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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande
Autoren: Alexander Kent
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keiner rührte, nickte er dem kleinen Matthew zu. »Mach du’s, mein Junge.« Dann wandte er sich an den bärtigen Reiter. »Und Sie, mein Herr, steigen jetzt vom Pferd. Sofort!«
    Der halbnackte Leutnant taumelte in die Höhe; sein Oberkörper war mit Striemen und blauen Flecken bedeckt. »Sie haben uns überfallen, Sir«, stammelte er.
    Sein Kamerad war viel jünger, wahrscheinlich erst Midshipman. Jetzt brauchte es nur das geringste Anzeichen von Furcht, und die Rebellen würden sich auf sie stürzen. Dieser Übermacht waren Bolithos Leute nicht gewachsen.
    Doch dann sah er, daß der Bärtige vom Pferd stieg. »Wo sind ihre Uniformen?« fuhr er ihn an.
    Verblüfft starrte der Mann zurück, dann brach er in Gelächter aus. »Ein eiskalter Hund, wie? Ich muß schon sagen …« Er wurde ernst. »Die beiden hier haben Leute gepreßt, ohne den Bürgermeister vorher um Erlaubnis zu bitten. Da haben wir ihnen eine Lektion erteilt.« Er versuchte, Bolithos Blick standzuhalten. »Eine, die sie hoffentlich nie vergessen werden!«
    »Ihre Uniformen!« Bolitho wartete.
    Der Bärtige sah zu dem zweiten Reiter auf. »Sag’s ihm, Jack.«
    Der andere rutschte unbehaglich im Sattel herum. »Die haben wir in einen Schweinekoben geschmissen.« Niemand lachte oder jubelte.
    Bolitho nahm seinen Hut ab und warf ihn in die Kutsche.
    »Sie sind Offiziere des Königs, Sir.«
    »Das wissen wir, verdammt noch mal. Wir wollten sie nur…«
    »Also haben Sie den König beleidigt.«
    »Was?«
Dem Bärtigen quollen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Sie können wählen. Ziehen Sie Ihren schönen Degen, den Sie da so stolz an der Seite tragen.« Bolitho berührte seine eigene uralte Waffe. »Dann können wir die Sache gleich hier abmachen.« Sein Ton wurde schärfer. »Oder Sie entschuldigen sich. Na, wird’s bald? Haben Sie Ihrem tapferen Gefolge etwa nichts mehr zu sagen?«
    Vor seinen Augen lag es wie Nebel, und er befürchtete einen Moment, sein Fieber könnte wieder ausgebrochen sein. Aber dann begriff er: Es war die gleiche verzweifelte Entschlossenheit, die ihn stets überkam, wenn er sich einem aussichtslosen Kampf stellte.
    Ursprünglich hatte er diesen arroganten Dorftyrannen nur bluffen wollen. Jetzt aber wünschte er nichts sehnlicher, als daß dieser die Herausforderung akzeptierte, damit er ihn umbringen konnte. Die Wochen der Verzweiflung und Verbitterung, die demütigende Bettelei bei der Admiralität hatten seine Aggressionen geschürt; er lechzte nach Genugtuung.
    »Ich – ich entschuldige mich, Kapitän.« Es war nicht viel mehr als ein Flüstern.
    Bolitho musterte den Mann voll Verachtung. »Feigheit entschuldige ich nicht.« Dann sah er die beiden verängstigten Offiziere an, die offenbar schon mit dem Tod durch den Strick gerechnet hatten. »Steigen Sie ein, meine Herren.«
    Ein letztes Mal wandte er sich an den Bärtigen. »Ihren Degen!« Er nahm die Waffe entgegen. Der Mann wog etwa doppelt soviel wie Bolitho, und dennoch zitterte seine Hand wie im Schüttelfrost.
    Selbst jetzt konnte der Mob noch aufsässig werden. Aber irgend etwas hatte die Leute ernüchtert – der Anblick von Bolithos Uniform, das eigene Schuldgefühl? Er wußte es nicht, und es war ihm auch egal. Er schob den eleganten Degen halb unter den Gepäckkasten, dann drückte er ihn mit seiner ganzen Kraft hinunter, bis er brach wie ein trockener Zweig. Die Bruchstücke warf er dem Bärtigen vor die Füße.
    »Feiglinge haben keine Verwendung für blanken Stahl, Sir. Und jetzt verschwinden Sie.«
    Die Meute teilte sich und schien in den Feldern zu beiden Seiten der Straße förmlich zu versickern.
    Bolitho setzte einen Fuß auf den Tritt und sah zum Bock auf. »Einen tapferen Enkel haben Sie da, Matthew.«
    Der Kutscher wischte sich die schweißnasse Stirn. »Bei Gott, Käptn, eben haben Sie mir ganz schön Angst eingejagt.
    «
    Vorsichtig entspannte Allday seine Hakenbüchse. »Da haben Sie sich einen gefährlichen Feind gemacht, Käptn.
    Denken Sie an meine Worte.«
    Bolitho stieg in die Kutsche. »Hat er auch – in mir!«
    Er merkte erst jetzt, daß er alle Muskeln angespannt hatte, um ihr Zittern zu unterdrücken. Das war gerade noch mal gut gegangen. Trotzdem konnte er den Verdacht nicht unterdrücken, daß dieser Aufruhr auf leerer Landstraße sorgsam inszeniert worden war – um ihn zu beeindrucken.
    Er grinste sein Spiegelbild im Seitenfenster an. Aber mit dieser Reaktion hatte keiner gerechnet, nicht mal er selbst.
    Bolithos Lächeln war Ferguson
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