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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens
Autoren: Lesley Pearse
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es nicht verdient, belogen zu werden.
    »Ja«, gestand sie. »Aber er hat mir nie gesagt, dass er meine Gefühle erwidert, und das war’s dann.«
    »Ich wusste, dass irgendwas nicht stimmte, als du damals nach Hause gekommen bist. Du hast nicht viel über ihn geredet, doch ich hatte so ein unbestimmtes Gefühl. Warum hast du Jimmy geheiratet?«
    »Weil ich ihn geliebt habe und weil wir füreinander geschaffen waren.«
    »Aber du hast Etienne wiedergesehen, letztes Jahr im Lazarett, nicht wahr?«
    »Ja, er kam mich nach Mirandas Tod besuchen. Er hatte sie und ihren amerikanischen Verlobten kennengelernt.«
    »Und du hast dich wieder in ihn verliebt?«
    »Nein, es war nur ein freundschaftlicher Besuch, mehr nicht.«
    Eine Weile herrschte Schweigen, und Belle hoffte, dass Mog die Fragen ausgegangen wären.
    »Mir machst du nichts vor«, erklang die Stimme, die Belle in ihrer Kindheit so oft zurechtgewiesen hatte, aus der Dunkelheit. »Vergiss nicht, dass ich einen Großteil meines Lebens in einem Bordell gearbeitet habe! Ich habe Hunderte Männer in ihren schlimmsten Momenten erlebt und hin und wieder in ihren besten. Ich habe gelernt, in ihren Gesichtern zu lesen. Allein die Art, wie ein Mann geht, verrät mir Dinge, von denen die meisten Frauen keine Ahnung haben. Und ich weiß, dass Etienne dich liebt. Und er hatte etwas mit dir. Ich habe es in seinen Augen gesehen.«
    Belle lag wie erstarrt da. Mog hatte nie als Prostituierte gearbeitet, sie war in Annies Bordell nur das Hausmädchen gewesen. Nie hätte sie gedacht, dass diese Frau, die sich ein Leben lang um sie gekümmert hatte, als wäre sie ihr eigenes Kind, nur durch Beobachtungen ein derartiges Wissen erlangen könnte.
    »Und jetzt erzähl mir, wann es passiert ist! Ich schätze mal, kurz nach Mirandas Tod.«
    Mog hatte oft den Ausspruch zitiert: »Irgendwann holen uns unsere Sünden ein«, und Belle wusste, dass dieser Moment nun für sie gekommen war.
    »Ja«, flüsterte sie. »Nur eine Nacht, dann musste er an die Front zurück. Ich hätte es nicht tun sollen. Der Himmel weiß, welche Schuldgefühle ich nachher hatte.«
    »Dann wurde Jimmy verwundet, und ihr seid nach Hause zurückgekehrt.«
    »Ja.«
    Belle wartete auf ein aufgebrachtes »Wie konntest du nur!«, gefolgt von einer Aufzählung von Jimmys Tugenden.
    Aber die erwartete Strafpredigt blieb aus. Mog drehte sich zu Belle um und legte einen Arm um sie. »Ich habe damals gleich gewusst, dass irgendetwas nicht stimmt. In deinen Augen lag ein Leid, das sich nicht nur mit Jimmys Verletzungen erklären ließ. Als er dann nach Hause kam, fiel mir auf, wie gebrochen du gewirkt hast, wenn er mal wieder auf dir herumgehackt hat. Ich nehme an, du hast gedacht, du hättest es verdient?«
    Belle fing an zu weinen. »Bevor ich Frankreich verließ, habe ich Etienne geschrieben, dass ich ihn nie wiedersehen kann und er nicht versuchen darf, Kontakt zu mir aufzunehmen. Ich habe mich bemüht, Jimmy glücklich zu machen, doch ich konnte es nicht.«
    »Niemand kann einen anderen glücklich machen, dafür ist jeder Mensch selbst verantwortlich«, meinte Mog. »Ich habe es gehasst, wie er dich behandelt hat, und das habe ich ihm auch gesagt, immer wieder. Doch er saß in seiner ganz persönlichen Hölle fest,und ich glaube, er hatte die Fähigkeit verloren, etwas für andere zu empfinden.«
    »Aber das entschuldigt nicht, dass ich ihm untreu war. Damals war er noch gesund und unversehrt.«
    »Hättest du ihn verlassen, wenn er nicht verwundet worden wäre?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe daran gedacht, bis zum Ende des Krieges zu warten und ihm dann zu sagen, dass ich Etienne liebe. Doch ich habe mich nach wie vor an den Schwur »… bis dass der Tod uns scheidet« gebunden gefühlt, und ich bezweifle, dass ich es übers Herz gebracht hätte, Jimmy so wehzutun. Weißt du, trotz meiner Gefühle für Etienne habe ich nie aufgehört, ihn zu lieben.«
    »Und an dem Tag, als Jimmy den Brief bekam, in dem stand, dass Etienne ihn gerettet hat und dass er tot ist, wie war dir da zumute?«
    »Als wäre mir das Herz aus der Brust gerissen worden«, gab Belle leise zu.
    Mogs Arm schloss sich fester um sie. »Mein armer Liebling! Ich wünschte, du hättest mir das alles erzählt.«
    »Du bist nicht böse auf mich? Du findest nicht, dass mir recht geschehen ist?«
    »Wer bin ich, um über dich zu urteilen?«, fragte Mog zurück. »Ich denke, wenn du mir das alles erzählt hättest, nachdem du aus Frankreich zurück warst, hätte
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