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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04)
Autoren: Hans Kneifel
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Wamsler«, sagte das Mädchen halblaut. »Ein Hyperraumspruch.«
    Wamsler blickte sie etwas befremdet an, dann begriff er.
    »Was?«
    »Hyperraumspruch von der ORION VIII«, antwortete der Kurier halblaut.
    »Text?«
    »Experiment Overkill erfolgreich abgeschlossen!«
    Wamsler lehnte sich zurück und fragte:
    »Was soll ich jetzt damit?«
    »Sie wollten sofort persönlich informiert werden. Der Hyperraumspruch lief vor ...«
    Wamsler nickte und warf einen kurzen Blick auf Villa, der noch immer abwartend dastand und schwieg.
    »Ja, danke«, sagte Wamsler zur Ordonnanz. Das Mädchen salutierte und verließ den Raum. Dicht hinter ihr fuhren die tödlichen Ströme der Barriere wieder in die Höhe und schützten die Männer im Büro.
    »Entschuldigen Sie, Oberst Villa«, sagte Wamsler. »Fahren Sie bitte fort.«
    Oberst Villa, klein und mit fast silbernen Haaren, räusperte sich, dann sprach er weiter.
    »Ich sagte: Seit Bestehen der terranischen Raumflotte ist mir kein Vorfall bekannt, der in seiner gesamten Tragweite so alarmierend ist. Zum erstenmal hat ein Schiffskommandant versucht, zu desertieren.«
    Unter den versammelten Männern entstand eine leichte Unruhe, die einige Sekunden dauerte. Villa betrachtete die Köpfe um ihn herum, schweigend und ironisch, wie er es immer war und fuhr dann fort, zu Kublai-Krim gewandt.
    »Wie gesagt: Der Kommandant der XERXES versuchte zu desertieren.«
    Heiser flüsterte Kublai-Krim:
    »Zu den Fremden! Er desertierte zu den Extraterrestriern!«
    »Eine Frage«, warf Sir Arthur ein. »Ist der Mann wahnsinnig geworden?«
    »Nein«, erwiderte Villa kurz.
    »Wir beobachten den Kommandanten der XERXES seit genau einundzwanzig Tagen. Tag für Tag, Stunde um Stunde. Ein Stab von Psychodynamikern hat jenen Alonzo Pietro durchleuchtet, unter Hypnose befragt, seine Reflexe aufgezeichnet und sie analysiert. Wir haben seine Gehirnwellenmuster gemessen und sie mit denen von Kranken verglichen.«
    Wamsler hob seine breite, fleischige Hand.
    »Und? Wie waren die Resultate, Villa?«
    Der Chef des Galaktischen Sicherheitsdienstes antwortete trocken:
    »Das Resultat ist eindeutig, aber es trägt nicht zur Beruhigung bei. Wir haben nicht das geringste Anzeichen einer geistigen Störung gefunden, wie sie auch immer geartet sein mag. Weder Psychose, noch Neurose, keinen Verfolgungswahn, keinen Autismus ... nichts.«
    »Commander Pietro ist also vollkommen normal? So normal wie Sie und wie ich auch?« fragte Sir Arthur entgeistert.
    Villa gestattete sich sein gefürchtetes Lächeln und erwiderte zögernd:
    »Nun, ich möchte nicht so weit gehen und mich als Muster normalen Verhaltens bezeichnen. In Ihrem Fall wäre ich auch nicht gar so selbstbewußt, Freund Arthur. Jedenfalls ist Commander Pietro geistig gesund. Ihm würde – genau wie uns – niemals einfallen, zu unseren angriffslustigen Freunden zu desertieren und dabei noch ein ganzes Schiff mitzunehmen.«
    Lydia van Dyke meldete sich.
    »Bitte, General?« fragte Oberst Villa milde.
    »Ich zweifle nicht am Fleiß und an den Kenntnissen Ihrer Spezialisten, Oberst, – aber sind Sie ganz sicher, daß ihnen keine Fehler unterlaufen sind?«
    Villa nickte.
    »Absolut sicher«, antwortete er hart. Sein Ton duldete keinen Widerspruch.
    Marschall Wamsler stemmte sich an den Lehnen seines Sessels hoch. Das Material knarrte protestierend.
    »Oberst Villa«, sagte Wamsler mit seinem tiefsten Baß, »Ihre Beschuldigung mag begründet sein, aber sie ist ungeheuerlich. Sie widerspricht aller Vernunft und aller Erfahrung.«
    Villa zuckte die Schultern und breitete in einer bedauernden Geste beide Arme aus.
    »Ich wiederhole«, sagte er laut. »Commander Alonzo Pietro wollte mit Schiff und Besatzung vorsätzlich, freiwillig und bei klarem Verstand zur Raumbasis der Fremden desertieren. Wir wissen jetzt immerhin, in welchem Kubus sie sich befindet, wenn auch nur ungefähr.«
    Villa hob einen Abschnitt aus dem breiten Programmierungsband eines Eingabeelements hoch. In dem steifen Kunststoff waren die dunklen Punkte der kodierten Koordinaten zu erkennen.
    »Zehn/Ost 361?«
    Villa nickte stumm. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Es steht einwandfrei fest. Schließlich druckt der Komputer diese Zahlen nicht ohne Programmierung aus.«
    Er schob den Streifen hinüber zu Kublai-Krim. Der nahm ihn und dekodierte die Koordinaten; es stimmte. Es waren die Steuerbefehle für eine Serie von Hyperraumsprüngen nach Raumkubus Zehn/Ost 361. Einer Position im
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