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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes
Autoren: Paul Harding
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verändern sich die Dinge. Seine Gnaden der Regent beschließt,
     einen Freundschaftsbund mit den führenden Kaufleuten der Stadt zu
     schließen. Ira Dei möchte dies vereiteln, und er sucht sich
     einen Verräter in der Umgebung des Regenten. Den findet er in Mylord
     Clifford, einem jungen Mann, der seine bescheidene Herkunft nicht
     vergessen hat, zumindest nicht die seiner Familie. Entweder aus Idealismus
     oder aus eigennützigem Gewinnstreben - oder aus beiden Gründen -
     willigt Clifford ein, als Agent des Ira Dei die Pläne Lord Gaunts
     zunichte zu machen.« 
    »Lüge!«
     schrie Clifford, aber das Zittern in seiner Stimme trug nicht dazu bei,
     seine Gefährten zu überzeugen. Mit versteinerten Mienen starrten
     sie ihn an.
    »Mylord Cliffords Vater«,
     fuhr Cranston fort, »war Hauptmann bei den Bogenschützen, ein
     erfahrener Schütze, der sein Wissen an seinen Sohn Adam weitergab. An
     dem Nachmittag, als Sir Gerard Mountjoy stirbt, kommt Clifford mit einem
     Jagdbogen oder einer präparierten Armbrust und schleicht sich, als
     alle ruhen oder ihren Geschäften nachgehen, wie der Schatten des
     Todes in den Gang. Er schießt den Dolch ab, Mountjoy stirbt unter
     mysteriösen Umständen, und wir verstricken uns in das Rätsel,
     wie er wohl gestorben sein mag, statt uns damit zu beschäftigen, wer
     ihn warum ermordet hat.« Cranston erquickte sich mit einem großzügigen
     Schluck aus seinem Weinschlauch. »Am folgenden Abend schlägt
     der Mörder wieder zu.«
    »Unmöglich!«
     rief Goodman. »Wißt Ihr denn nicht mehr, Sir John, daß
     Lord Clifford bei dem Bankett gefehlt hat?«
    Cranston drückte den
     Stopfen fest in seinen Weinschlauch. »Ja, er sagte, er habe anderswo
     Geschäfte, aber erst, nachdem er die vergiftete Leckerei neben
     Fitzroys Teller gelegt hatte.«
    »Natürlich!«
     Gaunt sprang auf und deutete auf seinen Adjutanten. »Adam, Ihr wart
     für die Sitzordnung zuständig, und dann habt Ihr Euch
     entschuldigt und behauptet, Ihr hättet Geschäfte in der Stadt.«
     Gaunts Gesicht wurde fleckig vor Wut. »Ihr habt überaus hartnäckig
     darauf bestanden. Mylord Coroner hat recht: Nicht einmal ich wußte,
     wo jeder sitzen würde. Das blieb Euch überlassen, und Ihr habt
     es den Gästen gesagt.«
    Auch der Bürgermeister
     sprang plötzlich auf. »Cranston!« rief er. »Ihr
     seid ein Dummkopf!«
    »Sir Christopher«,
     schritt Athelstan behutsam ein, »erklärt Euch bitte.«
    Der Bürgermeister trat
     in die Mitte des Saales, und ein selbstzufriedenes Lächeln leuchtete
     auf seinem Gesicht. »Seht Ihr das denn nicht, Mylord?« fragte
     er Gaunt. »Mountjoy wurde ermordet, Sturmey wurde ermordet, Fitzroy
     wurde ermordet. Aber den heimtückischen Überfall auf Mylord
     Clifford wollen wir doch nicht vergessen!«
    »Oh nein«, sagte
     Athelstan. »Den wollen wir nicht vergessen. Schrammen und Blutergüsse.
     Nichts besonders Ernstes. Das weiß Lord Adam sicher selbst.«
    Goodman biß sich auf
     die Unterlippe, als ihm bewußt wurde, wie töricht sein Ausbruch
     gewesen war.
    »Ihr meint…?«
    »Ich meine«,
     sagte Athelstan ruhig, »wenn man Lord Adam in Gewahrsam nimmt und
     untersucht, wird man feststellen, daß seine Blutergüsse und
     sogenannten Wunden nur oberflächlich sind.«
    Goodman eilte zu seinem Platz
     zurück.
    »Was für ein
     wunderbares Manöver«, fuhr Athelstan fort. »Aber überlegt
     doch: Wenn Ira Dei die Absicht gehabt hätte, Clifford zu töten,
     dann hätte er es getan.«
    »Der Überfall war
     abgesprochen«, rief der Coroner Goodman zu. »Eine reine
     Ablenkung.« Er deutete mit dem Zeigefinger auf Clifford. »Ihr
     wißt es, Mylord. Wenn Ihr anderer Meinung seid, zieht das Hemd aus,
     und zeigt uns diese schrecklichen Wunden.«
    Stumm funkelte Clifford ihn
     an.
    »Und Mylord Gaunt hat
     recht«, fuhr der Coroner fort. »Ihr wußtet, wo jeder von
     uns an jenem Abend sitzen würde.«
    »Ich war nicht da«,
     murmelte Clifford.
    »Lügner!«
     bellte Cranston.
    Clifford schüttelte den
     Kopf, aber seine Augen verrieten ihn.
    »Ein raffinierter Plan«,
     sagte Cranston. »Als Fitzroy starb, wart Ihr also nicht da. Aber
     wie, Mylord Clifford, konntet Ihr auch fehlgehen? Wenn Fitzroy sich
     woanders hingesetzt hätte, dann hätte vielleicht ein anderer die
     Süßigkeit gegessen. Begreift Ihr nicht?« Cranston grinste
     die Gildemeister boshaft an. »Es ging nicht darum, daß
     ausgerechnet Mountjoy und Fitzroy starben, solange nur überhaupt
    
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