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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize
Autoren: Ellis Peters
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Weile zu dösen, und sich an die Holzwand gelehnt, die Beine lang ausgestreckt und die Füße eigentlich übereinandergeschlagen. Ein kalter Lufthauch störte seinen Halbschlaf, und er öffnete die Augen. Und da standen sie feierlich lächelnd Hand in Hand vor ihm, ein Doppelbild der Hingabe und Gefährten dem Alter und den Sorgen nach – der zum Mann gewordene Junge und das Mädchen, das geworden war, was sie als Knospe versprochen hatte: eine prächtige Frau. Nur das Glühwürmchen in der Kohlenpfanne beleuchtete sie, doch sie strahlten zufrieden von innen heraus.
    Isouda löste sich von ihrem Spielgefährten und trat vor, um Cadfaels faltige, braune Wange zu küssen.
    »Wir gehen morgen früh nach Hause. Vielleicht finden wir keine Gelegenheit, uns zu verabschieden, wie es sich gehört.
    Doch wir werden nicht weit fort sein. Roswitha bleibt bei Nigel und wird ihn mit sich nach Hause nehmen, wenn er wieder wohlauf ist.«
    Das kleine Licht spielte auf ihrem Gesicht, das gerundet war und weich und stark, und spiegelte sich in den roten Strähnen ihrer Mähne. Roswitha war nie so schön gewesen wie dieses Mädchen mit ihrem brennenden Herzen.
    »Wir lieben Euch!« sagte Isouda impulsiv, indem sie in ihrer selbstbewußten Art für sie beide sprach. »Euch und Bruder Mark!« Sie nahm einen Augenblick sein schläfriges Gesicht in die Hände und zog sich rasch zurück, um ihn Meriet zu überlassen.
    Er war mit ihr draußen in der Kälte gewesen, und die Kälte hatte eine kräftige Farbe auf seine Wangen gebracht. In der wärmeren Luft in der Hütte fiel ihm das dichte, dunkle Haargestrüpp, das glücklicherweise noch nicht zur Tonsur geschnitten war, tauend in die Stirn, und so sah er beinahe so aus, wie Cadfael ihn zum erstenmal gesehen hatte – als er im Regen vom Pferd sprang, um seinem Vater den Steigbügel zu halten, störrisch und pflichtschuldig zugleich; als die beiden, die sich so gefährlich ähnlich waren, über eine tödliche Angelegenheit uneins waren. Doch das Gesicht unter den feuchten Locken war jetzt gereift und ruhig, sogar ergeben in der Erkenntnis, daß der Mann die Last eines schwächeren Bruders tragen mußte, der seine Treue brauchte. Nicht wegen seiner verhängnisvollen Taten, sondern wegen seines armen, vergänglichen Fleisches und für seinen Geist.
    »So haben wir Euch verloren«, sagte Cadfael. »Und falls Ihr wirklich einmal aus eigenem Entschluß kommen solltet, so würden wir Euch mit Freuden aufnehmen; wir können einen kräftigen Mann gebrauchen, der uns einen Teil der Last abnimmt. Bruder Jerome braucht eine kräftige Hand die sich ab und zu um seine allzu redselige Kehle schließt.«
    Meriet besaß die Anmut zu erröten und den Humor zu lächeln. »Ich habe mit Bruder Jerome Frieden geschlossen.
    Sehr höflich und demütig; es hätte Euch gefallen. Ich hoffe, es hätte Euch gefallen. Er gab mir gute Wünsche auf den Weg und sagte, er würde auch in Zukunft für mich beten.«
    »Hat er das!« Für einen, der mürrisch einen Angriff auf seine Person, doch nie einen auf seine Würde verzieh, war das ein großer Schritt, der ihm hoch angerechnet werden sollte. Oder freute er sich einfach von Herzen, wenn er den Teufelsnovizen gehen sah, wofür er auf seine eigene Art demütig dankte?
    »Ich war sehr jung und dumm«, sagte Meriet mit der Nachsicht eines Weisen für den grünen Jungen, der er gewesen war – der Junge, der in seinem gequälten Herzen das Andenken eines Mädchens gehütet hatte, das ihn schamlos mit Mord und Diebstahl belastete. »Erinnert Ihr Euch«, sagte Meriet, »an die wenigen Male, da ich Euch ›Bruder‹ nannte? Ich versuchte wirklich, mich daran zu gewöhnen. Doch es war nicht das, was ich fühlte und was ich eigentlich sagen wollte. Und am Ende scheint es nun, als müßte ich Mark ›Vater‹ nennen, obwohl ich mein Leben lang an ihn als Bruder denken werde.
    Ich brauchte einen Vater, und nicht nur in einer Hinsicht. Darf ich Euch dieses eine Mal so nennen und so anreden, wie… wie ich es gern getan hätte, als…«
    »Mein Sohn Meriet«, sagte Cadfael, indem er gerührt aufstand, um ihn zu umarmen und ihm den förmlichen Verwandtschaftskuß laut schmatzend auf die verfrorene glatte Wange zu setzen. »Du bist von meiner Art und sollst von mir bekommen, was immer du in Nöten brauchst Und merke dir gut, ich bin Waliser, und das ist ein lebenslanges Band. Bist du nun zufrieden?«
    Der Kuß wurde feierlich und stürmisch von kalten Lippen erwidert, die sich bei der
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