Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
und Rängen zu folgen, die William von Roumare ihnen versprochen hatte. Dort konnten in der Kriegskunst erfahrene, gewissenlose junge Männer eine üppigere Zukunft erwarten als auf zwei bescheidenen Anwesen in Shropshire am Rande des Großen Waldes.

13. Kapitel
    Nun gab es neuen, sensationellen Stoff für Gerüchte, und die Zuschauer aus der Klostersiedlung, die alles aufgenommen hatten, was ihre gespitzten Ohren und scharfen Augen verdauen konnten, entfernten sich, um die Neuigkeiten weiter zu verbreiten – daß im Norden eine Rebellion geplant sei, daß die Grafen von Chester und Lincoln ein eigenes Königreich gründen wollten, daß der schöne junge Mann aus der Hochzeitsgesellschaft schon lange mit ihnen unter einer Decke steckte und nun geflohen war, weil die Sache ans Licht gekommen war, bevor sie sich wie geplant geordnet zurückziehen konnten. Der Herr Bischof von Lincoln, kein sehr enger Freund des Königs Stephen, hatte gegen Chester und Roumare dennoch einiges einzuwenden und sich entschlossen, die Nachricht an den König zu schicken und für sich selbst und die Stadt um Hilfe zu bitten.
    Das Kommen und Gehen zwischen Brücke und Abtei wurde aufmerksam beobachtet. Hugh Beringar, der hin und hergerissen war, hatte die Verfolgung der Verräter seinen Unterführern übertragen, während er selbst sofort zur Burg ritt, um die Ritter der Grafschaft in den Dienst zu rufen, damit sie sich der Armee anschlossen, die König Stephen gewiß bald aufstellen würde, um Lincoln zu stürmen. Gleichzeitig begann er Pferde für seine Streitmacht zu requirieren und darauf zu sehen, daß alles Kriegsgerät in Ordnung war. Der Botschafter des Bischofs wurde in der Abtei untergebracht, und seine Nachricht wurde von einem anderen Reiter an die Burgen im Süden der Grafschaft übermittelt. Die verstörte Gesellschaft und die verlassene Braut blieben in der Gästehalle zwischen den Trümmern ihres Festes außer Sicht.
    All dies, und es war kaum zwei Uhr nachmittags am 21.
    Dezember! Was würde noch alles geschehen, bevor die Nacht kam? Wer konnte das erraten, wenn die Dinge mit solcher Geschwindigkeit geschahen?
    Abt Radulfus hatte dafür gesorgt, daß im Haus alles wieder den Regeln entsprechend verlief, und die Brüder gingen auf seine ausdrückliche Anordnung gehorsam zum Essen ins Refektorium, wenn auch etwas später als üblich. Selbst unter so schrecklichen Umständen wie diesen, da ein Mord und ein Verrat geschehen waren und ein Mann gesucht wurde, konnte der Stundenplan des Hauses nicht völlig aufgegeben werden.
    Außerdem, dachte Bruder Cadfael nachdenklich, mußten jene, die als Gewinner und nicht als Verlierer aus der Unruhe hervorgegangen waren, eine Gelegenheit bekommen, Atem zu holen und zu entscheiden, was nun zu tun war. Und jene, die verloren hatten, brauchten Zeit, um ihre Wunden zu lecken.
    Was die Flüchtigen anging, so hatte der erste einen guten Vorsprung, während der zweite die Verkündung der schockierenden Nachricht benutzt hatte, um sich eine begrenzte Atempause zu verschaffen; trotzdem, die Hunde waren auf ihrer Fährte, und es war klar, welchen Weg man nehmen mußte, denn Aspleys nördliches Anwesen lag irgendwo südlich von Newark, und jeder der dorthin wollte, mußte die Straße nach Stafford benutzen. Irgendwo im Heideland kurz vor der Stadt würde die Dämmerung die Flüchtigen überraschen. Vielleicht hielten sie es für sicher, in der Stadt zu übernachten. Und dort konnte man sie womöglich überraschen und zurückbringen.
    Als Cadfael das Refektorium verlassen hatte, wandte er sich wie gewohnt für die nachmittäglichen Arbeitsstunden zur Hütte im Herbarium, wo er seine Geheimnisse zusammenbraute. Und dort waren sie, die beiden Männer in der Benediktinertracht, und saßen still Seite an Seite auf der Bank an der Rückwand.
    Die winzige Glut in der Kohlenpfanne beleuchtete schwach ihre Gesichter. Meriet lehnte erschöpft an den Balken. Er hatte die Kapuze zurückgeschoben und starrte mit düsterem Gesicht vor sich hin. Er hatte Zorn, Kummer und Bitterkeit in ganzer Tiefe ausgekostet und war wieder aufgetaucht, um Mark immer noch unbeirrt und geduldig neben sich zu finden; nun war er ohne Gedanken oder Gefühle zur Ruhe gekommen, bereit, ohne Eile in einer neuen Welt wiedergeboren zu werden. Mark sah aus wie immer: milde, beinahe entschuldigend, als beriefe er sich unsicher auf das Recht, hier zu sein; und doch würde er, käme es darauf an, erst dem Tod weichen.
    »Ich dachte mir schon,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher