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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04)
Autoren: Hans Kneifel
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und mit Overkill zu vernichten. Nur ein Angriff von fremden Schiffen, den ich natürlich binnen Minuten abgewehrt hätte, gab mir einen Vorwand, es nicht zu tun. Ich habe mich der stärksten Kritik meiner Besatzung ausgesetzt.«
    Tamara starrte Lydia fassungslos an.
    »Warum ... warum sollten Sie ...?« fragte sie stotternd.
    »Befehl von Villa, Wamsler und Sir Arthur!«
    »Und warum haben Sie nicht gefeuert?«
    »Ich bitte Sie!« erwiderte Lydia. »Kann unsere Zivilisation es sich ruhigen Gewissens leisten, Männer wie McLane zu verlieren?«
    Tamara schwieg fünf Sekunden, dann antwortete sie einfach:
    »Nein. Bestimmt nicht.«
    »Aus diesem Grunde«, sagte Lydia.
    Sie beobachtete Hasso Sigbjörnson, der mit Alonzo Pietro sprach. Einige Gesprächsfetzen waren deutlich zu hören.
    »Commander, können Sie sich noch an etwas erinnern?« fragte Hasso. »Ich meine an den Zustand, der Sie während dieser Telenoseeinwirkung befiel?«
    »Nichts.«
    »Bei mir auch nicht. Von der Sekunde an, in der ich in den Bereich des verstärkenden Digitalrechners geriet, bis zu dem ersten Kontakt mit einer anderen wichtigen Sache ist in meinem Gedächtnis eine Lücke.«
    Pietro nickte ernst.
    »Gut«, sagte er dann, »daß Ihnen diese Sache auch passiert ist. Gut für mich, meine ich.«
    Hasso zog eine Grimasse.
    »Natürlich«, erklärte Alonzo. »Wäre Ihnen das nicht passiert, würden die Herren vom Galaktischen Sicherheitsdienst mich noch heute bewachen und ausfragen. Ich verdanke diesem Zufall und vor allem der Auflösung des Falles, daß ich frei bin und mein Kommando wieder habe.«
    Hasso nickte.
    »Bedanken Sie sich bei Tamara und Cliff und Sherkoff. Ohne sie wären wir mit tödlicher Sicherheit dem Feind in die Arme geflogen.«
    Pietro leerte sein Glas.
    »Ich werde es nicht vergessen!« versprach er.
    Cliffs Stimme wurde laut. Mit gewohnter Befehlsgewalt rief er:
    »Freunde, wir haben nichts mehr zu trinken. Ich schlage vor, wir nehmen meinen und General van Dykes Wagen und fahren geschlossen ins Casino. Dort werden wir vermutlich auch Marschall Wamsler treffen, dem wir beinahe unser rasches Dahinscheiden zu verdanken gehabt hätten.«
    Es erhob sich keine Gegenstimme.
    Zwanzig Minuten später betraten sie zu zehnt das Casino. Es war wie immer sehr voll, sehr laut und voller Raumleute. Die Crew stürmte ihren reservierten Tisch und stellte einige Sessel dazu, dann wurden lange Bestellungen aufgegeben.
    Mitten in einem Satz drehte sich Cliff um.
    Er hatte gespürt, daß ihm jemand auf den Rücken starrte.
    Dicht hinter ihm stand Marschall Wamsler. Grinsend und groß, breit und in der schwarzen Dienstuniform. Er hatte ein halbvolles Glas in der Hand und sagte mit dröhnender Stimme:
    »Nochmals meinen Glückwunsch, Commander!«
    Cliff blieb sitzen und blickte ihn nicht gerade sehr freundlich an.
    »Danke«, sagte er kurz.
    »Wenn Sie wüßten«, fuhr Wamsler laut fort, »wieviel ich Ihretwegen mitgemacht habe ...«
    An dem Tisch verstummte ob dieser Untertreibung schlagartig jede Unterhaltung. Die zehn Versammelten starrten Wamsler an wie einen Extraterrestrier.
    »Ich kann mir vorstellen«, sagte Cliff in das Schweigen hinein, »wie schlimm es hier zugegangen sein mag. Wir haben indessen lustig und fidel einen Ausflug gemacht. Sagten Sie etwas?«
    »Reden wir nicht mehr davon!« winkte Wamsler ab.
    »Es ist die Stunde nicht, noch ist's der Ort, mein König ...«, rezitierte Lydia van Dyke. Cliff grinste niederträchtig.
    »Ich glaube Ihnen, Marschall, daß Sie es schwer treffen mußte«, sagte Cliff, »den Schiffen den Befehl zu geben, die achte ORION zu vernichten. Schließlich war es ein wertvolles Schiff.«
    Wamsler begriff.
    »Wenn ich Telenosebefehle geben könnte ...«, sagte er in ungebrochener Lautstärke, »dann würde ich Ihnen laufend befehlen: Keine Extratouren mehr, Cliff McLane. Keine Extratouren.«
    »Wir sind sehr erfreut«, erwiderte Cliff spöttisch, »daß wir Ihnen diese Möglichkeit genommen haben, indem wir zufällig die Basis der Fremden zerstörten.«
    »Und ohne diese Extratouren«, schrie Alonzo Pietro, »würde ich in den Kerkern des GSD verhungern!«
    »Da haben Sie natürlich nicht unrecht«, sagte Wamsler. »Darf ich mich setzen?«
    Cliff wurde fast unverschämt.
    »Sofern Sie einen Stuhl finden, bitte!«
    Hasso versuchte, der erbitterten Diskussion die Spitzen zu nehmen und stand auf. Wamsler ließ seinen schweren Körper mit einem ächzenden Laut auf den Stuhl fallen.
    Während er versuchte,
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