in meinen Überlegungen. Ich sage Ihnen die Wahrheit, Sir.«
    Nacheinander musterte er die versammelten Männer und die Frau.
    Er hatte nichts mehr zu sagen – er wußte nichts mehr.
    Ein intensives Unbehagen ergriff die Versammlung plötzlich.
    »Broderyk!« sagte Wamsler scharf.
    Der Mann, der Pietro begleitet hatte, drehte seinen Kopf herum und blickte in die Richtung Wamslers.
    »Sir?« fragte er leise.
    »Bitte bringen Sie Commander Pietro wieder hinaus. Vorläufiges Startverbot!«
    »Jawohl, Sir.«
    Der GSD-Beamte salutierte flüchtig und griff nach dem Arm des Kommandanten.
     
    *
     
    »Ich bin verblüfft!« gestand Lydia van Dyke.
    »Ganz zu Recht«, erwiderte Villa. »Das Problem liegt etwas tiefer und umfaßt mehrere Bereiche. Wir müssen uns damit abfinden, daß die Extraterrestrier eine Waffe kennen, denn nichts anderes ist das, was Sie hier sahen, mit der sie Menschen über eine gewisse Entfernung beeinflussen können. Offensichtlich ist die Möglichkeit der Beeinflussung an gewisse Umgebungen gebunden.«
    »Woraus schließen Sie das?« fragte Kublai-Krim.
    »Daraus, daß Pietro hier in Basis 104 keinerlei Anzeichen macht, der fremden Stimme in seinen Gedanken zu folgen. Er hat sie einfach vergessen.«
    Lydia van Dyke, der Chef Pietros, schüttelte den schmalen Kopf.
    Man sah der Frau die Strapazen nicht mehr an, die sie während der letzten Monate erlebt hatte: Ihr Schiff war als Wrack antriebslos im Hyperraum geschwebt und war endlich vernichtet worden, nachdem Cliff McLane die Mannschaft an
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