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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten
Autoren: Santa Montefiore
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warf ihn in die Luft und fing ihn wieder auf.
    »Offensichtlich hat die Mauerlücke eine besondere Bedeutung für ihn. Hast du nicht seinen Gesichtsausdruck bemerkt, als er uns sagte, dass wir an Haus und Garten ändern dürfen, was immer wir wollen, die Mauer hier aber exakt so bleiben muss?«
    »Ich tippe, dass es mit Floriana zu tun hat. Aber irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass wir fragen sollten. Nein, ich glaube, das wäre keine gute Idee.«
    Clementine kam zu ihm an die Mauer und blickte durch die Öffnung. Dahinter wellten sich die toskanischen Hügel sanft im orangenen Licht, und in der Ferne waren die roten Dächer von Herba zu sehen, überragt vom Kirchturm. Plötzlich überkam Clementine der Drang, auf die Mauer zu klettern. Oben hockte sie sich für eine Weile hin. Hier, mit der leichten Brise in ihrem Haar und der wärmenden Sonne auf der Haut, war es herrlich friedlich.
    »Komm her zu mir«, forderte sie Rafa auf. »Das ist so schön.«
    Rafa kletterte zu ihr und setzte sich neben sie. »Du hast Recht, es ist wirklich sehr schön.« Er legte einen Arm um sie und zog sie etwas näher. So beobachteten sie, wie die Sonne langsam tiefer sank und die Farben beständig wechselten, ehe sie der Dämmerung wichen.
    In diesem Moment, angesichts dieser Pracht, wurde es Rafa klar. Seine Eltern hatten genauso auf dieser Mauer gesessen und den Sonnenuntergang bewundert. Ihre Geister aus der Vergangenheit waren noch hier.
    »Erinnerst du dich an Veronica Leppley?«, fragte er Clementine nach einiger Zeit.
    »Natürlich.«
    »Sie hat mir einmal erzählt, dass ich mich nicht vollständig fühlen würde, ehe ich nicht meine Seelenverwandte gefunden habe. Damals suchte ich nach meiner Mutter, aber jetzt, da ich dich habe, erkenne ich, dass sie recht hatte. Marina gab mir ein Gefühl von Identität. Durch sie entdeckte ich, wer ich wirklich bin und woher ich komme. Aber dir verdanke ich, dass ich mich vollständig fühle, als hätte ich einen Kreis geschlossen. Wo ich ende, fängst du an, und wo du aufhörst, beginne ich, falls du verstehst, was ich meine.«
    Clementine hob den Kopf und küsste ihn auf den Hals. »Oh ja, das verstehe ich.«
    »Ich liebe dich, Clementine. Und ich bin überzeugt, dass wir hier sehr glücklich werden.«
    Sie seufzte zufrieden.
    Ihr fiel ein, dass sie sich bis vor wenigen Monaten nur danach gesehnt hatte, wegzurennen, und jetzt konnte sie sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie sich diese Sehnsucht angefühlt hatte. »Ich liebe dich auch, Rafa«, erwiderte sie und schmiegte sich enger an ihn. »Es gibt keinen Flecken auf der Erde, an dem ich lieber wäre.«

The Dawcomb-Devlish Gazette
    Das »Baffles«-Drama
geht in die zweite Runde
    Neue verwirrende Entwicklungen bei mysteriösen Einbruchsfällen – Polizei (mal wieder) ratlos
    Die Einbruchsserie im Bereich Dawcomb-Devlish, bei der Geld und wertvolle Gegenstände aus Privathäusern und Landgasthöfen gestohlen wurden und die in Anlehnung an den berühmten Gentleman-Dieb Raffles als »Baffles-Fall« in die Annalen einging, nimmt eine neue Wendung. Nun hat dieser Fall, der unter der Bevölkerung Devons sowohl Angst als auch Belustigung hervorrief, eine neue Wendung genommen, die abermals für einige Verwirrung unter unseren Gesetzeshütern sorgt.
    Wer geglaubt hat, dieser Fall könnte nicht mysteriöser werden, wird zur Zeit eines Besseren belehrt. Gegenwärtig deuten alle Zeichen darauf hin, dass es sich tatsächlich um einen Gentleman-Gangster handelt, denn er fängt an, sein Diebesgut zurückzugeben.
    Als Erstes erschien das Tafelsilber von Mr & Mrs Greville-Jones in Cherry Manor, Salcombe, wieder an seinem angestammten Platz. Letzten Donnerstag entdeckte das Ehepaar sein Silberservice im Wert von £20000 auf dem Esszimmertisch, zusammen mit der Nachricht: Verzeihen Sie, dass das Polieren des Silbers so viel Zeit in Anspruch nahm. »Als hätte er es für eine unserer Dinnerpartys ausgelegt«, beschrieb Mrs Greville-Jones das Arrangement ihres Tafelsilbers.
    Mrs Powell von Watertown Park, Thurlestone, fand ihren Diamantring auf der Fensterbank wieder: Hier haben Sie das Funkeln an Ihrer Hand zurück. Mein Rat: Nehmen Sie den Ring nie wieder ab! Baffles, lautete das Begleitschreiben.
    Die Polizei ist unterdes wenig amüsiert. »Der Täter mag es witzig finden«, sagte Detective Inspector Reginald Bud, »aber wir sprechen hier von gewaltsamem Eindringen, also Einbruch.«
    Ein Opfer, das anonym bleiben möchte, bemerkte: »Ich lasse
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