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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten
Autoren: Santa Montefiore
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auf die Haustür zustakste, und grinste schadenfroh.
    »Mein Gott!«, rief Marina und warf beide Hände in die Höhe. »Was mache ich bloß?«
    »Das zu überlegen, hast du keine Zeit, Schatz. Bitte ihn lieber herein, ehe er sein Schwert zückt.« Marina warf ihrem Mann einen flehenden Blick zu, doch er schüttelte lachend den Kopf und sah sie liebevoll an. »Das ist dein Projekt. Ich weiß doch, wie du es hasst, wenn ich mich einmische.«
    »Möchtest du nicht bei dem Gespräch dabei sein?«, schlug sie mit einem zuckersüßen Lächeln vor.
    »Oh nein, Schatz, er gehört ganz dir.«
    »Du bist ein verschlagener, gemeiner Mann, Grey Turner«, entgegnete sie, allerdings bogen sich ihre Lippen zu einem Grinsen, als sie in der Mitte der Diele, am runden Tisch mit dem extravaganten Blumengesteck Position einnahm. Derweil half Shane Black, der Page, dem alten Mann mit der Zeichenmappe herein.
    Marina ignorierte die amüsierten Gesichter am Fenster – inzwischen hatten nämlich auch Jennifer, eine der Empfangsdamen, und Heather, eine Kellnerin, einen Vorwand gefunden, in die Diele zu kommen – und streckte ihrem ersten Bewerber lächelnd die Hand entgegen. Seine war rau und rissig, und alte Farbe hatte sich tief in die Fingernägel gegraben. Er drückte ihre Hand fest. Dazu verschlang er sie mit dem Blick eines Mannes, der viele Monate auf See gewesen war. Ihm schienen die Worte zu fehlen. »Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie hergekommen sind, Mr Bascobalena. Gehen wir in mein Büro, wo wir einen Kaffee trinken und in Ruhe plaudern können. Oder hätten Sie lieber Tee?«
    »Oder ein Fass Rum?«, flüsterte Clementine ihrem Vater zu.
    Mr Bascobalena räusperte sich und schluckte. »Schwarzer Kaffee, kein Zucker, und nennen Sie mich bitte Balthazar.«
    Sein Bariton erschrak Marina, sodass sie unwillkürlich ihre Hand zurückzog. Aus dem Augenwinkel sah sie ihre Stieftochter in der Ecke kichern und reckte trotzig ihr Kinn.
    »Shane, bitte Heather, Mr Bascobalena ein Kännchen schwarzen Kaffee zu bringen und einen Cappuccino für mich.«
    »Wird gemacht, Mrs Turner«, sagte Shane, der sich ein Grinsen verkneifen musste.
    Er nahm dem Gast die Zeichenmappe ab und folgte ihnen durch die Diele, den Salon, wo einige Gäste saßen und Zeitung lasen, und das hübsche grüne Zimmer zu Marinas Büro, von dem aus man auf den Kindergarten mit dem kleinen Wassergraben und dahinter das Meer blickte. Sie bedeutete dem Pagen, die Mappe auf den Couchtisch zu legen, und sah ihm nach, als er hinausging und die Tür hinter sich schloss.
    Marina bat Balthazar, auf dem Sofa Platz zu nehmen, und litt ein bisschen, als seine schmutzige Kleidung mit dem blassgrünen Chenille in Kontakt kam. Sie selbst setzte sich in einen Sessel, das Gesicht zum offenen Fenster. Es war offen, sodass mit der Seeluft der süßliche Geruch von gemähtem Gras und Ozon ins Zimmer wehte. Man konnte das ferne Meeresrauschen und die Klageschreie der Möwen hören, die hoch über den Wellen segelten. Marina sehnte sich danach, unten am Strand zu sein, die Füße im Wasser und das Haar im Wind fliegend. Widerwillig drängte sie diesen Gedanken fort. Sie wusste bereits, dass Balthazar Bascobolena den Sommer nicht im Polzanze verbringen würde, sollte ihm aber dennoch die Höflichkeit erweisen, ein wenig mit ihm zu plaudern.
    »Sie haben einen wundervollen Namen – Bascobalena. Klingt spanisch.« Ihr war bewusst, dass er sie mit leicht offenem Mund anstarrte, als hätte er noch nie zuvor eine Frau gesehen. Trotz des geöffneten Fensters begann sein Körpergeruch den Raum zu füllen. Marina wünschte, Heather würde sich mit dem Kaffee beeilen, schätzte allerdings, dass Shane noch in der Diele war und mit dem restlichen Personal über den Besucher herzog. Hoffentlich hatten die anderen Gäste ihn nicht kommen gesehen.
    »Mag sein, dass es irgendwo in früheren Zeiten mal einen Spanier in der Familie gab, aber wir sind seit Generationen allesamt aus Devon und stolz darauf.«
    Marina zog verwundert die Brauen hoch. Er hatte den dunklen Teint und die Augen eines Spaniers. Und die Zähne, die er beim Lächeln zeigte, waren braun und faulig wie die eines Seemannes mit Skorbut. »Und Balthazar, so heißen eigentlich Romanhelden.«
    »Meine Mutter hatte eine blühende Fantasie.«
    »War sie auch Künstlerin?«
    »Nein, aber eine Träumerin. Gott hab sie selig.«
    »Also, Balthazar, erzählen Sie mir, was Sie malen?«
    »Boote«, antwortete er und beugte sich vor, um seine Mappe zu
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