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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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von Kraft und Hass sang und dem der Troll immer schwerer widerstehen
konnte. Lange hatte er mit sich gehadert, aber schließlich erkannt, dass er etwas tun musste.
    »Bei unserer nächsten Zusammenkunft werde ich bereits zurück sein«, erklärte Kerr mit fester Stimme. Es würde nicht sein erster Gang zur Oberfläche werden. Er hatte Şten ein Dutzend Mal und mehr getroffen, seit Anda tot war.
    In letzter Zeit waren ihre Begegnungen seltener geworden, aber Kerr verspürte manchmal einen seltsamen Wunsch, an die Oberfläche zu gehen, nicht nur bis in die obersten Höhlen, sondern in die Länder der Menschen, und dort noch einmal all die Wunder zu sehen, an die er sich so deutlich erinnerte.
    Der Kreis löste sich langsam, bröckelte entlang der Stammeslinien, bis sich in der Höhle nur noch kleine Grüppchen befanden. Zunächst stand Kerr allein, doch dann gesellte sich Zran zu ihm. Der große Troll wirkte noch vom Kampf angeschlagen, hielt sich aber aufrecht.
    »Ist das eine gute Idee?«, brummte er leise. »Ich würde es kaum tun, wenn ich es für keine hielte, oder?«
    Zran fletschte die Zähne.
    »Jedes Mal, wenn es um Menschen geht, fängst du an, wie sie zu reden.« Zran war einer der wenigen Trolle, der Şten in Begleitung von Kerr schon einmal getroffen hatte.
    »Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich halte es für den richtigen Weg«, erwiderte Kerr ruhig.
    »Wir brauchen dich hier«, erklärte Zran mit einem Blick zu Andas Kindern, die abseitsstanden.
    Sie hatten sich zu einem Pulk versammelt, zu einem Rudel, ebenso, wie sie in den Tiefen der Welt jagten. Sie hatten keine Stämme. Nur zu diesen Gelegenheiten trafen sich größere Verbände von ihnen. Ansonsten zogen sie in kleinen Gruppen durch die warmen Tiefen, immer in Bewegung, immer auf der Jagd.

    »Genau deshalb muss ich gehen.« Kerr holte Luft, suchte nach den richtigen Worten. »Wir können nicht ewig so weiterleben wie bisher.«
    Er sah, dass Zran ihm widersprechen wollte, aber er hob die Hand.
    »Warte. Lass mich ausreden. Bitte. Früher haben wir uns nur wenig Sorgen um die Zukunft gemacht. Das Leben war hart, und von einem Dreeg zum nächsten mussten wir nach Essen suchen, Schutz finden, unseren Feinden ausweichen. Das ist noch immer so, aber jetzt sind sie dabei.«
    Beide Trolle blickten zu Andas Kindern. Dort, wo sie standen, schienen die Schatten dunkler zu sein, tiefer zu gehen.
    »Sie achten mich und hören auf meine Worte. Aber ich werde nicht ewig da sein. Was geschieht dann? Wird jemand meinen Platz einnehmen? Werden sie unsere Abmachungen weiterhin anerkennen?«
    Unschlüssig brummte Zran. Offensichtlich wollte er nicht widersprechen, aber sein Gesichtsausdruck zeigte seine Gedanken: Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Es gilt, jetzt zu überleben. Einst hatte Kerr nicht anders gedacht. Doch mit der Verantwortung, die er übernommen hatte, hatte er sich verändert.
    »Ich muss mich darum kümmern. Das ist meine Aufgabe.«
    Noch immer war Zran nicht überzeugt.
    »Du führst deinen Stamm«, wechselte Kerr die Strategie. »Du sorgst dafür, dass alle genug Essen haben, dass alle überleben. Ich sorge für den Frieden zwischen uns und ihnen.«
    »Es gab lange keinen Krieg mehr. Nicht mehr seit Andas Tod«, gab der große Troll zu bedenken.
    »Das bedeutet nicht, dass es immer so bleiben wird.«
    »Was ist dein Plan?« Zran rieb über den Stumpf seines
rechten Horns. Sein linkes Horn war lang und mächtig, doch das andere war in einem Kampf von einem Zwerg knapp über dem Schädel abgeschlagen worden. Immer wenn der Stammesführer nachdachte, rieb er den Stummel.
    »Der Dunkelgeist. Die Macht von Andas Kindern stammt von ihm. Aber auch ihr Zorn und ihr Hass. Ich will herausfinden, was die Menschen ihm angetan haben. Vielleicht kann ich Andas Kinder dann besser verstehen.«
    Kerr sprach nicht aus, was er sonst noch dachte: Oder es rückgängig machen. Oder den Schlag des Herzens dämpfen.
    »Keine gute Idee. Menschen sind anders. Je weniger wir mit ihnen zu tun haben, desto besser. Es gab immer nur Ärger, wenn es anders war.«
    »Sie haben uns geholfen und wir ihnen. Manche Menschen sind gut, andere nicht.«
    Wieder brummte Zran. Seine Art zu zeigen, dass er meine Meinung nicht teilt, erkannte Kerr amüsiert. Das Misstrauen des Stammesanführers gegenüber allen anderen Wesen saß tief, aber für einen Troll war das nicht ungewöhnlich. Vor seinen eigenen Erlebnissen hätte Kerr nicht anders gedacht und gehandelt. Auch die kurzen
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