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Der Zauber ferner Tage

Der Zauber ferner Tage

Titel: Der Zauber ferner Tage
Autoren: Kate Lord Brown
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blieb einen Schritt vor ihr stehen und schüttelte den Kopf. »Wie lang ist es her?«
    »Acht Jahre oder so? Emmas 21ster?.«
    Seine blauen Augen strahlten klar wie Gletscherwasser. Mittlerweile waren sie von Fältchen umrahmt, die tiefer wurden, als er sie lachend umarmte.
    »Hmmm«, sie spürte seinen Atem am Hals. »Du riechst immer noch nach Rosen.«
    Liberty schloss langsam die Augen, ihr Körper entspannte sich in seiner Umarmung. Sie spürte seine schlanke, kräftige Statur, nach all der Zeit war sie ihr immer noch vertraut. »Du hast dich kein bisschen verändert.«
    »Du dich auch nicht.« Er hielt sie eine Armeslänge von sich weg.
    »Die Frisur?«
    »Steht dir gut.« John berührte ihren Nacken. »Du siehst jünger aus.«
    »Ich fühle mich jünger«, erwiderte sie mit glänzenden Augen.
    »Na, dann schieß los. Ich bin so gespannt. Warum bin ich hier?«
    »Ich brauche deine professionelle Meinung.« Sie blickte zu ihm auf, ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Aber dazu später. Jetzt lass uns erst dieses wunderschöne Ambiente genießen.«
    Sie lehnten sich aneinander und gingen fröhlich in die alte Seidenbörse hinein.
    »Dieses Gebäude ist sensationell«, bemerkte John und blickte auf das hohe Gewölbe. Mit ausgestrecktem Arm berührte er eine der geriffelten, gedrehten Säulen.
    »Es gehört zum Weltkulturerbe, soviel ich weiß. Ich dachte mir schon, dass es dir gefällt.« Ihre Schritte hallten durch das Gebäude.
    »Das fehlt mir.« Er zog einen Reiseführer aus der Tasche seines Sakkos und blätterte darin, bis er La Lonja entdeckte. »Ich fand es immer toll, wie du mich immer mit irgendetwas überrascht hast, all die Entdeckungsreisen, auf die du mich mitgenommen hast.« Mit dem Finger tippte er auf die entsprechende Seite in dem Führer. »Da ist es, La Lonja  …« John las weiter, während sie langsam durch das Gebäude schlenderten. Liberty spürte einen tiefen Frieden in sich, jetzt, wo er da war. Es wird gut , dachte sie. Sie fand, er sah mehr denn je aus wie ein Lieblingslehrer oder Lieblingsprofessor. Oder wie der Vater, den ich nie hatte? , schoss es ihr durch den Kopf. Es war, als hätte John nun das Alter erreicht, für das er schon immer wie geschaffen gewesen war. Sogar als wir in Haight Ashbury waren, hatte er etwas beruhigend Spießiges an sich. Er … er war immer so praktisch. Er war derjenige, der Holz für das Lagerfeuer fand, oder der die Polizisten überzeugen konnte, uns in Ruhe zu lassen.
    »Wie geht es Diana und den Kindern?«, fragte sie leichthin, als sie hinaus in den Lärm und das Treiben auf der Straße traten. Sie bemerkte, wie er für einen kurzen Moment die Stirn runzelte.
    »Sehr gut. Habe ich dir erzählt, dass wir Großeltern werden?«
    »Nein, gratuliere!« Liberty verschränkte die Arme, sodass sich der weiche Jerseystoff ihres Donna-Karan-Kostüms wellte. »Hör zu, John, ich habe gerade mit Di gesprochen. Was ist los?«
    »Verdammt. Wieso kannst du nicht sein wie alle anderen Frauen auch? Du solltest dich nicht so gut mit meiner Frau verstehen …«
    »Ich bin mit allen meinen Verflossenen befreundet geblieben«, entgegnete sie, »und nachdem du der Vater meines einzigen Kindes bist, habe ich mich besonders angestrengt, mit deiner Frau klarzukommen.« Sie stand auf der Treppe und wartete. »John?«
    »Wenn wir über meine Ehe sprechen wollen, brauche ich etwas zu trinken.« Er zeigte auf eine Tapasbar in der Nähe der Markthalle. Liberty nickte. Dann blieb sie kurz bei einem Bettler stehen, der auf der Treppe kauerte, und steckte ihm zusammengerollte Pesetas in seinen ramponierten Coca-Cola-Becher.
    »Du hattest schon immer ein weiches Herz«, bemerkte John, während sie weitergingen.
    Liberty zeigte auf das mittägliche Getümmel, die eleganten Einheimischen, die durch die Straßen spazierten. »Viele von uns sind nur drei oder vier Gehaltszahlungen von der Straße entfernt. Als mein erstes Unternehmen baden ging, wäre ich selbst beinahe dort gelandet, das habe ich nie vergessen.« Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. »Wir können uns glücklich schätzen.«
    In der Sonne nahm Liberty eine Schildpattsonnenbrille aus ihrer Tasche und machte es sich auf einem der metallenen Caféstühle auf dem Gehsteig bequem. Sie atmete die Aromen des Marktes ein – Obst, Safran, Meeresfrüchte, den intensiven Geruch des Kaffees, den die Frau am Nebentisch trank. Das Mädchen, das bei ihr saß, drückte sich gerade eine Zitrone ins Eiswasser. Liberty atmete den
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