Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
selbst als er sich entschied, den langen Rest seines Lebens in diesem sicheren Hafen zu verbringen, empfand viel Sympathie für die feurige Jugend, die alles übertreibt und bei einem Vers oder einem Musikstück leidenschaftlich entbrennt. Einige, die auf diese Weise Feuer fangen, brennen hell bis zu ihrem Todestag, spenden vielen anderen Licht und ziehen eine strahlende Fährte für die späteren Generationen. Andere Feuer gehen aus Mangel an Brennstoff nieder, doch ohne irgend jemand zu schaden. Die Zeit würde zeigen, wie sich die verzweifelte kleine Flamme des jungen Meriet entwickelte.
    Hugh Beringar, der stellvertretende Sheriff von Shropshire, kam von seinem Gut Maesbury nach Shrewsbury herunter, um in Vertretung des Statthalters Gilbert Prestcote den Befehl zu übernehmen. Prestcote war abgereist, um König Stephen zum Michaelistag in Westminster zu treffen und den zweimal im Jahr fälligen Bericht über seine Grafschaft und die Steuereinnahmen zu erstatten. Die zwei hatten den Bezirk stabil und gut verwaltet und einigermaßen frei vom Zerfall gehalten, der das ganze Land quälte; die Abtei hatte allen Grund, ihnen dankbar zu sein, denn viele Schwesternhäuser in den walisischen Marschen waren geplündert, ausgeraubt, evakuiert oder in bewaffnete Festungen verwandelt worden; einige sogar mehr als einmal, ohne daß Linderung in Sicht war. Ganz abgesehen von den Armeen König Stephens und seiner Cousine, der Kaiserin – die für sich schon schlimm genug waren –, zogen Privatarmeen wie kleine oder größere Raubtiere durchs Land und verschlangen alles, was sie fanden, wo immer sie sahen, daß der Arm des Gesetzes zu schwach war, um ihnen Einhalt zu gebieten. In Shropshire war dem Gesetz bislang mit starker Hand Genüge getan worden, und der Bezirk konnte gut auf sich selbst achtgeben.
    Nachdem er seine Frau und seinen kleinen Sohn bequem in seinem Stadthaus nahe der Kirche St. Mary’s untergebracht und sich überzeugt hatte, daß die Garnison auf der Burg wachsam war, machte Hugh wie gewohnt zunächst seine Aufwartung beim Abt. Überdies verließ er die Enklave nie, ohne Bruder Cadfael in seinem Holzverschlag im Garten aufzusuchen. Sie waren alte Freunde, einander näher als Vater und Sohn, und nicht nur durch die unbelastete, freimütige Beziehung zweier Generationen verbunden, sondern auch durch gemeinsame Erlebnisse, die aus ihnen Bundesgenossen gemacht hatten. Sie schärften aneinander ihren Geist und bemühten sich, die Werte und Institutionen zu schützen, die in einem so erschütterten und zerrissenen Land mit jedem Tag mehr des Schutzes bedurften.
    Cadfael fragte nach Aline und lächelte schon erfreut, als er ihren Namen aussprach. Er hatte gesehen, wie sie im Kampf gewonnen worden war und wie sein junger Freund dazu ein hohes Amt erworben hatte, und nun fühlte er fast großväterlichen Stolz für ihren erstgeborenen Sohn, dem er in den ersten Tagen dieses Jahres als Taufpate zur Seite gestanden hatte.
    »Blendend«, sagte Hugh höchst zufrieden, »und sie läßt nach Euch fragen. Wenn es Eure Zeit zuläßt, werde ich eine Gelegenheit finden, Euch zu entführen, damit Ihr selbst sehen könnt, wie sie aufgeblüht ist.«
    »Die Knospe war in der Tat schon edel«, sagte Cadfael.
    »Und das Teufelchen Giles? Du liebes bißchen, mit neun Monaten wird er wie ein kleiner Hund durch Euer Haus tollen!
    Die Kinder sind schon auf den Beinen, ehe sie noch richtig aus den Armen sind.«
    »Auf allen Vieren ist er fast genauso schnell«, erklärte Hugh stolz, »wie seine Amme Constance auf zweien. Und er packt zu wie ein geborener Schwertkämpfer. Doch möge Gott ihm dies noch lange Jahre ersparen; seine Kindheit wird mir ohnehin viel zu kurz vorkommen. Und mit Gottes Willen werden wir diese unruhigen Zeiten hinter uns haben, ehe er zum Manne wird. Es gab eine Zeit, da England in Recht und Gesetz lebte, und es wird wieder eine solche kommen.«
    Er hatte ein ausgeglichenes, unverwüstliches Wesen, doch wenn er an sein Amt und seinen Treueid dachte, warfen die Zeiten auch über sein Gesicht einen Schatten.
    »Was hört man aus dem Süden?« fragte Cadfael, der die kurze Umwölkung wohl bemerkte. »Wie es scheint, hat Bischof Henrys Konferenz letztlich doch herzlich wenig bewirkt.«
    Henry von Blois, der Bischof von Winchester und päpstlicher Legat, war der jüngere Bruder des Königs und dessen treuer Verbündeter gewesen, bis Stephen die Kirche, namentlich gewisse Bischöfe, heftig angegriffen, vor den Kopf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher