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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande
Autoren: Alexander Kent
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tüchtige Schiffe unter Ihrem Kommando, die können Sie nach Gutdünken einsetzen. Ihre Befehle lassen Ihnen ja Spielraum.«
    Seltsam, aber in den zwei Tagen seines Aufenthalts war Bolitho nie das Gefühl losgeworden, daß jeder seiner Schritte beobachtet wurde. Und das absichtliche Wegschauen hatte ihn darin noch bestärkt. Deshalb hatte er Ferguson trotz dessen Widerrede mit der Kutsche nach Falmouth zurückgeschickt. Er hatte dafür sogar bei den am Ort stationierten Dragonern eine Eskorte angefordert.
    Aber der kleine Matthew war hiergeblieben. Bolitho sah ihn unten am Wasser stehen und zu dem verankerten Kutter hinüber starren; vor Aufregung konnte er nicht stillstehen.
    Das war ein harter Strauß gewesen, den der Junge da mit seinem Großvater ausgefochten hatte. Er hatte ihn angefleht, bei Bolitho bleiben zu dürfen, als Laufbursche, Schiffsjunge, Diener, ganz gleich als was.
    Schließlich hatte sich der alte Kutscher die Nase geputzt und zugestimmt. »Tja, Sir, es ist schon ein Kreuz mit ihm«, hatte er geseufzt. »Dann bringen
Sie
ihm eben Mores bei, ein bißchen Disziplin kann dem Halunken nur gut tun.«
    Aber der Blick seiner Augen strafte ihn Lügen, und sein Ton verriet ein schweres Herz.
    »Ich gehe und preie den Kutter an, Käptn«, murmelte Allday.
    »Ja, tu das.« Bolitho sah Allday nach, der zu dem Jungen unten am Wasser trat. Wahrscheinlich glaubt er, daß ich Gespenster sehe, dachte er. Aber er hatte sich lieber in einer Mietdroschke herbringen lassen, als schon in der Werft an Bord zu gehen. Ohnehin wußten zu viele Bescheid. Auf seine letzten überraschenden Trümpfe wollte er aber nicht verzichten.
    Die anderen Kutter hießen
Wakeful
und
Snapdragon
und lagen bereits flußabwärts vor Sheerness, wo sich der Medway in die weite Themsebucht ergoß. Sie waren stäbig gebaut, mit vollem Bug und schnittigem Achterschiff.
Telemachus’
Bordwand schimmerte seidig über dem leicht geriffelten Wasser, aufkommende Katzenpfötchen streichelten ihren Rumpf: nicht gerade kriegerisch, dieses Bild. Sonnenreflexe spielten auf ihrer ockerfarbenen Haut mit dem breiten schwarzen Streifen unterhalb der Stückpforten. Aber wie jeder Segler interessierte sich Bolitho vor allem für das Rigg. Der starke Großmast stand ziemlich weit vorn und wirkte durch seine schlanke Stenge noch höher. Dazu kamen ein langer, waagrechter Bugspriet und ein mächtiger, bis übers niedrige Heck hinausragender Großbaum, der das lose gefahrene Unterliek des gewaltigen Großsegels hielt.
    Mit dem an seiner Rah aufgetuchten Toppsegel sah sie irgendwie unfertig aus. Wenn sie erst auf See war… Bolitho seufzte. Noch fehlte es seinem Geist an Enthusiasmus, ebenso wie seinem Körper an Wärme.
    Alldays kräftiger Baß hallte über den Fluß, und nach einigen Sekunden lugten neugierige Gesichter über
Telemachus
’ Schanzkleid. Bolitho fragte sich, was der Kommandant dort drüben wohl von dieser formlosen Ankunft seines Befehlshabers hielt.
    Dann schoß eine Jolle hinter dem Heck des Kutters hervor, und ihre Riemen bissen flott ins Wasser, als die täuschend langsame Strömung das Boot mitzureißen drohte.
    Jetzt drängten sich mehr Schaulustige an Deck. Jeder Besucher war hier wohl eine willkommene Abwechslung.
    Trotz seiner Länge von nur siebzig Fuß* beherbergte der Kutter sechzig Mann Besatzung. Kaum zu glauben, daß man so viele Menschen in diesem Rumpf unterbringen konnte, den sie sich auch noch mit Kanonen, Pulver, Kugeln und Proviant teilen mußten. Blieb da Luft zum Atmen?
    Allday studierte die Jolle mit kritischem Blick.
    »Na, was halst du davon?«
    Der Bootssteurer zuckte die breiten Schultern. »Sieht ja ganz gut aus. Aber …« Er unterbrach sich, weil der Junge neben ihm von einem Bein aufs andere hüpfte. »Wie’n Köter mit zwei Schwänzen«, knurrte er. »Möchte nur wissen, warum. Hat daheim ein warmes Bett, muß sich mit nichts Schlimmerem herumschlagen als mit ein paar Pferden, und trotzdem tauscht er’s gegen das hier ein.« Seine Geste umfaßte den Fluß mit seinen verankerten Kriegsschiffen. »Aber vielleicht weiß er hinterher eher, was gut für ihn ist.«
    Allday verstummte. Welchen Zweck hatte es, dem Jungen Vorhaltungen zu machen? Der kleine Matthew vergötterte Bolitho genauso wie sein Vater, dem er eine Koje auf dem Paketschiff verschafft hatte. Allday schüttelte den Kopf. Und wozu?
    Die Jolle schor an den halb überspülten Steg heran, und ein junger Leutnant platschte zum Ufer, das Gesicht eine einzige
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