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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens
Autoren: Lesley Pearse
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Wundbrand bekommen habe«, meinte er. »Nach Knieverletzungen bleibt fast immer ein starkes Hinken zurück.«
    »Hat es sehr wehgetan?«
    »Nicht in dem Moment, als es passiert ist. Ich habe mein Gewehr wie einen Stock benutzt und bin ein Stück zur Linie zurückgetaumelt. Doch durch den Blutverlust muss ich das Bewusstsein verloren haben. Ich kann mich nur noch daran erinnern, wie mich die Sanitäter hochgehoben haben. Erst als sie mir in der Verbandstation die Uniform vom Leib schnitten, setzte der Schmerz ein, und dann war es die Hölle.«
    »Wusstest du, dass du die Grippe hattest?«
    »Nicht wirklich. Nur, dass es mir unheimlich mies ging. Mir war glühend heiß und eiskalt zugleich. Ich kann mich kaum noch an etwas erinnern, bloß daran, dass ich gedacht habe, du wärst bei mir.«
    »Ich?« Belle kicherte.
    »Ja, aber so, wie du damals warst, als ich auf der Überfahrt nach Amerika seekrank wurde. Als es mir langsam wieder besser ging, fragte mich eine der Schwerstern, wer Belle sei. Anscheinend habe ich nach dir gerufen.«
    »Ich bin sehr froh, dass du an mich gedacht hast«, murmelte sie und küsste seine Narben.
    »Sie haben mir erzählt, alle anderen Männer auf meiner Station seien an der Grippe gestorben. Ich weiß nicht, warum ich überlebt habe; es schien keinen Grund dafür zu geben.«
    »Weil du zu mir kommen musstest«, erwiderte sie ernst.
    Später regnete es, aber das Prasseln der Regentropfen auf demDach und der Wind in den Bäumen machten es drinnen noch gemütlicher. Der Ofen strahlte eine wohlige Wärme aus. Belle zündete eine Öllampe an, und zusammen bereiteten sie ein improvisiertes Mahl aus Brot, Käse und Dosensuppe zu.
    Etienne trug nur seine Hose, Belle ihr Hemd, und als er die Flasche Wein öffnete, die er gekauft hatte, sprach er einen Toast aus.
    »Auf eine lange und glückliche gemeinsame Zukunft«, sagte er mit feierlichem Ernst und stieß mit ihr an. Dann nahm er einen Schluck Wein und schnitt eine Grimasse. »Ich muss wohl meinen eigenen Wein anbauen, wenn das der beste ist, den man hier kaufen kann.«
    »Könntest du das?«
    »Möglich, mit dem richtigen Boden. Das Klima scheint mir geeignet zu sein.«
    »Was ist mit deinem Hof in Frankreich? Was hast du damit angestellt?«
    »Noah hat ihn gekauft. Ich bin noch nicht dazu gekommen, es dir zu erzählen, doch er ist nach Marseille gefahren, um mich zu finden.«
    »Wirklich? Er ist ein richtiger Schatz«, meinte Belle. »Und nicht ein Wort zu mir!«
    Etienne lächelte. »Ja, ein wahrer Freund. Weißt du, mittlerweile hatte er festgestellt, dass ich kurz vor Kriegsende nach Hause geschickt worden war. Doch als er keine Antwort auf einen Brief bekam, den er an den Bauernhof adressiert hatte, beschloss er, selbst hinzufahren und mich zu suchen. Er stöberte mich bei den Freunden auf, bei denen ich wohnte, und dann fuhren wir beide zu mir nach Hause.«
    »Und er wollte den Hof kaufen?«
    »Es war bei ihm Liebe auf den ersten Blick. Ich habe versucht, es ihm auszureden, doch er meinte, Lisette wollte, dass ihre Kinder die Ferien in Frankreich verbringen, damit Rose demnächst genauso gut Französisch spricht wie Jean-Philippe. Außerdem würde das Anwesen nur noch mehr verfallen, wenn ich dir nachfahre.Und dann sagte Noah noch, er habe genug Geld, um auf dem Grundstück ein besseres Haus zu bauen, und dass ich dort immer willkommen sei, mit dir und ohne dich.«
    »Und was nun?«, hakte Belle nach. »Was wirst du hier machen?«
    »Fürs Erste mit dir schlafen, bis du um Gnade flehst«, gab er grinsend zurück. »Dann müssen wir heiraten, um deinen guten Ruf zu retten.«
    Sie lachte. »Ist es nicht üblich, einer Frau zuerst einen Heiratsantrag zu machen?«
    »Willst du mich heiraten, Belle, meine Schöne?«, fragte er und nahm ihre Hand.
    »Sobald es sich machen lässt«, antwortete sie. »Ich liebe dich, Etienne, und es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche, als deine Frau zu werden.«
    Er stand auf, trat zu ihr und nahm sie in die Arme. »Seit jenem Tag in Brest, als ich dich auf das Schiff nach Amerika bringen musste, haben wir einen langen Weg zurückgelegt. Weißt du, dass ich anfing, dich zu lieben, als du mich während meiner Seekrankheit gepflegt hast?«
    »Nein!«
    »Nicht in körperlicher Hinsicht! Du warst zu jung und verletzlich, aber du hattest so viel Geist und Charme. Dich in New Orleans zurückzulassen hat mich tief beschämt; du bist mir danach nicht mehr aus dem Kopf gegangen.«
    »Du musstest mich dort hinbringen,
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