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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord
Autoren: Helene Tursten
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Tommy grinste Irene an.
    »Wirklich ein Charmebolzen, dieser Höök.«
    »Allerdings.«
    Tommy wurde ernst und sah Irene nachdenklich an.
    »Apropos Charmebolzen. Hast du Sverker Löwander von seiner richtigen Herkunft erzählt?«
    »Nein. Du vermutlich auch nicht?«
    »Nein.«
    Irene streckte sich nach ihren Krücken aus. Sie stand auf und sagte:
    »Jetzt finde ich, dass wir ein Bier trinken gehen sollten.«
    »Yes.«

EPILOG
    Es war eine sternenklare Nacht. Das Fest bei Tommy und Agneta war sehr nett gewesen, aber Irene hatte zu viel Wein getrunken. Glücklicherweise hatte sie Krister als Chauffeur. Er musste am Sonntag arbeiten. Das war auch der Grund dafür, dass sie kurz nach zwölf bereits auf dem Heimweg waren.
    Sie befanden sich fast allein auf dem Delsjövägen. Plötzlich begann Sammie auf dem Rücksitz zu jaulen. Sie hatten ihn mitnehmen müssen, da die Zwillinge beide etwas vorgehabt hatten.
    »Natürlich! Wir haben vergessen, mit dem Hund Gassi zu gehen, bevor wir losgefahren sind«, sagte Krister.
    Irene erwachte aus ihrem weinseligen Schlummer und sah sich schlaftrunken um. Als sie erkannte, wo sie waren, sagte sie:
    »Du kannst da vorne rechts einbiegen. Direkt hinter der Brücke kann man parken. Beim Tannenwäldchen. Da liegt der Park der Löwander-Klinik. Da führen eine Menge Leute ihre Hunde aus. Das weiß ich. Es ist erst knapp vier Wochen her, dass ich in der Hundescheiße herumgestiefelt bin.«
    Krister fuhr über die kleine Brücke und parkte. Auf leicht wackligen Beinen stieg Irene aus dem Wagen.
    »Bleib sitzen. Ich gehe«, sagte sie.
    Tief atmete sie die kühle Nachtluft ein. Das machte sie munterer, eine Runde durch den Park würde sie vermutlich noch nüchterner machen.
    Sammie war Feuer und Flamme. Begeistert begann er, am Rand des Tannenwäldchens herumzuschnüffeln. Irene ließ sich an der Leine mitschleifen.
    Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass sie in Richtung Park unterwegs waren. Sammie war auf dem Weg zur Laube. Es war dunkel, und Irene stolperte mehrere Male. Sammie hob immer wieder das Bein und zerrte an der Leine. In den Büschen musste etwas Interessantes liegen.
    Sie hielt Sammie zurück. Sowohl Hund als auch Frauchen fuhren furchtbar zusammen, als es in den Büschen krachte und ein Reh auf die Wiese sprang.
    Irene sah zu dem düsteren Klinikgebäude hinüber. Die blinden schwarzen Fenster blickten bedrohlich zurück. Ungewollt suchte sie mit den Augen das kleine Speicherfenster, hinter dem zwei Krankenschwestern in einem Abstand von fünfzig Jahren erhängt aufgefunden worden waren. Bei diesem Gedanken schauderte es sie. Im nächsten Augenblick ließ ihr der Schrecken das Blut in den Adern gerinnen.
    Hinter dem Fenster der kleinen Dachgaube meinte sie die Konturen einer Person zu erkennen, die direkt vor dem Fenster stand. Eine schwach silberglänzende Handfläche wurde gegen die Scheibe gedrückt. Sie blieb auf ihr haften, bis sich die restliche Gestalt aufgelöst hatte und eins mit dem Dunkel geworden war.
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