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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten
Autoren: Santa Montefiore
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Vögel. Ihr habt hier bestimmt viele, andere sicher als die bei uns in der Stadt.«
    Er lachte ungläubig. »Ich denke, du findest hier die gleichen wie in Herba.«
    »Nein, ihr habt hier besondere.« Sie war so sicher, dass er sich unweigerlich umschaute und beinahe damit rechnete, Papageien in den Pinien zu entdecken. »Sitzt du manchmal hier?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Warum sollte ich?«
    »Hier gibt es doch so viel anzugucken. Ich könnte stundenlang, nein, tagelang hier sitzen. Für immer könnte ich hier sitzen und würde nie weggehen wollen.« Sehr vorsichtig, als wäre die Bank ein scheues Wesen, das sie nicht verschrecken wollte, setzte sie sich hin. Dann sah sie zum Wasser und malte sich aus, sie hätte einen eigenen Garten, in dem sie dem wechselnden Licht vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung zusehen könnte. »Hier ist Gott«, sagte sie leise, und eine seltsame Ehrfurcht ergriff sie, strich einem Engelshauch gleich über ihre Haut.
    Er setzte sich neben sie, streckte die Beine aus und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Glaubst du?«
    »Oh, ich weiß es, denn ich kann ihn fühlen.«
    Sie saßen lange Zeit dort, lauschten dem Wind in den Zypressen und den zufrieden gurrenden Tauben auf dem Dach der Villa. Gute-Nacht schnüffelte entlang der Rasenkanten und hob das Bein an den Hecken.
    »Das ist der schönste Tag meines Lebens«, sagte sie nach einer Weile. »Ich glaube nicht, dass ich schon einmal so glücklich war.«
    Er betrachtete sie interessiert und lächelte freundlich. »Wie heißt du, Piccolina? «
    Sie sah ihn voller Dankbarkeit und Vertrauen an. »Floriana. Und du?«
    Irgendwie war ihnen beiden klar, dass der Austausch der Namen etwas bedeutete . Er zögerte, blickte ihr in die Augen, die weit offen und kein bisschen ängstlich mehr waren, und streckte ihr seine Hand hin. Ihre sah klein und dunkel in seiner großen blassen Hand aus.
    »Dante Alberto Massimo«, sagte er leise. »Aber du darfst mich Dante nennen.«

1
    Devon
    Künstler gesucht, der den Sommer über Malkurse für Gäste im Hotel Polzanze, Devon, erteilt
Freie Kost & Logis
Telefon: 07972 859 301
    Der Morris Minor rumpelte über die schmale Landstraße auf das Dorf Shelton zu. Zu beiden Seiten der Straße standen hohe, üppige Hecken, durchwoben von hübschem weißem Wiesenkerbel und blauen Vergissmeinnicht. Eine kleine Spatzenschar flog gen Himmel auf, wo fedrige Wolken im salzigen Wind landeinwärts trieben. Der Wagen bewegte sich vorsichtig, wich in eine Seitenbucht aus, um einen entgegenkommenden Lastwagen vorbeizulassen, und fuhr durch das niedliche Dorf mit den weiß gekalkten Cottages, deren grau gedeckte Ziegeldächer in der Morgensonne golden schimmerten.
    Im Herzen von Shelton stand eine Kirche aus grauem Sandstein inmitten einer Gruppe herrlicher Platanen, und unten schlich eine geschmeidige schwarze Katze träge an der Kirchenmauer entlang, allem Anschein nach auf dem Heimweg nach einer erfolgreichen nächtlichen Jagd. Am Dorfende, wo die Straße scharf nach links hinunter Richtung Meer führte, öffneten sich ein eindrucksvolles schmiedeeisernes Tor zu einer Einfahrt, die sich in einer eleganten Kurve durch bereits blühende Rhododendren schwang. Hier bog das Auto ein und fuhr an den rosa Blüten vorbei zu dem grauen Herrenhaus am Ende. In friedlicher Abgeschiedenheit lag es hier und bot freien Blick aufs Meer.
    Das Polzanze war ein wohlproportioniertes Herrenhaus, 1814 von dem Duke of Somerland für seine kränkelnde Ehefrau Alice erbaut, deren Asthmaleiden nach Seeluft verlangte. Er hatte das alte Haus auf dem Anwesen abreißen lassen, bei dem es sich um einen unansehnlichen Ziegelsteinhaufen aus dem sechzehnten Jahrhundert gehandelt hatte, und das jetzige Haus zusammen mit seiner talentierten Frau entworfen. Sie hatte recht klare Vorstellungen davon gehabt, was sie wollte. Heraus kam ein Herrenhaus, das sich drinnen wie ein großes Cottage anfühlte: holzvertäfelte Wande, Blumentapeten, Kamine und große Sprossenfenster, durch die man auf den Rasen und den Ozean dahinter blickte.
    Die Duchess liebte ihren Garten und verbrachte ihre Sommer mit der Rosenzucht, dem Pflanzen exotischer Bäume und der Anlage eines raffinierten Wegelabyrinths im dichten Wald. Vor ihrem Studierzimmer gestaltete sie einen kleinen Garten für die Kinder, in dem sie Gemüse und Blumen zogen, und umgab ihn mit einem Miniaturwassergraben, in dem die Kleinen ihre Boote schwimmen lassen konnten,
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