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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter
Autoren: James A. Owen
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gezeigt haben«, sagte Fischmehl dankbar. »Haben Sie jemals etwas Ähnliches gesehen? Sicherlich haben noch weitere Kopien und Ausgaben überlebt.«
    Tetsuo schüttelte den Kopf. »Sehr, sehr wenige, und so gut wie keine, die diesen hier gleichkommen. Ich habe einmal ein Buch mit dem Titel Imaginarium Geografika gesehen«, fuhr er mit einem versonnenen Blick fort. »Angeblich sollte es vor mehr als einem Jahrhundert von keinem geringeren als H. G. Wells verfasst worden sein. Es heißt, das Buch würde auf mehreren echten Landkarten des Eratosthenes beruhen, die Wells entdeckt hatte. Bis diese Bücher gefunden wurden, gab es jedoch keinen Beweis, dass solche Schriftstücke jemals existiert hatten. Dennoch soll das Buch selbst eine recht faszinierende Chronik mehrerer fiktiver Reisen gewesen sein, und es enthielt Reproduktionen von Landkarten aller sagenumwobenen Länder: Oz und Ouroboros, das Schlaraffenland und Poictesme, Lilliput und Narnia und Mittelerde, Mongo und Islandia und Thule, Pellucidar und Prydain – alle waren darin enthalten. Wie faszinierend Wells’ Buch auch gewesen sein mag, es war dennoch nicht authentisch – und diese hier sind es ebenso wenig. Sie kommen dem Original jedoch so nahe wie nur irgend möglich, und wenn Sie sie haben möchten, gehören sie Ihnen.«
    Überrascht klappte Fisch erst ein Buch zu, dann das andere und starrte Tetsuo an. Er hatte keine Ahnung, was die Bücher wert waren, doch er war sich ziemlich sicher, dass sie seine Mittel bei weitem überstiegen, und das sagte er dem sanften Japaner.
    »Oh, warum sollten Sie sie sich nicht leisten können?«, fragte Tetsuo. »Schließlich sind es keine Erstausgaben.«
    Darauf machte der steife Mann, der in der Ecke vor sich hin geschmollt hatte, einen Satz nach vorn und verlieh kreischend seiner Bestürzung Ausdruck. »Das kann nicht Ihr Ernst sein! Das ist die dritte Auflage einer britischen Folio-Ausgabe! Nicht einmal Huntington besitzt einen zusammen gehörenden Satz! Sie können unmöglich – «
    Tetsuo schnitt ihm mit einem Blick das Wort ab, der absolut deutlich machte, was im Soame’s möglich war. Der Mann stand noch einen Augenblick mit finsterem Gesicht da, dann schlich er vor sich hin murmelnd davon.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Tetsuo. »Mr. Bristol ist ein guter Bibliothekar, aber seine Umgangsformen lassen etwas zu wünschen übrig.«
    »Mmhmm«, brummte Harold zustimmend und zwinkerte Glen zu.
    »Trotzdem«, sagte Fischmehl, »ich kann mir all diese schönen Bücher nicht leisten. Wenn ich vielleicht nur den Herman Melville kaufen dürfte?«
    »Wie Sie möchten«, sagte Tetsuo. »Das macht sechs Dollar.«
    Fisch wusste sehr gut, dass das Buch weit mehr wert war als sechs Dollar – auch ohne den empörten Aufschrei von Bristol irgendwo im Hintergrund. Aber er wollte eine so offensichtlich nett gemeinte Geste ungern ausschlagen.
    Während er in seiner Brieftasche nach dem Geld angelte, ging Tetsuo zur Theke hinüber, um einige Worte mit Delna zu wechseln, und Harold blätterte in Moby Dick.
    »Hey«, sagte Harold und sein Gesicht hellte sich auf, »wussten Sie, dass Ihr Name fast wie der hier im Buch klingt?«
    »Natürlich«, erwiderte Fischmehl lässig.
    »Deshalb hatte ich wahrscheinlich das Gefühl, ich würde Sie kennen«, sagte Harold. »Denke ich.«
    »Bitte schön, Fischmehl«, sagte Tetsuo und reichte ihm einen Korb. »Ich weiß, dass Sie wahrscheinlich eine lange Reise vor sich haben, also habe ich Delna gebeten, Ihnen ein paar belegte Brote und ein wenig von ihrer heißen Limonade einzupacken.«
    »Ich habe auch vor, auf eine lange Reise zu gehen«, sagte Harold, und warf einen hungrigen Blick auf den Korb.
    »Du, mein wirrer Freund, kannst gerne zum Abendessen bleiben«, sagte Tetsuo.
    »Danke«, sagte Harold.
    Fisch bot an, für das Essen zu bezahlen, doch Tetsuo winkte nur ab. »Versprechen Sie mir nur, dass Sie, wenn Sie einmal etwas Interessantes erlebt haben, zurückkommen und uns Ihre Geschichte erzählen werden«, sagte er freundlich. »Wer im Soame’s einmal willkommen war, ist es immer.«
    Fischmehl verbeugte sich zum Dank, nahm den Korb und das Buch an sich und ging. Als er draußen um die Ecke bog, um zum Hafen zurückzukehren, sah er eine kleine asiatische Frau die Straße entlangeilen und dabei ihre Haare ordnen. Ihr Atem ging schnell und ihr Gesicht war gerötet, doch sie blickte auf und schenkte ihm im Vorbeigehen ein kurzes Lächeln. Tetsuos Frau, dachte er. Angesichts der
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