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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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Ihr Euch eingemischt habt!«
    Erstaunt öffnete die Frau den Mund, doch anstatt etwas zu sagen, brach sie in schallendes Gelächter aus, das Jaquento härter traf, als es eine Kugel aus ihren Pistolen hätte tun können. Der Dunkelhäutige trat unvermittelt vor, das Messer wieder in der Hand: »Suchst du ebenfalls Ärger, Freund?«
    Wieder war seine Stimme täuschend sanft. Doch die Frau legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Lass ihn, Quibon«, befahl sie ruhig, bevor sie sich wieder an Jaquento wandte: »Es gibt hier keine Ehrenhändel. Und
wenn, dann war unser Recht ein älteres, denn Beil hat unsere Leute verraten, lange bevor du deinen Fuß auf die Insel gesetzt hast.«
    Zustimmend neigte Jaquento das Haupt und gestand: »Das ist gut möglich. Dennoch …«
    »Wenn du wirklich Ärger suchst, wird Quibon dir gerne zu Diensten sein«, unterbrach ihn die Frau mit einem Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte. Dann wandte sie sich an einen ihrer Begleiter: »Stell sicher, dass er tot bleibt, Bihrâd.«
    »Nein. Der Tod ist Eure Aufgabe. Die meine ist es, den Tod zu verhindern.«
    Der Sprecher war eine Handspanne kleiner als Jaquento. Sein Gesicht lag im Schatten einer Kapuze verborgen, und seine langen, fließenden Gewänder wirkten selbst an diesem Ort exotisch auf Jaquento. Die Züge der Frau verfinsterten sich, doch bevor sie antworten konnte, zog Quibon seufzend eine Machete.
    »He! Mach das gefälligst draußen!«, rief der Wirt. »Ihr habt hier genug Blut vergossen!«
    Mit zwei seiner Gefährten schleppte der Dunkelhäutige den Toten durch eine Hintertür in die schwüle Nacht.
    »Was …«, begann Jaquento, aber die Frau fuhr sich einfach nur mit der Handkante über die Kehle, was den jungen Mann verstummen ließ. Sie trennen den Kopf ab !, dachte er.
    »Schau nicht so«, sagte die Frau mit einem Lachen. »In der Sturmwelt zählt ein Menschenleben wenig. Und Beil war ganz besonders wertlos.«
    »Das bezweifle ich nicht, Meséra. Ich hätte ihn selbst getö tet, wenn ich die Gelegenheit dazu erhalten hätte.«
    »Du gefällst mir«, erklärte die Schwarzhaarige trocken. »Wie heißt du?«
    »Man nennt mich Jaquento.«
    »Ah. Keine Lüge, aber auch nicht die Wahrheit.« Überrascht
blickte Jaquento sie an, aber sie winkte nur ab: »Keine Sorge, hier fragt niemand danach, welchen Dreck du am Stecken hast. Es ist egal, wo du herkommst, was du getan hast und wo du hinwillst. Nebenbei: Wo willst du hin?«
    Verblüfft schwieg Jaquento. Jetzt, da er an seinem Ziel angekommen war, wusste er darauf keine Antwort. Sein einziger Wunsch war es gewesen, fliehend die Sturmwelt zu erreichen; über die weitere Zukunft hatte er kaum nachgedacht. Auf dem Schiff hatte er sich die Überfahrt verdienen müssen. Die harte Arbeit hatte ihm wenig Zeit gelassen, Pläne zu schmieden.
    »Du bist ein Gestrandeter. Deinem Akzent nach aus Hiscadi«, stellte sein Gegenüber nicht unfreundlich fest. »Kannst du mit dem Stück Metall an deiner Seite da umgehen?«
    Bestätigend nickte Jaquento.
    »Dann findest du auch Arbeit. Mit einigen Spannen Stahl lässt sich hier immer Geld verdienen.«
    »Ich bin kein Söldner. Meine Klinge kann man nicht mieten.«
    »Natürlich nicht«, antwortete die Frau mit einem Lachen, das sich so rau wie Segeltuch auf bloßer Haut anfühlte.
    »Ihr verspottet mich. Dabei weiß ich nicht einmal Euren Namen!«
    »Man nennt mich Rahel.«
    Höflich verneigte sich Jaquento. »Es ist mir eine Ehre, Meséra.«
    »Trinkst du einen Wein mit uns, Jaquento?«
    Also gesellte er sich zu der kleinen Gruppe um Rahel, während der Rest der Gäste immer noch Abstand hielt, was Jaquento nach der blutigen Auseinandersetzung nicht weiter verwunderte.
    Während Jaquento und Rahel am Kopfende eines Tisches Platz nahmen, setzten sich Rahels Begleiter an das andere Ende und begannen laut mit einem Würfelspiel, das schon
bald ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Lediglich der Mann, den sie Bihrâd genannt hatten, spielte nicht mit, sondern ließ seinen Blick wachsam durch die Taverne wandern. Inzwischen hatte er die Kapuze zurückgeschlagen, und Jaquento konnte erkennen, dass er aus dem tiefen Süden stammen musste, vielleicht aus den Mauresken Städten. Seine Haut war dunkel und sein Haar schwarz wie Pech. Hohe Wangenknochen und eine kräftige Nase verstärkten den fremdländischen Eindruck. Besonders eindrucksvoll waren jedoch die Tätowierungen in seinem Gesicht, kleine Reihen von Punkten und Linien auf den Wangen, die in seinem
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