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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande
Autoren: Alexander Kent
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alte
Hyperion.
Früher war ihr Ruf in der Flotte legendär gewesen. Aber in welchem Zustand mochte sie jetzt sein, nach so vielen Jahren, so vielen Meilen im Dienst des Königs?
    War er enttäuscht, daß man ihm keine Fregatte überantwortet hatte? Er biß sich auf die Lippen und beobachtete einige spanische Fischerboote, die gemächlich über ihrem Spiegelbild dahintrieben. Nein, das war es nicht, was ihn bedrückte. Dann also die Furcht vor einem möglichen Versagen, vor einer Rückkehr des Fiebers?
    Ein Muskel in seiner Wange zuckte, als die ersten Salutschüsse der Fregatte über die Bucht hallten. Der Rumpf erbebte im Rhythmus der regelmäßigen Abschlüsse. Er hörte die gemessene Antwort der Landbatterie und fragte sich, warum er nicht längst oben auf dem Poopdeck stand und sein neues Schiff mit den Augen suchte, das irgendwo im großen Feld der Ankerlieger auf ihn wartete, beschützt vom zeitlosen Felsen der Affen.
    Er trat vor den Spiegel, der über seiner Seekiste hing, und studierte sein Bild so nüchtern, als mustere er einen neuen Untergebenen. Der Uniformrock mit seinen breiten weißen Aufschlägen, Goldknöpfen, goldenen Litzen und den beiden Epauletten hätte ihn eigentlich stolz machen müssen.
    Und er wußte auch aus Erfahrung, daß auf jedem Schiff die Besatzung ihren neuen Herrn und Meister mit viel mehr Skepsis und Unsicherheit erwartete als er sie. Aber auch dieser Gedanke konnte seinen Trübsinn nicht vertreiben.
    Immer noch fragte er sich, ob seine undankbare Aufgabe, die verhaßte Rekrutierung neuer Besatzungen für die Flotte auf der Nore, wirklich der einzige Grund für seine Bestallung gewesen war. Hatte Lord Marcuard schon damals gewußt, daß er Bolitho für einen ganz anderen Einsatz auswählte, der ein weit größeres Vertrauen voraussetzte? Vielleicht würde er die Wahrheit nie erfahren.
    Oft hatte er an Paice denken müssen.
Diesen ehrenwerten Mann,
wie er ihn in seinem Bericht an die Admiralität genannt hatte. Ehe dieser Krieg mit Sieg oder Niederlage zu Ende ging, würden noch Tausende sterben müssen, würden Namen und Gesichter ausgelöscht werden, als hätten sie nie existiert. Aber trotzdem ragten Einzelne aus der Masse hervor, Männer wie Paice, deren Andenken die Zeit überdauerte.
    Auch Vizeadmiral Brennier kam ihm wieder in den Sinn.
    Der war in den veröffentlichten Berichten so gut wie nirgends erwähnt worden, und Bolitho vermutete auch dahinter Lord Marcuards Einfluß. Vielleicht würde Brennier schließlich doch noch bei einer Konterrevolution aktiv werden können.
    Als der letzte Salutschuß verhallt war, riefen Kommandos zum Sichern der Kanonen und zur endgültigen Ansteuerung des ihnen zugewiesenen Ankerplatzes. Viele Blicke würden jetzt der Fregatte folgen. Sie bedeutete Post von zu Hause, neue Befehle oder einfach nur eine Bestätigung der Verbindung mit England, einen Beweis, daß Gibraltar nicht alleinstand.
    Den alten Familiendegen in der Hand, trat Allday auf ihn zu. »Alles klar, Käptn?« fragte er mit aufmunterndem Grinsen. »Sie werden bestimmt schon erwartet an. Deck.«
    Bolitho hob die Arme und hörte Allday murmeln, während er ihn gürtete: »Sie könnten ein bißchen Speck auf den Rippen brauchen, Sir …«
    »So eine Frechheit!«
    Allday trat zurück und lächelte in sich hinein. Das alte Feuer war also doch nicht erloschen; man mußte es nur anfachen.
    Alles in allem bot sein Kapitän einen schneidigen Anblick.
    Nur die Schatten unter den Wangenknochen und die tieferen Falten um den Mund verrieten altes Leid und überstandene Krankheit.
    Bolitho nahm seinen Hut und starrte ihn geistesabwesend an.
    Seltsamerweise war der französische Schatz nie öffentlich erwähnt worden, obwohl er doch wohlbehalten in Dover gelandet und unter starker Bewachung abtransportiert worden war. Vielleicht hatte Lord Marcuard oder vielleicht sogar Premierminister Pitt ihre eigenen Ideen, wie er zum größeren Nutzen Englands verwandt werden konnte?
    Vieles hatte sich geändert, genau wie Hoblyn so verbittert vorausgesagt hatte. Besonders die Wertmaßstäbe Pitts. Der Mann, der die Schmuggelbanden verflucht und verurteilt, der sie mit Henkern und Dragonern bekämpft hatte, wurde nun mit Worten zitiert, in denen er diesem Abschaum seine Anerkennung ausdrückte: »Sie sind meine Augen, ohne sie wäre ich blind und hätte keine Nachrichten über den Feind!«
    Es war unglaublich.
    Aber wie Queely säuerlich bemerkt hatte: »Wäre Delaval noch am Leben, bekäme er jetzt
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