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Der Zombie-Pharao

Der Zombie-Pharao

Titel: Der Zombie-Pharao
Autoren: Jason Dark
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das Bellen vernommen, Sir.«
    »Das war ich.«
    Er schaute auf mich herab, bekam Zuckungen auf Hals und Wangen, räusperte sich und fragte: »Mit Verlaub, Sir, was darf ich Ihnen zu trinken bringen?«
    »Den ersten Tee.«
    »Sie meinen also den brisk, with a full-bodied astringent flavour Special Blend tea.«
    »Genau den.«
    »Danke, Sir.«
    Er zog von dannen. Ich atmete auf, streckte die Beine aus und verdrehte die Augen. Ich hatte schon an zahlreichen Plätzen in London gehockt, war auch in manchen Clubs gewesen, das hier aber war das Schärfste. So etwas mußte man fotografieren, das glaubte sonst keiner. Es war wirklich sagenhaft.
    Noch war die Person nicht erschienen, die mich herbestellt hatte. Zudem kannte ich sie nicht. Ich wußte nur ihren Namen. Sie hieß Nicole Asira, das war alles, was ich aus dem Gespräch erfahren hatte. Allerdings hatte sie mich sehr dringend darum gebeten, sie nicht draufzusetzen, ich hatte mich daran gehalten, sie noch nicht.
    Es war eine wahnsinnige Kulisse. Eigentlich hatte ich mich ja nicht gesetzt, sondern war hineingetaucht in den Sessel aus grünem Samt. Vor mir auf dem Tisch mit der leicht geröteten Decke lag ein Silberbesteck. Es stand ein kleiner Teller bereit, und schon jetzt servierten die Ober die Sweets, die man zum Tee trank. Nicht weit entfernt saßen zwei junge Leute, die das nicht aßen, dafür stopften sie Hamburger in sich hinein.
    Echt stark…
    Auf manchen Tischen lagen weiße Nelken. Sie paßten auch zu diesem Ambiente aus Säulen, vergoldeten Leuchtern und Palmen. Dies alles erinnerte mich an die Visconti-Filme mit ihren üppigen Dekorationen, wie man sie auch in seinem Streifen ›Töd in Venedig‹ sehen konnte. Es war kaum zu glauben, daß diese Oase mitten in London lag. Hollywood-Produzenten hatten sie schon längst entdeckt, denn hier war, wie ich aus Gesprächen erfahren hatte, die Filmbühne für den Streifen ›Untergang der Titanic‹ gewesen.
    Ich versuchte, die Gäste zu zählen. Auf über hundert kam ich schon, die meisten waren Paare, die sich an fast jedem Wochenende hier trafen, um zu tanzen. Nicht weit von mir entfernt hockte ebenfalls ein starkes Pärchen zusammen. Beide weit über die Sechzig, er fast schon ein Greis mit zerknittertem Faltengesicht, sie auch nicht viel jünger, dafür aber mit feuerroten Haaren, die bis auf ihre Rücken wuchsen. Dazu trug sie ein Kleid aus glänzendem Stoff. Er war mit blauen und violetten Blumenmustern bedruckt.
    Ihr Partner gegenüber aß seine kleinen Törtchen, auf die er Konfitüre geschaufelt hatte. Dazu schlürfte er lautstark den Tee. Dann spielte die Kapelle. Es waren weiche Hollywood-Melodien dabei, auch forsche im Quickstep-Tempo.
    Die Paare stürzten nicht zur Tanzfläche. Sie gingen sehr gemächlich, da gab es auch keinen Unterschied zwischen Jung und Alt. Man wußte eben, wie man sich hier zu bewegen hatte.
    Auf der Fläche aber waren sie wie verwandelt. Ich traute meinen Augen nicht, als die alten Herzen wieder jung wurden und ein Tänzchen auf den Marmorboden legten. Das war schon toll, und an den Gesichtern erkannte ich, daß es ihnen allen eine sehr große Freude bereitete. Das junge Paar mampfte weiter.
    Dann hörte ich es klingeln hinter mir. Bevor ich mich umdrehen konnte, sprach mich eine weich klingende Frauenstimme an.
    »Mr. Sinclair?«
    Ich stand auf. Die Stimme hatte ich erkannt. Dann drehte ich mich um und sah mich einem rötlichblond gelockten Wesen mit langen Haaren gegenüber, das einen schwarzen Rock trug, dazu einen gestreiften Pullover und einen hellen Blazer darüber. Grüngraue Augen schauten mich an, das Lächeln wirkte herzlich und erfrischend, nur die Lippen zuckten an den Rändern ein wenig nervös.
    »Der bin ich.«
    »Und ich bin Nicole Asira.«
    »Das hatte ich mirgedacht«, sagte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. »Herzlich willkommen.«
    Inzwischen brachte der Ober den Tee und fragte gleichzeitig Miß Asira nach ihren Wünschen. Sie strich das Haar an der linken Seite zurück. Endlich konnte ich erkennen, was so geklimpert oder geläutet hatte. Es war ihr Schmuck gewesen, der wie ein langes Geschmeide von ihrem Ohrläppchen herabging und in einem dunklen Gold schimmerte, wobei das Schmuckstück aussah wie eine Leiter, an deren Rändern noch kleine Glockenklöppel hingen.
    »Ich bekomme das gleiche wie der Herr.«
    »Sehr wohl, Miß«. Der Ober glitt auf seinen spiegelblanken Schuhen davon.
    »Dann wollen wir uns mal setzen«, sagte ich.
    »Danke, Mr.
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