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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize
Autoren: Ellis Peters
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glaube ich; nicht weit von der Stadt entfernt, aber einsam gelegen.«
    »Gar nicht so einsam«, sagte Hugh, etwas überrascht durch die Frage. »In der Nähe sind drei Besitzungen, die alle aus einem Gut hervorgegangen sind. Sie waren Gefolgsleute des Grafen, und heute folgen sie der Krone. Er hat den Namen Aspley angenommen. Sein Großvater war Sachse bis in die Fingerspitzen, doch ein standhafter Mann, und Graf Roger schenkte ihm seine Gunst und gab ihm das Land. Sie sind immer noch Sac hsen, doch nachdem sie sein Brot gegessen hatten, blieben sie ihm treu und folgten dem Grafen, als er König wurde. Der Herr nahm eine normannische Frau, und sie brachte ein Anwesen mit, irgendwo im Norden hinter Nottingham, doch Aspley ist immer noch sein ganzer Stolz.
    Warum? Was bedeutet Aspley Euch?«
    »Bisher nicht mehr als eine Gestalt zu Pferd im Regen«, sagte Cadfael einfach. »Er hat uns seinen jüngsten Sohn gebracht, der Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um ins Kloster aufgenommen zu werden. Ich frage mich warum; das ist alles.«
    »Warum?« Hugh zuckte lächelnd die Achseln. »Ein wenig Ehre und ein älterer Bruder. Für ihn gibt es kein Land, wenn er nicht gerade zur Kriegskunst neigt und sich ein Stück nimmt.
    Und Kloster und Kirche bieten keine schlechten Aussichten. Ein kluger Junge könnte da weiter kommen, als wenn er sein Schwert verleiht. Wo ist das Geheimnis?«
    Und nun sah Cadfael vor seinem geistigen Auge sehr lebhaft das Bild des noch jungen, kraftvollen Henry von Blois, wie er seinen Richtspruch verkündete. Aber war dieser steife, zitternde Junge wirklich der Stoff, aus dem Regenten sind?
    »Wie ist der Vater?« fragte er, indem er sich neben seinen Freund auf die breite Bank an der Rückwand seines Verschlages setzte.
    »Aus einer älteren Familie als Ethelred und stolz wie der Teufel selbst, obwohl nicht mehr als zwei Anwesen seinen Namen tragen. Ein Prinz auf seinem kleinen Gut. Es gibt im Hügelland und in den Wäldern wohl noch einige solcher Häuser. Ich glaube, er ist einige Jahre über Fünfzig«, sagte Hugh, der müßig über die Ländereien und Herren nachdachte, die in diesen unruhigen Zeiten seiner Wacht unterstanden.
    »Sein Ruf und Wort stehen hoch im Kurs. Die Söhne sah ich nie. Sie müßten fünf oder sechs Jahre auseinander sein, glaube ich. Wie alt ist Euer Neuzugang?«
    »Neunzehn, wie man hört.«
    »Was stört Euch denn an ihm?« fragte Hugh, der ungerührt, doch aufmerksam war; er warf einen kurzen Seitenblick über die Schulter und betrachtete geduldig Cadfaels kantiges Profil.
    »Seine Gefügigkeit«, sagte Cadfael und ermahnte sich, seiner Fantasie nicht zu sehr die Zügel schießen zu lassen.
    »Denn von Natur aus ist er wild«, fuhr er entschlossen fort. »Ein durchdringendes Auge hat er wie ein Falke oder Fasan, und Augenbrauen wie überhängende Felsen. Und dabei faltet er die Hände und schlägt die Augen nieder wie eine gescholtene Magd!«
    »Er übt sein Handwerk«, sagte Hugh scherzend, »und beobachtet seinen Abt. Kluge Jungen tun das. Ihr habt sie kommen und gehen sehen.«
    »Das habe ich.« Einige waren untüchtige, ehrgeizige junge Männer gewesen, nur fähig, bis zu einem bestimmten Punkt zu gehen und nicht weiter, die dennoch weit über ihre Fähigkeiten spielten. Bei diesem hatte er kein solches Gefühl. Dieser Hunger, die hoffnungslose Begierde nach Anerkennung, schien ihm wie ein Selbstzweck, geboren aus Verzweiflung. Er bezweifelte, daß die Falkenaugen wirklich alles durchdrangen oder einen Horizont außerhalb der engen Mauern der Enklave sahen. »Jene, die eine Tür hinter sich schließen wollen, Hugh, müssen entweder in die Welt im Innern oder vor der Welt da draußen fliehen. Es ist ein Unterschied. Aber wißt Ihr eine Möglichkeit, das eine vom anderen zu unterscheiden?«

2. Kapitel
    In diesem Jahr gab es in den Obstgärten im Gaye eine schöne Ernte von Oktoberäpfeln, und da das Wetter seit kurzem unberechenbar geworden war, mußte man die drei aufeinanderfolgenden schönen Tage in der Mitte der Woche nutzen und die Früchte ernten, solange es trocken blieb. So wurden alle Hände aufgeboten, alle Brüder und Laienbrüder und alle Novizen bis auf die Schulkinder. Doch besonders für die Jungen war es eine angenehme Arbeit, denn sie durften nun mit Billigung der Älteren in den Bäumen herumklettern und, eine kurze Rückkehr in die Kindheit, ihre Kutten bis zu den Knien hochgürten.
    Ein Händler aus der Stadt hatte in der Gaye, nahe an einer Ecke der
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