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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk
Autoren: Minette Walters
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unserem Führer und fragte nach dem Zivilisten mit dem geschorenen Kopf. Wer er sei und welche Stellung er innehabe. Ob er Iraker in der Hundeführung ausbilde. Über welche Qualifikationen er verfüge. Der Führer konnte mir die Fragen nicht beantworten, versprach aber, sich für mich zu erkundigen.
    Eine halbe Stunde später erfuhr ich, dass MacKenzie sich jetzt Kenneth O'Connell nannte und als Berater im Auftrag der Baycombe-Gruppe tätig war – eines privaten Sicherheitsunternehmens, das Spezialistenausbildung an der Akademie anbot. Als ich um ein Gespräch mit O'Connell bat, wurde mir mitgeteilt, er befinde sich nicht mehr im Haus. Man gab mir eine Telefonnummer, unter der ich ihn am nächsten Tag anrufen könne. Während ich sie mir aufschrieb, fragte ich den Iraker, was denn O'Connells Spezialgebiet sei. Moderne Defensivtechniken, sagte er.
    Unter der Telefonnummer erreichte ich die Zentrale der Baycombe Group, die ihren Sitz in einem Hochsicherheitsgebäude unweit des ausgebombten UNO-Hauptquartiers hatte. Als ich um ein Gespräch mit O'Connell bat, wurde ich eine Woche lang hingehalten, ehe mir wenigstens ein Gespräch mit Alastair Surtees, dem Sprecher der Baycombe Group, zugestanden wurde. Ich vermutete, MacKenzie wolle mich für meine frühere ›Ungefälligkeit‹ büßen lassen, aber das war mir ziemlich egal. Für das, was ich schreiben wollte – einen knallharten Bericht über die Art der Leute, die diese Firmen anwarben –, würde ich von Surtees wahrscheinlich weit mehr Material bekommen als von einem aggressiven Frauenhasser, der die Namen wechselte wie die Hemden.
    Ich irrte mich. Surtees war höflich und umgänglich und zugeknöpft bis obenhin, was Informationen betraf. Er erzählte mir, dass er einundvierzig Jahre alt sei, beim britischen Militär gedient und es dort bei den Fallschirmjägern bis zum Major gebracht habe, ehe er in den privaten Sektor umgestiegen war. Er erinnerte mich daran, dass für das Interview dreißig Minuten vereinbart seien, und verbrauchte die ersten zwanzig davon für eine geschliffene Darstellung der Geschichte und hohen Professionalität seines Unternehmens.
    Über das Betätigungsfeld der Firma im Irak erfuhr ich sehr wenig – außer dass die Operationen sehr weitreichend waren und sich nahezu ausschließlich auf den Schutz von Privatinteressen konzentrierten –, dafür eine Menge über das Format der Leute, die die Baycombe Group einstellte. Ehemalige Soldaten und Polizeibeamte von höchster Integrität. Die Platte begann mir auf die Nerven zu gehen, und ich fragte, ob ich mich mit einem der Männer unterhalten könne, um seine Geschichte aus erster Hand zu bekommen.
    Surtees schüttelte den Kopf. »Das können wir nicht gestatten. Es würde den Mann in Gefahr bringen.«
    »Ich würde seinen richtigen Namen natürlich nicht nennen.«
    Wieder Kopfschütteln. »Tut mir Leid.«
    »Ich hatte an Kenneth O'Connell gedacht, der an der Polizeiakademie ist. Wir kennen uns, ich kann mir nicht denken, dass er gegen ein Gespräch mit mir etwas einzuwenden hätte. Das letzte Mal sind wir uns in Sierra Leone begegnet – davor in Kinshasa. Würden Sie ihn fragen?«
    Mein Vorschlag kam Surtees offensichtlich nicht überraschend. »Ich fürchte, Ihre Informationen sind überholt, Mrs. Burns, aber ich prüfe das selbstverständlich gern nach.« Er zog seinen Laptop heran und holte sich irgendwelche Daten auf den Bildschirm. »Ja, wir hatten einen O'Connell an der Akademie, aber er ist vor einem Monat versetzt worden. Tut mir Leid, aber da hat man Sie falsch unterrichtet.«
    Jetzt schüttelte zur Abwechslung einmal ich den Kopf. »Das glaube ich nicht. Vor einer Woche war er noch dort, ich habe ihn selbst gesehen.«
    »Sind Sie sicher, dass es Kenneth O'Connell war?«
    Die Frage war so durchsichtig, dass ich lachten musste. »Nein – aber dieser Name wurde mir für den Mann genannt, den ich gesehen habe. In Freetown trat er als John Harwood auf, in Kinshasa als Keith MacKenzie.« Ich zog ironisch eine Augenbraue hoch. »Da frage ich mich doch, wie Sie für seine Integrität garantieren können. Unter welchem seiner Namen haben Sie ihn denn überprüft? Er ist meines Wissens bisher unter mindestens drei verschiedenen gereist.«
    »Dann war der Mann, den Sie gesehen haben, nicht O'Connell, Mrs. Burns. Ihnen wurde ein falscher Name genannt.« Er tippte auf seiner Tastatur. »Wir haben keinen Harwood oder MacKenzie in unserer Firma, ich vermute, der Mann, der Ihnen aufgefallen
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