Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter
Autoren: James A. Owen
Vom Netzwerk:
nicht gern als freischaffender Kurierdienst benutzt. Wenn wir also in Spanien ankommen, brauche ich jemand Entbehrlichen, der das hier an Land bringt.«
    Das bin ich, dachte Fischmehl.
    »Das bist du, Fischmehl«, sagte Pickering. »Hast du noch etwas dazu zu sagen?«
    »Warum nehmen Sie sie überhaupt mit, wenn es Ihnen nicht passt?«
    »Weil Wattreau den Auftrag angenommen hat, und das bedeutet, dass ich den Auftrag angenommen habe – und ich will verdammt sein, wenn wir einen Auftrag vermasseln.« Pickering mochte ein Schmuggler sein, aber er war ein ehrlicher Schmuggler. »Sonst noch was?«
    Fischmehl drehte das schlichte Paket in den Händen hin und her. »Tausend Dollar? Für ein einfaches Paket?«
    Pickering nickte wissend. »Das ist eine Menge Schotter - aber nicht wenn es Drogen sind. Oder die Kronjuwelen, was weiß ich.«
    »Und wenn es so ist? Werden Sie es öffnen?«
    »Nein. Wir sind schon unterwegs. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir es dagelassen – ich ziehe es vor, mir mein eigenes Urteil über die Fracht zu bilden, die ich transportiere und über die Leute, für die ich sie befördere. Außerdem«, fügte Pickering mit einem tödlichen Funkeln in den Augen hinzu, »wenn Wattreau mir erzählt hat, dass ihm ein Tausender angeboten wurde, dann waren es wahrscheinlich zwei, und er hat den Rest in die eigene Tasche gesteckt. Was meinst du?«
    »Ich glaube, dass Sie mit Ihrer Einschätzung richtig liegen«, sagte Fisch vorsichtig, »aber das haben Sie nicht von mir gehört.«
    »Hat er das wirklich?«, brüllte Pickering und beantwortete sich seine Frage selbst. »Nun, wir werden uns darum kümmern – vielleicht sollte er derjenige sein, der das Paket an Land bringt, wenn wir Spanien erreichen, was, Fischmehl?«
    Fisch lachte nervös. Der Kapitän kannte seine Männer und wusste, wem er vertrauen konnte. Seit er vor einem Jahr einen seiner Arbeiter dabei erwischt hatte, wie er eine Ladung Computer-Chips mitgehen ließ, brauchte er sich keine Sorgen mehr darüber zu machen, dass die Männer seiner Mannschaft ihn hintergingen. Er hatte dem Mann verziehen, ihn dann an eine Leine gebunden und vom Heck des Schiffes ins Wasser geworfen. Das war in Brasilien gewesen. Sie hatten ihn erst wieder herausgezogen, als sie in einem Hafen in Norwegen anlegten, und zu diesem Zeitpunkt war der Dieb kaum mehr als ein Beckenknochen in einem Hawaii-Hemd. Danach stahl niemand mehr etwas von Kapitän Pickering.
    »Danke«, sagte Fischmehl. »Ich werde darauf aufpassen.«
    Pickering nickte. »Gute Nacht, Fisch.« Er schlug die Tür hinter sich zu.
    Fischmehl holte eines der Butterbrote unter dem Bett hervor und biss hinein. Kauend betrachtete er das merkwürdige Paket. Es wies keinerlei Beschriftung oder Adresse auf und war so neutral wie ein Paket nur sein konnte. Gedankenverloren riss er das Klebeband auf- bis sie in Spanien angekommen waren, würde sich Pickering nicht einmal mehr an das Paket erinnern – und öffnete die Klappe. Innen befand sich ein klobiger, mit Sackleinen umhüllter Gegenstand, auf dem eine Seite lag, die aus einem handgeschriebenen Rezeptbuch herausgerissen war. Darauf stand ein Rezept mit der Überschrift Geschmorter Wühlmauseintopf. Fischmehl wusste nicht genau, was eine Wühlmaus war, doch das Rezept konnte nicht besonders beliebt sein, wenn die Hauptzutat dafür mehrere Wochen lang in ein Paket eingeschlossen werden musste, bis sie durch und durch verdorben war. Mit neu erwachtem Misstrauen warf er noch einmal einen Blick auf das Sackleinen und legte den Zettel beiseite.
    Er wappnete sich (und rümpfte im Voraus die Nase) angesichts des verwesendes Tiers, das er mit Sicherheit finden würde, hob das Sackleinen an und stellte fest, dass sich in dem Paket kein Nagetier befand, sondern ein menschlicher Kopf.
    Der Anblick erschütterte Fischmehl nicht sonderlich – er hatte in seiner Kindheit in Afghanistan weit Schlimmeres gesehen. Erschüttert war er jedoch, als er sich weiter vorbeugte, um das breite, bärtige Gesicht genauer zu betrachten: Plötzlich gingen die Augen auf und starrten ihn an.
    Fischmehls Mund öffnete und schloss sich sprachlos vor Schreck, und sein Geist flitzte zwischen zwei äußerst widersprüchlichen Gedanken hin und her: Sollte er sich vorstellen oder das Paket wieder zukleben und den Kühen vorwerfen? Als die Stille von einem Schrei und einem lauten Platschen durchbrochen wurde, erlebte er eine noch größere Überraschung.
    »Nun«, sagte der Kopf mit einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher