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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk
Autoren: Minette Walters
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ist, gehört zu einem anderen Unternehmen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe zweimal bei der Akademie angefragt, ob ich ein Interview mit ihm machen kann – einmal an dem Nachmittag, als die Führung stattfand, und dann noch einmal zwei Tage später, da habe ich direkt mit der Pressestelle telefoniert. Niemand hat einen Ton davon gesagt, dass Kenneth O'Connell nicht mehr dort sei – und das hätte man doch sicher getan, wenn er vor einem Monat schon versetzt worden wäre.«
    »Dann sind die Leute mit ihren Unterlagen nicht auf dem Laufenden«, erklärte Surtees freundlich. »Sie wissen ja sicher auch, dass es in Bagdad im Moment ziemlich chaotisch zugeht, Mrs. Burns.« Er klappte seinen Laptop zu. »Aber
wir
sind bei unseren Unterlagen ausgesprochen pingelig, Sie können sich also auf die Auskunft verlassen, die ich Ihnen eben gegeben habe.«
    Ich zeichnete so, dass er es sehen konnte, einen Pinocchio auf meinen Block. »Und wo ist O'Connell jetzt? Was für eine Aufgabe hat er?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Was unser Personal betrifft, gelten bei uns die gleichen Grundsätze wie bei Ihrem Arbeitgeber. Persönliche Daten sind geheim. Würden Sie das etwa nicht erwarten?«
    »Dann halten Sie's eben allgemein«, redete ich ihm zu. »Was befähigt jemanden, unerfahrenen jungen Rekruten in der gefährlichsten Hauptstadt der Welt moderne Defensivtechniken beizubringen? Gründliche Kenntnisse von Recht und Gesetz? Eine lange und ehrenhafte Karriere bei Scotland Yard? Oder meinetwegen auch ehemalige Zugehörigkeit zur Militärpolizei? Soweit ich sehen konnte, hat er gerade Hundeführer eingewiesen, ich nehme also an, er hat auf diesem Gebiet Erfahrung. Was für Eigenschaften sind da wichtig? Geduld? Selbstbeherrschung?«
    Surtees verschränkte die Hände auf dem Schreibtisch. »Kein Kommentar.«
    »Warum?«
    »Weil Ihre Fragen sich auf eine bestimmte Person beziehen und ich Ihnen bereits dargelegt habe, was für Leute wir einstellen.«
    Ich machte Pinocchios Nase ein Stück länger. »Sie müssen viel von O'Connell halten, Mr. Surtees. Ich vermute, die westlichen Schutztruppen nehmen nur Berater mit tadelloser Vorgeschichte?«
    »Selbstverständlich.«
    »Sie haben also O'Connell gründlich überprüft?« Surtees nickte. »Wie sieht seine Biografie aus? Wo ist er geboren? Wo ist er aufgewachsen? Mit so einem Namen müsste er eigentlich Ire sein.«
    »Kein Kommentar.«
    Ich beobachtete ihn einen Moment. »Als ich in Sierra Leone mit ihm zusammentraf, sagte er, er wäre bei der SAS-Einheit gewesen, die damals die iranische Botschaft in London gestürmt hat. Hat er Ihnen das auch erzählt?«
    Surtees schüttelte den Kopf.
    »Ich wusste gleich, dass es nichts als Quatsch ist«, stellte ich freundlich fest. »Das Ganze liegt vierundzwanzig Jahre zurück, und man hat damals diese Einheit ausgewählt, weil erfahrene Männer darin waren. O'Connell wäre jetzt gut fünfzig, wenn er damals dabei gewesen wäre – es sei denn, die SAS hat in den späten Siebzigern Teenager aufgenommen …«
    »Ich bestätige oder dementiere nichts, Mrs. Burns.« Er tippte auf seine Uhr. »Und Ihnen läuft die Zeit davon.«
    Ich schlug eine Seite in meinem Block um und machte eine schnelle Skizze von MacKenzies gefiedertem Krummsäbel, die ich Surtees zeigte. »Er erzählte einem meiner Kollegen, diese Tätowierung an seinem Hinterkopf zeige den geflügelten Dolch der SAS … und er trage sie, weil er stolz sei auf den klaren Sieg damals über die islamischen Fundamentalisten. Halten Sie einen Mann mit solchen Ansichten für geeignet, irakische Polizeibeamte auszubilden?«
    Wieder schüttelte Surtees den Kopf.
    »Was soll das heißen? Dass er sie nicht ausbildet – oder dass Sie ihn nicht für geeignet halten?«
    »Es heißt, kein Kommentar.« Er nahm seine Armbanduhr ab und legte sie auf den Schreibtisch. »Die Zeit ist um.«
    Ich steckte mir meinen Bleistift hinters Ohr und nahm meinen Beutel. »Er arbeitet auf einem äußerst sensiblen Gebiet. Defensivtechniken werden angewandt, um gefährliche oder gewaltbereite Verdächtige in Schach zu halten, und uns ist ja auf drastische Weise vorgeführt worden, was geschieht, wenn Gefangene primitiven Sadisten ausgeliefert werden. Sie erinnern sich gewiss, dass Hunde eingesetzt wurden, um die Häftlinge in Abu Ghraib zu terrorisieren. Ihnen macht es vielleicht nichts aus, wenn sich das wiederholt – Sie werden sich mit ein bisschen kreativer Bearbeitung der Personalakten herauswinden
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