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Der Zauber ferner Tage

Der Zauber ferner Tage

Titel: Der Zauber ferner Tage
Autoren: Kate Lord Brown
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Frauen. »Es ist ein Rezept meiner Urgroßmutter. Wir machen es immer an San Juan.« Sie schraubte einen Deckel auf und tropfte ein wenig der Flüssigkeit auf einen Wattebausch.
    »Das duftet köstlich«, schwärmte Liberty. »Was ist darin alles enthalten? Ich rieche Rosmarin, Lorbeer, Rose …«
    »Hörst du jemals auf zu arbeiten?«, fragte John.
    »Das musst gerade du sagen.« Liberty schloss die Augen, als die junge Frau ihr das parfümierte Wasser auf die Wangen tupfte.
    »Sie haben schöne Haut«, bemerkte sie.
    »Danke. Das fühlt sich großartig an. Könnte ich die Rezeptur haben?«
    Die alte Frau an dem Stand schüttelte den Kopf. »Nein. Unmöglich. Das ist ein Familiengeheimnis.«
    »Die haben wir alle«, murmelte Liberty leise und wühlte in ihrer Tasche. Sie bot dem Mädchen eine unangebrochene Flasche › Cherie Farouche ‹ an, das Parfüm, das sie für Emma kreiert hatte. »Wie viele Flaschen würden Sie mir dafür eintauschen?«
    »Herrgott, du wirst doch wohl nicht tauschen?«, kommentierte John das Geschehen und griff nach seiner Brieftasche.
    »Wenn jeder Tauschhandel betreiben würde, wäre die Welt ein bisschen besser«, behauptete Liberty.
    »Eine.« Die alte Frau hob einen Finger, der braungebrannt und so krumm wie ein Olivenzweig war.
    »Drei«, feilschte Liberty.
    »Zwei«, entgegnete die junge Frau. »Ich liebe dieses Parfüm.« Mit einem Handschlag tauschten sie die Fläschchen, und Liberty ging an Johns Seite weiter.
    »Du brauchst etwas, um sie aufzubewahren«, meinte er und blieb vor einem Tisch mit allem möglichen Nippes stehen. »Wie findest du das hier?« Er wischte den Staub von einem schwarzen Lackkästchen, das halb unter vergilbten Klaviernoten verborgen war. Dann nahm er es in die Hand, drehte und wendete es und überprüfte die Scharniere. »Das scheint mir doch ein altes Schmuck- oder Parfümkästchen zu sein«, sagte er. »Ich schenk es dir.«
    »Nein, du warst schon so großzügig.«
    »Ich habe schließlich etwas gutzumachen.«
    Sie drehte sich zu ihm um und rückte ihm die Krawatte zurecht.
    »Nein, das musst du nicht«, beharrte sie leise. »Es ist alles, wie es sein sollte.« Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn. »So ist es besser. Du siehst gut aus, wenn du etwas gelöster bist.«
    »Wer hätte gedacht, dass ich irgendwann auch so ein spießiger Anzug- und Krawattenträger werde?«
    »Der Wolf im Schafspelz.« Sie lächelte ihn an. »Ich bin sehr stolz auf alles, was du erreicht hast. Habe ich dir das jemals gesagt? Em hat ein Sammelalbum, weißt du das? Immer wenn über einen Bau von dir berichtet wird, schneidet sie sich den Artikel aus und klebt ihn ein.«
    «Wirklich?« Liberty sah, wie seine Augen feucht wurden. »Ich …« John blickte auf seine Füße hinunter und räusperte sich. »Verdammt, ich hätte ihr ein besserer Vater sein müssen.«
    »Unsinn. Em hat sich bestens entwickelt. Sie ist eine schöne, kluge und erfolgreiche Frau …«
    »Wie ihre Mutter.«
    Liberty konnte ihn nicht ansehen. Es gab so vieles, was unausgesprochen war, und die Zeit wurde knapp. »Es ist nie zu spät für einen Neuanfang zwischen dir und Emma«, merkte sie an. Dann nahm sie das alte Parfümkästchen und hob den Deckel.
    Auf der Fahrt zum Maklerbüro in Valencia kritzelte Liberty rasch etwas auf einen Umschlag und steckte einen Scheck hinein. John warf einen kurzen Blick darauf. »Du willst das alte Haus also wirklich kaufen?«
    »Natürlich, jetzt habe ich ja deine Expertenmeinung eingeholt.« Sie unterschrieb auf dem Umschlag und reichte ihn dem Fahrer. »Könnten Sie das bitte bei Fidel durch die Tür schieben? Wahrscheinlich sind jetzt alle unterwegs beim Feiern.« Der Fahrer sprang rasch aus dem Auto und klingelte an der Tür des Büros, aber wie Liberty angenommen hatte, war niemand da, deshalb schob er den Umschlag in den Briefkastenschlitz.
    »Du kommst im Februar wieder hierher?«, fragte John, während sie im Auto warteten. »Warum nicht früher?«
    »Ich muss …« Liberty hielt inne und dachte an die Monate, die vor ihr lagen. »Ich habe einiges zu regeln.«
    In den Straßen drängten sich die Menschenmassen, in der Stadt herrschte Volksfestatmosphäre. Die Balkons waren mit Blumen und Girlanden geschmückt, Laternen leuchteten in dem schwindenden Licht.
    »Schau mal«, rief sie und beugte sich in ihrem Sitz vor, als ein Mann auf dem Gehsteig zu singen begann und zu den offenen Flügelfenstern über ihm hinaufblickte. Eine junge Frau mit langem,
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