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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04)
Autoren: Hans Kneifel
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Grenzland des kugelförmigen Kontrollbezirks.
    Eine unheilvolle Pause entstand.
    »Ich möchte diesen Mann sehen«, sagte Sir Arthur schließlich, als entschlösse er sich, Villa Glauben zu schenken.
    Villa wandte sich an seinen Stabsoffizier und sagte leise, aber im Ton unüberhörbarer Autorität:
    »Holen Sie Commander Pietro!«
    Der Stabsoffizier schaltete sein Armbandsprechgerät ein und sprach leise in das vertieft angebrachte Mikrophon. Die anderen schwiegen und sahen sich an.
    Sie waren es gewohnt, hinter den anscheinend spektakulären Ereignissen die möglichen Folgen zu sehen. Wenn einer der garantiert zuverlässigen Kommandanten desertierte – oder es nur versuchte – dann war die gesamte Flotte gefährdet. Jedem anderen konnte dies auch passieren; der Gegner mußte ein Mittel gefunden haben, sich die Leute gefügig zu machen. Er brauchte offensichtlich, um einen neuen Angriff zu starten oder vorzubereiten, genauere Kenntnis von der Zentralwelt dieses Machtbezirks.
    Das bedeutete zweierlei:
    Er, der Gegner, konnte Menschen beeinflussen ... und plante einen neuen Angriff gegen die Erde.
    Niemand wußte, woher die Fremden kamen und aus welchem Grund sie die Erde angriffen. Es gab nichts, was sie brauchen konnten, denn die Erdatmosphäre war, um nur ein Beispiel zu nennen, für sie reines Gift.
    »Nehmen Sie es mir nicht übel, Oberst Villa ...«, begann Wamsler.
    »Bestimmt nicht!« erwiderte Villa, und wieder erschien das ironische Lächeln in seinem zerknitterten Gesicht.
    »Ich bin skeptisch«, sprach Wamsler weiter. »Ich bin sogar sehr skeptisch. Erst vor einigen Wochen haben wir bei den Besatzungen einiger Grenzstationen leichte Anfälle von Raumkoller feststellen müssen.«
    »Ich weiß«, sagte Villa.
    »Und Commander Pietro«, sagte Lydia van Dyke mit ihrer leisen, spröden Stimme, »war der Mann, der diese Stationen anflog, um die neuen Mannschaften hinzubringen und die alten zu holen. Ich kann mich entsinnen, einen Flugbefehl gelesen zu haben, der auf Zehn/Ost 001 lautete.«
    »Ich versichere Ihnen«, erwiderte Oberst Villa beharrlich, »daß es bei Commander Pietro keine solchen Symptome gibt. Wir hätten sie gefunden.«
    »Vielleicht andere Symptome?« fragte Wamsler grollend.
    »Wir hätten auch diese entdeckt, Marschall!«
    »Wie denn? Wenn Sie nicht wissen – Sie und Ihre Psychologen –, zu welcher Krankheit sie gehören? Wenn Sie nicht einmal die wahre Natur dieser Krankheit kennen?«
    Villa erwiderte nachsichtig:
    »Glauben Sie es mir doch! Pietro wurde mit aller Ausdauer beobachtet und untersucht. Jeder von uns war bereit, eine Störung oder eine partielle Unzurechnungsfähigkeit vorauszusetzen. Wir suchten förmlich nach einem Grund, Pietro zu entschuldigen, ihn zu verstehen. Aber ... es ergab sich nichts. Gar nichts. Der Commander ist geistig wie körperlich vollkommen gesund, sehen wir von zwei ersetzten Zähnen ab.«
    Wamsler wirkte hinter den Reflexen auf der spiegelnden Tischplatte wie ein Felsen, der schwarz aus einem reglosen See herausragte. Und doch war dieser Mann zu erschüttern. Wamsler war erregt und sagte laut:
    »Ein Kommandant, meine Herren, der mit einem Raumschiff zu den Fremden desertieren will, ist nicht gesund.«
    »Er spricht schon wieder kursiv«, sagte Villa spöttisch.
    Kublai-Krim wiegte seinen eisgrauen Schädel.
    »Wenn dieser Fall bei den Stäben und den Mitgliedern der Flotte bekannt wird, gibt es eine Katastrophe.« Er lauschte einige Sekunden der Bedeutung seines Satzes nach, dann sprach er weiter. »Das gesamte innere Gefüge wird zerstört. Mit der inneren Führung ist es dahin!«
    »Natürlich!« stimmte Sir Arthur zu. »Wenn niemand mehr ungetrübtes Vertrauen zu unseren Kommandanten haben kann, ist es mit der Sicherheit der Erde vorbei.«
    Villa blieb sitzen und richtete den bohrenden Blick seiner grauen Augen auf Sir Arthur.
    »Das war auch unsere Überlegung«, sagte er. »Und die Oberste Raumbehörde hat sich überzeugen lassen. Seit einiger Zeit sind die Stationen entlang der Grenzgebiete von Robotern besetzt; zumindest stellen wir die größeren Anlagen um. Der Prozeß wird in Kürze abgeschlossen sein.«
    Lydia van Dyke warf ein:
    »Darüber erfahre ich auch erst hier und heute etwas Genaueres!«
    Villa zuckte die Schultern; es gehörte nicht in seinen Zuständigkeitsbereich.
    »Sie wissen, daß wir mit Robots bisher nur die besten Erfahrungen gemacht haben, seitdem Pannen wie das letzte McLane-Abenteuer unmöglich gemacht wurden. Robots
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