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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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die dunkelnden Zweige schwammen, schienen sie größer zu werden und vielleicht ein wenig heller, bevor sie im Schatten verschwanden.
    Die Elfen fingen wieder an zu singen, eine getragene und traurige Melodie. Aber diesmal waren ihre Stimmen so leise, dass Tamwyn nur wenige Worte auffing:
     
    Ein Licht entflammt, ein Licht gelöscht,
    ein Abendrot am Morgen:
    Wie kurz sind Leben, Liebe hier,
    wenn stirbt, was kaum geborgen
.
     
    Er dachte plötzlich an den bärtigen Barden auf dem Hügel, dessen Lied sie zu Brionna geführt hatte – und schließlich zum Stab. Könnte das Absicht gewesen sein? Oder nur wieder ein seltsamer Zufall?
    Während die Elfen weitersangen, hörte Tamwyn in seiner Vorstellung nicht ihre Stimmen – sondern die des Barden. Er hörte wieder das Lied von damals mit dieser geheimnisvollen Zeile von den
tausend Hainen.
Und er hörte zugleich von ihrem ersten Treffen beim Misthaufen die unvergessliche Beschreibung Avalons durch den Barden:
     
    Und seine Wurzeln sind
    Teils himmlisch und teils irdisch, teils
    Gehören sie zum Wind.
     
    Tamwyn drehte sich nach Scree um, der nicht die Kerzen beobachtete, sondern die Elfen. Vor allem eine Elfe. Brionna hatte aufgehört zu singen, abseits und schweigend stand sie da, den Kopf gesenkt. Als sie sich gebückt hatte, um ihre Kerze auf den Bach zu setzen, war die Peitschenwunde wieder aufgebrochen. Obwohl ihre langen Locken noch schimmerten, konnten sie den groben roten Schnitt auf ihrem Rücken nicht verbergen.
    Scree spürte den Blick seines Bruders, aber er ließ Brionna nicht aus den Augen. Er räusperte sich. »Weißt du . . . vielleicht ist es möglich . . . dass sie nicht ganz so schlimm ist, wie ich dachte.«
    Tamwyn versuchte sein Grinsen zu unterdrücken und gab keine Antwort.
    »Sie ist auch eine verdammt gute Schützin.«
    Tamwyn nickte. »Und sehr schön.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Scree leichthin. »Auf elfische Art.« Plötzlich schlug er sich an die Stirn. »Was, bei Avalon, geht bloß in mir vor? Seit dem Kampf auf dem Damm muss ich einen Riss in der Hirnschale haben! Sie
hasst
mich! Und wenn ich nur ein bisschen Verstand hätte, würde ich sie auch noch hassen.«
    Er kaute nachdenklich auf seiner Zunge. »Es ist nur so, dass im Moment ein Teil von mir sie eigentlich gar nicht hassen will. Dieser Teil will . . . nun, ihr helfen.«
    »Du könntest es ja probieren.«
    Scree sah aus, als wäre er stark versucht, aber plötzlich wurde sein Gesichtsausdruck härter. »Sei nicht verrückt! Das längste Gespräch hat sie mit mir geführt, nachdem sie mich aus der Luft heruntergeschossen hatte.«
    Tamwyn legte dem Bruder die Hand auf die muskulöse Schulter. »Was sie dir auch angetan hat, es geschah, um ihren Großvater zu retten.«
    Screes verkrampftes Kinn entspannte sich ein wenig. »Da hast du wahrscheinlich Recht. Die Leute machen ziemlich verrückte Sachen, um ihren einzigen Angehörigen zu retten.«
    »Stimmt. Sie stoßen ihn zum Beispiel kopfüber in Pforten.«
    Scree lächelte beinah.
    »Warum gehst du dann nicht einfach zu ihr hinüber und sagst etwas?«
    »Ich bin nicht so gut mit Worten, Tam.«
    »Dann sag nichts. Vielleicht hilft es schon, in der Nähe zu sein.«
    Der Adlermann runzelte die Stirn und schaute ihn an. »Warum gehst du denn nicht hinüber, wenn du über diese Dinge so klug und weise Bescheid weißt?«
    »Weil, Bruder«, sagte Tamwyn mit einem Augenzwinkern, »es deine Magie ist, die sie braucht, nicht meine.«
    Er betrachtete Scree einen Moment lang, dann wies er mit einer Kopfbewegung auf den Grabhügel in den Baumwurzeln. Elli stand dort, ihr Gesicht war ernst. »Und außerdem habe ich etwas anderes zu tun.«
    Scree grinste und schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich sind wir beide hoffnungslos.«
    Tamwyn, der sich schon in Bewegung gesetzt hatte, schaute zu ihm zurück. »Wir müssen irgendwie verwandt sein.«
    Während er über die gewundenen Wurzeln trat und sich auf den Stab stützte, dachte er über Elli nach. In vielem – angefangen bei den wilden Locken – erinnerte sie ihn an Rhia, die Herrin vom See. Sie glichen sich sehr, diese beiden, nicht nur im Aussehen.
    Nuic auf Ellis Schulter schaute zuerst auf. Seine Farben wurden ein bisschen wärmer, sie zeigten ein paar rosa Wirbelim Grau. »Nun, Elliryanna«, sagte er rau, »wir haben Besuch.« Dann fügte er mit einer spöttischen Verbeugung hinzu: »Wenn das nicht Tamwyn Eopia ist, der große Illusionist.«
    »Der Schwindler«, verbesserte Tamwyn grinsend.
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