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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04)
Autoren: Hans Kneifel
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durch überbetontes joviales Verhalten die Situation zu bagatellisieren, versuchte Cliff seinerseits, ohne direkt ein Dienststrafverfahren herauszufordern, dem Marschall mitzuteilen, wie wenig er von gewissen Befehlen hielt und von denen, die solche Befehle gaben.
    »Wissen Sie, McLane«, fuhr Wamsler im gleichen Tonfall fort, »eigentlich sind Sie ein netter Bursche. Sie haben uns schon jede Menge Sorgen verursacht und jede Menge wieder abgenommen.«
    »Es ist meine Aufgabe«, erklärte Cliff, »pausenlos die Erde zu retten.«
    »Das ist eine schöne Aufgabe!« führte Wamsler mit erhobenem Zeigefinger aus. Sherkoff stand auf und blieb neben Tamara Jagellovsk stehen. Vor wenigen Sekunden hatte die Musik eingesetzt.
    »Haben Sie etwas dagegen«, fragte der Psychodynamiker, »wenn ich Sie um einen bis zwei Tänze bitte?«
    Tamara war sichtlich überrascht. Sie stand auf und folgte Sherkoff auf die Tanzfläche hinaus.
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte sie laut, um die Musik zu übertönen. »Mit dem größten Vergnügen!«
    »Ich hatte schon befürchtet, daß Sie etwas gegen mich hätten ...«
    Tamara blickte ihm bei der nächsten der komplizierten Figuren ins Gesicht.
    »Was sollte ich gegen Sie haben, Professorchen?«
    Dann erinnerte sie sich.
    »Ach so – weil Sie mit Ihrer These wegen der Teledingsda recht behielten? Halten Sie mich eigentlich für derart ehrgeizig?«
    Sie bemerkte aus dem Augenwinkel, wie ihr Cliff McLane nachdenklich mit den Blicken folgte.
    Helga Legrelle wandte sich an den Commander.
    »Genossin Jagellovsk scheint ja großen Eindruck auf dich zu machen, heute abend«, sagte sie und rammte Mario den Ellenbogen in die Rippen. Mario begann zu grinsen.
    »Wie?« fragte Cliff in Gedanken. »Ach so – in gewisser Hinsicht macht jede Frau einen gewissen Eindruck auf mich. Du auch, Helgamädchen.«
    Wamsler schien froh zu sein, daß Helga die Unterhaltung auf ein anderes Thema brachte.
    »Hast du eigentlich keine Angst, daß ich auch einmal desertieren könnte?« fragte die Funkerin. Cliff lachte sie an.
    »Das würdest du übers Herz bringen?« fragte er erstaunt.
    »Ohne mit einer Wimper zu zucken«, erwiderte sie schnell.
    »Dann müßte ich augenblicklich bei unserem Sicherheitsoffizier Meldung machen. Und du weißt, daß Genossin Tamara in solchen Dingen keinen Spaß versteht.«
    Helga legte ihren Arm in den von Mario und sagte, während sie aufstand und den Ersten Offizier zum Tanzen schleppte:
    »Cliff – du bist und bleibst ein gewissenloser Held!«
    Cliff nickte zustimmend.
    Mario und Helga gliederten sich in die Gruppen der Tanzenden ein. Ein junger Offizier, den McLane zu kennen glaubte, kam vorbei, salutierte vor Wamsler und blieb stehen. Es war Leutnant Becker, den Cliff so schnöde vertrieben hatte.
    »Sie haben es einigermaßen gut, Major«, stellte Becker fest.
    »Wie kommen Sie darauf?« fragte Cliff und erinnerte sich an die Minuten, in denen er mit dem Flottenführer über die Vernichtung der ORION diskutiert hatte.
    »Den Tisch voller Gläser, sämtliche Honoratioren am Tisch, die schönsten Damen im Casino unter Ihren Gästen ... ich stelle den Antrag, in die ruhmreiche Crew der ORION aufgenommen zu werden.«
    Cliff grinste säuerlich und beobachtete Mario und Helga, die die Glieder im neuesten Modetanz verrenkten.
    »Tun Sie das«, sagte er zerstreut. »Sie sind herzlich willkommen. Ich lasse anbauen.«
    Sherkoff und Tamara kamen lachend an den Tisch zurück.
    »Eine Frage, Professor Sherkoff!«
    »Ja, bitte?«
    »Sagen Sie einmal ... haben Telenosestrahlen eigentlich sekundäre Folgen?«
    Sherkoff lachte noch immer.
    »Wenn man ihnen sehr lange ausgesetzt war, kann ich mir denken, daß eine dauernde Schädigung auftreten kann.«
    »Und bei kurzzeitiger Beeinflussung ... dann auch?« fragte Cliff und deutete auf Mario und Helga, die einem ganzen Ballett Konkurrenz machen wollten.
    »Das ist verschieden. Aber wie wir gesehen haben«, er wies auf Hasso und auf Pietro, »lassen diese Störungen sehr rasch nach.«
    Cliff schüttelte den Kopf.
    »Merkwürdig«, schloß er. »Und ich habe gerade den Eindruck, daß bei gewissen Leuten die Störungen erst beginnen.«
    Wamsler verschluckte sich und mußte husten.
    »Sehen Sie«, sagte Commander Cliff Allistair McLane, »das ist die gerechte Strafe für Ihre Befehle!«
    Er sah ungerührt zu, wie Marschall Wamsler nach Atem rang.
     
    ENDE

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